Fußball

So läuft der 20. Spieltag FC Bayern echauffiert sich, Klopp kämpft

Jerome Boateng ist beim FC Bayern der Rotsünder der Herzen.

Jerome Boateng ist beim FC Bayern der Rotsünder der Herzen.

(Foto: imago/ActionPictures)

Der FC Bayern wittert einen Malus für seinen Weltmeister Boateng. Der BVB punktet zwar nicht, kommt aber beim Bau seiner Wagenburg voran. Und Wolfsburg beteuert, dass man sich Andre Schürrle sehr wohl leisten kann - zumindest noch.

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Die "Bild"-Zeitung ist alarmiert, der "Kicker" ist alarmiert, alle sind alarmiert. Denn neben der für Münchner Verhältnisse extrem unterdurchschnittlichen Punktausbeute aus der aktuellen englischen Woche stiftet die Personalpolitik von Trainer Josep Guardiola Verwirrung. Insbesondere die Ex-Dortmunder Mario Götze und Robert Lewandowski dürften sich aktuell eher ungeliebt fühlen, beide waren beim missratenen Rückrundenstart nur Statisten. Unruhe gibt es deswegen noch keine, aber der "Kicker" bereitet sich und die Nation schon einmal wortreich darauf vor.

Bis es soweit ist, drängt sich noch fix Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in die Schlagzeilen. Er echauffiert sich über die Drei-Spiele-Sperre für Jerome Boateng und fordert einen Promi-Bonus. Es habe schließlich "in x Fällen" nach einer Roten Karte wegen Notbremse nur ein Spiel Sperre gegeben, moserte Rummenigge: "Warum man einem Weltmeister Boateng einen Malus mit drei Spielen Sperre verpasst, verstehe ich nicht ganz." Tja, lieber Herr Rummenigge: Lesen bildet. Sportlich darf der FC Bayern am 20. Spieltag den ersten Sieg der Rückrunde verbuchen, es geht ja gegen den VfB Stuttgart. Die Schwaben verloren von den letzten zwölf Pflichtspielen gegen Bayern zwölf. Also auch dann, als sie sich ausnahmsweise nicht von Huub Stevens aus akuter Abstiegsgefahr retten lassen mussten. Illusionen macht sich Stevens für das Duell der schwächsten Heimmannschaft der Liga mit dem besten Auswärtsteam keine: "Es ist klar, dass Bayern auf einem anderen Niveau spielt als wir. Wenn man da punktet, ist es überraschend." Überraschend einsichtig.

Wie läuft die Dortmunder Aufholjagd?

Unzertrennlich: BVB-Coach Jürgen Klopp und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (r.).

Unzertrennlich: BVB-Coach Jürgen Klopp und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (r.).

(Foto: dpa)

Sie nimmt an Fahrt auf, allerdings in die falsche Richtung. Seine Mannschaft habe zwar "einen Lauf", räumte BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem 0:1 gegen Augsburg ein, fügte aber an: "Nur genau den anderen." Statt die Liga von hinten aufzurollen, droht der Borussia ein Abo auf Überschriften à la "Dortmund festigt Platz 18". Der Verein ist aber weiter fest entschlossen, wenn schon in die falsche Richtung zu laufen dann doch immerhin gemeinsam und grüßt trotzig aus der Wagenburg. Erst beteuerte Klopp: "Ich habe keinen Bock mehr, ich resigniere - das kann ich komplett ausschließen. Mein Akku ist voll. Und außerdem bin ich vom Erfolg unserer Mission nach wie vor überzeugt." Dann beteuerte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, dass Klopp weiter das Vertrauen des Vereins genieße. Ein Rauswurf sei kein Thema und deshalb möchte er doch auch bitteschön nicht jede Woche aufs Neue danach gefragt werden. Also auch dann nicht, wenn die Dortmunder im Abstiegsduell beim SC Freiburg erneut verlieren sollten. Das Duell mit den Breisgauern ist ein echtes Sechs-Punkte-Spiel, auch Dortmunds Nuri Sahin schwant ja inzwischen: "Die Lage ist brisant und extrem gefährlich." Gewinnt die Borussia, würde sie Freiburg überholen und damit zumindest die Rote Laterne abgeben. Es wäre ein Lebenszeichen eines Teams, das gegen Augsburg trotz 30-minütiger Überzahl das gegnerische Tor ähnlich ideenreich bestürmte wie eine Horde Zombies. Gewinnen die Freiburger, was nach den bisherigen beiden Rückrundenspielen wahrscheinlicher scheint, müssten die Dortmunder einen direkten Abstiegskonkurrenten auf fünf Punkte davonziehen lassen. Spätestens dann dürfte Watzke die Trainerfrage erneut gestellt werden - ob er will oder nicht.

Was passiert sonst noch?

Pal Dardai soll Hertha BSC retten - oder doch Manager Michael Preetz?

Pal Dardai soll Hertha BSC retten - oder doch Manager Michael Preetz?

(Foto: imago sportfotodienst)

Schalke und Mönchengladbach duellieren sich um die Champions League (ab 20.30 Uhr im n-tv.de Liveticker). Ansonsten debütiert Pal Dardai, als Retter von Hertha BSC. Der Ungar hat zwar als Fußball-Nationaltrainer seines Heimatlandes bereits einen der begehrteren Arbeitsplätze im Weltfußball. Die Nachfolge des erst glücklosen und dann immer unglücklicheren Jos Luhukay betrachtet er trotzdem nicht als Zweitbrotjob, sondern als "Ehrensache". Denn: "Ich bin Berliner, bin Herthaner, habe blaues Blut." Deshalb setzt der doppelte Dardai, immerhin Rekordspieler der Berliner, klare Prioritäten: "Ungarn ist natürlich wichtig für mich - doch Hertha ist sehr, sehr wichtig." Der 38-Jährige ist der zehnte Trainer in den vergangenen fünf Jahren, dem Manager Michael Preetz den sportlichen Chefposten anvertraut. Für den größten Erfolg von Preetz halten die Kollegen vom Berliner "Inforadio" deshalb, dass Preetz selbst noch im Amt ist. Damit Preetz noch eine Weile erfolgreich bleiben kann, sollte Dardai möglichst schon in Mainz punkten. Dort fürchtet man keinen Neu-Trainer-Effekt, sagt zumindest Coach Kasper Hjulmand: "Wir reden nicht über den Gegner, wir reden über unsere eigene Qualität. Wir wollen den Sieg holen."

Weiter siegen möchte auch Werder Bremen, nächster Gegner ist Bayer Leverkusen. Trotz der Erfolgsserie von drei Siegen in Folge hat Coach Viktory Skripnik seinem Team bodenständigen Fußball verordnet: "Wir sind keine Künstlermannschaft und werden nicht glänzen. Aber wir haben nicht vergessen, wo wir herkommen und werden mit Herz spielen." Fraglich für die Partie ist Torjäger Franco di Santo, der in der Rückrunde 75 Prozent aller Bremer Tore erzielt hat. Den Argentinier plagen Oberschenkelprobleme.

Wo wird's brisant?

Weltmeister in Wolfsburg: Noch kann sich der VfL Spieler wie Andre Schürrle leisten.

Weltmeister in Wolfsburg: Noch kann sich der VfL Spieler wie Andre Schürrle leisten.

(Foto: AP)

In Wolfsburg. Nicht kurzfristig, dazu ist die Lage trotz des mühsamen 1:1 bei Eintracht Frankfurt mit Platz 2 zu komfortabel. Aber womöglich mittelfristig. Der Verein bestreitet zwar auch nach dem 32-Millionen-Euro-Transfer von Andre Schürrle hartnäckig den Vorwurf, aktuell wieder einmal allzu verschwenderisch mit den VW-Millionen umzugehen. Finanzgeschäftsführer Wolfgang Hotze deutete in der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" aber an, dass die Transferpolitik eine riskante Wette auf die Zukunft ist. Langfristig kriege man "mit dem aktuellen Kader Probleme, wenn wir nicht in der Champions League spielen", sagte Hotze. Heißt: Ohne Millioneneinnahmen aus der "Königsklasse", aber mit teuren Stars wie Kevin de Bruyne oder Schürrle könnte der VfL von der Uefa des Financial Foul Play überführt werden.

Aktuell hat der VfL sechs Punkte Vorsprung die fünftplatzierten Leverkusener, die er gegen 1899 Hoffenheim auch unbedingt verteidigen möchte. Ob Schürrle sein Debüt im VfL-Dress feiern wird, ließ Trainer Dieter Hecking offen. Er warnte sein Team lieber vor dem Gegner: "Wenn wir nicht 100 Prozent abrufen, wird es eng." Das Team von Markus Gisdol ist mit zwei Niederlagen ins Jahr 2015 gestartet, will die Krise aber ähnlich trotzig meistern wie Borussia Dortmund. Vor dem Auswärtsspiel bei den heimstarken Wolfsburgern beschwor Gisdol die eigenen Stärken: "Wir müssen nur den Schalter wieder umlegen. Wenn wir selbst Fußball spielen, sehen wir auch immer gut aus." Wolfsburg geht aber mit einer beeindruckenden Statistik ins Spiel: In jedem seiner 14 Pflichtspiele gegen Hoffenheim erzielte der VfL mindestens einen Treffer. Und nur einmal reichte das im eigenen Stadion nicht für einen Punkt.

Für welchen Trainer wird es eng?

Jürgen Klopp, wenn er sich nicht in seiner schwarzgelben Wagenburg verschanzen würde. Hilfsweise muss deshalb Andre Breitenreiter herhalten. Der Coach und sein SC Paderborn könnten sich in Köln in den Bundesliga-Annalen festspielen. Nach dem Rückrunden-Fehlstart mit null Punkten und 0:8-Toren gegen Mainz und den HSV droht den Paderbornern die schlechteste englische Woche aller Zeiten. Alles ab einem 0:4 genügt, und der SC würde den FC Schalke als "Rekordhalter" ablösen.

Völlig ungefährdet fühlt sich HSV-Coach Josef Zinnbauer nach dem 3:0 in Paderborn, er spürt das "Vertrauen des Vereins" und womöglich kribbelt es ihm noch immer im rechten kleinen Zeh nach diesem Hamburger Torrausch. Der soll gegen Hannover zum reißenden Strom werden, was Tayfun Korkuts 96er aber kämpfend und grätschend verhindern wollen. Gegen den HSV, kündigte Korkut an, gehe es um andere Dinge "als um schönen Fußball". Klingt eigentlich nach dem perfekten Spiel - für den HSV.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Wir haben nicht so viel falsch gemacht, dass wir 18. sein müssten. Es geht jetzt nicht darum, dass ich mich durch übermäßige Selbstkritik auch noch selbst schwäche." BVB-Trainer Jürgen Klopp stellt sich schützend vor sich. Natürlich nur, um seine Mannschaft zu schützen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen