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FC Bayern bangt um Kimmich Tuchels große Sorge wird zum ersten Mal Realität

Thomas Tuchel muss gegen Bayer Leverkusen vermutlich auf Joshua Kimmich verzichten.

Thomas Tuchel muss gegen Bayer Leverkusen vermutlich auf Joshua Kimmich verzichten.

(Foto: dpa)

Der FC Bayern trifft am Abend im Topspiel auf Bayer Leverkusen und hat ein erstes Personalproblem: Joshua Kimmich wird vermutlich nicht spielen können. Trainer Thomas Tuchel muss umbauen. Noch lässt sich das lösen, aber es ist eben auch so, dass seine ständige Sorge erstmals auf die Realität trifft.

Thomas Tuchel hatte in diesem Sommer nur selten einen Hehl daraus gemacht, dass er mit dem Kader beim FC Bayern nicht ganz zufrieden ist. "Zu dünn" findet er das Aufgebot. Bedeutet: Es mangelt ihm an Personal. Einen echten "Sechser" hätte er gerne gehabt. Und über einen Rechtsverteidiger hätte er sich auch nicht beklagt. Am Deadline Day sah es auch lange so aus, als würde zumindest ein Wunsch erfüllt werden. Doch der Wechsel des Portugiesen João Palhinha zerschlug sich in letzter Sekunde, weil der FC Fulham keinen Ersatz fand. Besonders kurios: Während die Münchner Hoffnung hatten, den 28-Jährigen im Winter verpflichten zu können, hat der Spieler nun offenbar andere Pläne. Am Donnerstag verlängerte er seinen Vertrag bis 2028.

Gleiches gilt für Kyle Walker, wenngleich sein neues Arbeitspapier nur bis 2026 verlängert wurde. Der 33 Jahre alte Abwehrspieler, vornehmlich auf der rechten Seite unterwegs, war in der abgelaufenen Transferperiode ebenfalls heftig von Bayern München umworben worden. Mit dem FC Bayern war Walker sich, wie auch Palhinha, dem Vernehmen nach praktisch einig, Guardiola legte sich aber sehr ins Zeug, machte den 78-maligen englischen Nationalspieler in der Saisonvorbereitung zum Kapitän und damit zum Nachfolger des zum FC Barcelona abgewanderten İlkay Gündoğan.

Auf die anstehenden Aufgaben haben die Verlängerungen keinen Einfluss. Bis ins neue Jahr hinein muss der Coach mit den Bordmitteln hantieren und versuchen, in allen Wettbewerben eine starke und frische Mannschaft auf den Platz zu bekommen. Zum Beispiel an diesem Freitagabend, wenn das überragend gut gestartete Bayer Leverkusen zu Gast in München ist. Und schon gibt es ein erstes Problem: Joshua Kimmich droht auszufallen, er hatte sich beim Trip mit der Nationalmannschaft verletzt. Der 28-Jährige hatte wegen muskulärer Probleme auf das Länderspiel gegen Frankreich (2:1) verzichten müssen. Nichts Ernstes, aber eben fraglich fürs Topspiel.

Laimer hinten rechts, de Ligt auf der Sechs

Und schon wird Realität, was Tuchel über den Sommer hinweg gebetsmühlenartig wiederholt hatte. Es dürfe nicht viel passieren, sonst würde es eben "dünn" im Kader. Noch mag das Problem beherrschbar sein. Sollte Kimmich tatsächlich nicht von Beginn an spielen, sondern, wie die "Bild" vermutet, nur auf der Bank sitzen, würden eben Leon Goretzka und Konrad Laimer das Zentrum besetzen. Es könnte wahrlich schlimmer kommen. Goretzka war trotz überraschender Nicht-Einladung zur Nationalmannschaft zuletzt in guter Form und der Ex-Leipziger Laimer hatte in der Vorbereitung überzeugt. Ihm war eigentlich ein fester Platz im Team zu Beginn der Saison vorhergesagt worden.

Aber es ist eben so: Laimer ist im Kader derzeit eine unverzichtbare, polyvalente Personalie. Beim 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach zuletzt übernahm er zur zweiten Halbzeit die Rechtsverteidigerposition von Noussair Mazraoui. Und er machte seine Sache so gut, dass er sich zu einer starken Option aufschwingt. Aber nicht gegen Bayer, nicht, wenn Kimmich ausfällt. Die Decke ist halt zu kurz. Wenn man sie zu den Ohren zieht, bleiben die Füße kalt. Und umgekehrt. Eine weitere, ungewöhnliche Variante probierte Tuchel im gleichen Spiel aus. In den letzten Minuten schickte er den wuchtigen Matthijs de Ligt auf die Sechs und erklärte das nun nochmal so: "Wir haben jemanden mit Stabilität und Zweikampfstärke gebraucht, der uns bei Standardsituationen hilft."

So dünn ist der Kader

Eigentlich ist de Ligt Innenverteidiger. Auch er galt vor der Saison als Mann für die erste Elf. Doch bislang steht er hinter Dayot Upamecano und Neuzugang Kim Min-jae zurück. Sollte einer von ihnen ausfallen, wäre der Platz wieder frei. Aber das nächste Problem da. Vierter Mann in der Innenverteidigung ist Tarek Buchmann, ein 18 Jahre altes Talent. Und auch im Mittelfeld sieht es ähnlich aus. Dort heißt der vierte Mann hinter Kimmich, Goretzka und Laimer Aleksander Pavlovic. Er ist 20 Jahre alt, bisher bewährte Kraft in den Nachwuchsteams. Hinten rechts sieht es noch dünner aus, wenn Laimer nicht als Alternative bereitsteht. Nominell ist der längst vergessene Bouna Sarr die Nummer zwei auf der Position. Aber Einsätze für ihn sind kein realistisches Szenario.

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Für ein bisschen Entspannung könnte irgendwann einmal Neuzugang Raphael Guerreiro sorgen. Er hat nach seinem Muskelbündelriss aber noch Trainingsrückstand. Wann der Linksverteidiger, der auch im zentralen Mittelfeld spielen kann, eine ernsthafte Option für Tuchel wird, noch unklar. So lange muss der Trainer puzzeln und hoffen. Aber nicht mehr lamentieren. Das soll der Vergangenheit angehören. Während der Länderspielpause soll es zu einer Aussprache mit den Bossen gekommen sein.

In München hatten sie indes ohnehin schon versucht, die Dinge kleinzuhalten. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hat angebliche Dissonanzen mit Tuchel nach der abgelaufenen Transferphase dementiert. "Jetzt haben wir mit Thomas Tuchel einen sehr seriösen, sehr guten Trainer. Mit ihm wollen wir die nächsten paar Jahre die Dinge zusammen gestalten. Wir haben von Anfang an gut zusammengearbeitet. Das hat sich jetzt in den letzten Wochen bewährt", sagte Hoeneß noch Anfang des Monats in der "Sport Bild". Man könne doch mal unterschiedlicher Meinung sein. "Das war früher auch immer wieder der Fall. Das hat aber noch nie bedeutet, dass wir dann aufhören, miteinander zu reden oder uns gegenseitig wertzuschätzen", betonte der 71-Jährige.

Quelle: ntv.de, tno

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