"Er ruiniert den Verein" Ex-Schalker Jones attackiert Heldt
26.11.2014, 11:17 Uhr
Horst Heldt gehört wahrscheinlich nicht zu den Followern von Jermaine Jones.
(Foto: imago/Schwörer Pressefoto)
Jens Keller ist nicht mehr da. Wer trägt also die Schuld am 0:5-Debakel des FC Schalke gegen Chelsea? Der ehemalige Kapitän Jermaine Jones hat den Verantwortlichen ausgemacht - und hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.
Schon eine Minute vor der Halbzeit nahm die Schalker Selbstdemontage gegen Chelsea groteske Züge an: Bei einem Eckball behauptete sich Jan Kirchhoff resolut im Duell mit seinen Teamkollegen Benedikt Höwedes und Felipe Santana und köpfte entschlossen ein. Ins eigene Tor. Es war das 0:3. Noch zwei weitere Tore fielen, Fans und Spieler waren bedient. "Ich kann mich nur bei allen entschuldigen, die ins Stadion gekommen sind", sagte Höwedes nach diesem einseitigen Fußballspiel in der Champions League. José Mourinho, der Trainer des Siegers, sah sich sogar zu einer Art Entschuldigung genötigt: "Der einzige Trost für sie ist, dass sie gegen eine Mannschaft verloren haben, die ein perfektes Spiel gemacht hat. Es war nicht ihr Fehler."
Natürlich kann man gegen den unangefochtenen Spitzenreiter der Premier League verlieren. Gerade, wenn Chelsea so gut aufgelegt ist. Aber 0:5? Im eigenen Stadion? Obwohl Jens Keller nicht mehr Trainer ist? Sportvorstand Horst Heldt wollte gar nicht nach Ausreden suchen: "Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann", schimpfte der Manager. "Das ist so nicht akzeptabel." Auf der Suche nach den Schuldigen für die sportliche Misere liegt nun aber auch der Fokus auf Heldt selbst. Der neue Wortführer der Kritiker: Jermaine Jones.
"Das ist nicht mein Niveau"
Der ehemalige Schalker lebt mittlerweile in den USA, hat sich das Spiel gegen Chelsea aber offenbar im Fernsehen angeschaut. Seinen Ärger über die Leistung teilte er dann mit seinen Followern auf Twitter: "Ich sage nur 'Horst Heldt' ... Wem gibst du nun die Schuld? Es ist schlimm, dass jemand einen Verein so ruinieren kann." Der Tweet machte schnell die Runde, später löschte Jones den Eintrag.
Jones' Attacke war auch bis zu Horst Heldt vorgedrungen. Antworten wollte der Schalker Manager nicht: "Das ist nicht mein Niveau", sagte er beim Bezahlsender "Sky". Über Niveau wird er in den nächsten Wochen aber viel reden müssen - nämlich über das seiner Mannschaft. Die hat er wesentlich mitzuverantworten. Die Schalker müssen nun am 10. Dezember ihr abschließendes Gruppenspiel in Maribor gewinnen und darauf hoffen, dass Chelsea gleichzeitig gegen Sporting Lissabon gewinnt. Nur dann erreichen die Gelsenkirchener das Achtelfinale. Es spricht aber viel dafür, dass sie in der Europaliga besser aufgehoben sind. Ihr Anspruch ist das nicht.
Die Transfers sitzen nicht
Seit dem Frühjahr 2011 prägt Heldt die sportliche Entwicklung des FC Schalke 04. Zunächst mit Erfolg. Nach dem Ende der Ära Magath holt er Ralf Rangnick, gewinnt mit ihm den DFB-Pokal. Doch der große Umbruch zur Saison 2011/2012 scheitert. Nicht nur weil Ralf Rangnick wegen seines Burnouts schon im September wieder zurücktritt. Die Transfers sitzen einfach nicht. Schalke holt Chinedu Obasi, Ciprian Marica und Teemo Pukki, die nie überzeugen konnten.
Weitere schlechte Personalentscheidungen folgten: Tranquillo Barnetta, Michel Bastos, Adam Szalai. Die Trennung von Jermaine Jones in der vergangenen Winterpause gehört nicht dazu - der ehemalige Kapitän zeigte keine guten Leistungen mehr und war schlicht überbezahlt. Aber auch die Neuzugänge der jüngeren Vergangenheit haben mit Ausnahme von Eric Maxim Choupo-Mouting noch nicht eingeschlagen. An Kevin-Prince Boateng scheiden sich die Geister. Fest steht jedoch: Auch wenn Schalke bislang immer in der Champions League spielte, eine konstante spielerische Weiterentwicklung ist in der Amtszeit von Horst Heldt nicht zu erkennen.
Zieht man das notorische nervöse Schalker Umfeld mit in Betracht, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass Horst Heldt sich sehr bald rechtfertigen muss - und zwar vor Leuten, die im Verein mehr zu sagen haben als Jermaine Jones. Der löschte übrigens seinen Tweet. Auf Nachfrage schrieb er aber: "Tat mir nicht leid. Macht einen nur traurig."
Quelle: ntv.de, mit sid