"Der Junge ist fix und alle" Erstmals Profi-Spiel wegen Rassismus abgebrochen
19.12.2021, 15:09 UhrZum ersten Mal wird in Deutschland ein Profi-Fußballspiel wegen Rassismus abgebrochen. Bei der Drittliga-Partie zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück beleidigt ein Fan Osnabrücks Opoku, beide Teams verlassen den Platz - und kehren nicht zurück.
Novum im deutschen Profifußball: Das Drittligaspiel zwischen dem MSV Duisburg und dem VfL Osnabrück ist am Sonntag in der 33. Minute von Schiedsrichter Nicolas Winter beim Stande von 0:0 aufgrund eines Rassismus-Vorfalls abgebrochen worden. Von den Rängen hatte es gegen Osnabrücks Aaron Opoku offenbar Affenlaute gegeben.
Der vermeintliche Täter wurde identifiziert und aus dem Stadion gebracht. Laut Duisburger Polizei handelt es sich um einen 55-Jährigen, der bisher noch nicht polizeilich bekannt war. Er durfte nach einer Befragung wieder nach Hause gehen. Der Staatsschutz ist informiert, die Polizei hat Anzeige erstattet.
"Es gab einen Eckstoß für den VfL Osnabrück und dann Affenlaute von der Tribüne", sagte der Unparteiische Winter bei MagentaSport. Das Schiedsrichter-Gespann habe direkt darauf reagiert, "ich habe gesehen, wie schockiert der Spieler gewesen war", sagte Winter.
Man sei deshalb direkt in die Kabine, "um uns um den Spieler zu kümmern. Ich habe ihm gesagt, wir sind da, um ihn zu schützen." Man werde von Schiedsrichter-Seite einen Sonderbericht verfassen. Winter zum Vorkommnis: "Das ist in schwierigen Zeiten ganz dramatisch."
Die Gästemannschaft sah sich aufgrund des Vorfalls nicht in der Verfassung, das Spiel fortzusetzen. "Der Junge ist fix und alle, die ganze Mannschaft ist fertig. Wir haben nur die Chance, um Entschuldigung zu bitten. Wir haben mehr als Verständnis dafür. Das ist ein Tiefpunkt in unserer Vereinsgeschichte", sagte MSV-Pressesprecher Martin Haltermann.
Bei MagentaSport ergänzte er: "Wenn man gerade die Szene in der Kabine erlebt hat, ist die Entscheidung nachzuvollziehen. Das ist hoffentlich die letzte Warnung für die letzten Hohlköpfe, die es immer noch nicht kapiert haben." Bei Twitter postete der Verein: "Wir verstehen das vollumfänglich und nehmen die Situation, wie sie ist. Ein bitterer Nachmittag für den Fußball in Duisburg!"
Während sich die Mannschaften in der Kabine befanden, skandierten viele der Zuschauer "Nazis raus!" in der Arena. Die Stadionregie ließ den Antifaschismus-Song "Schrei nach Liebe" von der Band Die Ärzte spielen.
"So etwas dürfen wir nicht akzeptieren. Aaron ist fertig und war nicht mehr in der Lage zu spielen", sagte VfL-Geschäftsführer Michael Welling. Der Klub wollte mit dem Verzicht auf ein Weiterspielen auch dokumentieren, "dass wir das nicht akzeptieren". Welling betonte, das dürfe "nicht zur Gesellschaft und deswegen auch nicht zum Fußball gehören". Laut ihr sei der MSV-Spieler Leroy Kwadwo ebenfalls rassistisch beleidigt worden. Der 25-Jährige erlebte das leider nicht zum ersten Mal. Schon im Februar 2020 war er, damals noch in Diensten der Würzburger Kickers, rassistisch beleidigt worden.
Quelle: ntv.de, ara/sid