Fußball

"Nicht mehr selbst in der Hand" FC Bayern fürchtet sich selbst

"Nicht akzeptabel", nennt  Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger den Auftritt der Mannschaft.

"Nicht akzeptabel", nennt Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger den Auftritt der Mannschaft.

(Foto: REUTERS)

In München schrillen nach dem schwachen Auftritt beim Tabellenletzten alle Alarmglocken. "Eine Leistung, die nicht akzeptabel ist", sagt Sportdirektor Christian Nerlinger. Auf dem Platz verhöhnt Arjen Robben Mannschaftskollege Holger Badstuber, Franck Ribéry spielt haarsträubende Fehlpässe. Die Meisterschaft ist theoretisch noch möglich, aber Kapitän Philipp Lahm gibt zu: "Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand."

Ohne Mut, ohne Ideen, ohne Leidenschaft: Nach dem 0:0 beim Tabellenletzten SC Freiburg herrscht beim FC Bayern München Alarmstimmung. Der Titel ist ernsthaft in Gefahr. Am Mittwoch wartet nun der FC Basel in der Champions League.

Beim FC Bayern München geht die Angst vor einer weiteren Saison ohne Meistertitel um. Das matte 0:0 bei Schlusslicht SC Freiburg machte allen Beteiligten deutlich, dass die nach den jüngsten Siegen überwunden geglaubte spielerische Krise beim selbst ernannten Favoriten noch nicht ausgestanden ist. "Spätestens jetzt schrillen die Alarmglocken. Wenn sich nicht ganz schnell ganz viele Dinge ändern, wird das eine enttäuschende Saison für den FC Bayern", prophezeite Sportdirektor Christian Nerlinger nach dem blutleeren Auftritt des Rekordmeisters im Breisgau. "Das war eine Leistung, die nicht akzeptabel ist. Es wirkt, als wenn einige nicht verstanden hätten, worum es geht."

"Nicht mit größtem Selbstvertrauen"

Trainer Jupp Heynckes, nachdenklich.

Trainer Jupp Heynckes, nachdenklich.

(Foto: dpa)

Es geht um alles: Weil sich die Konkurrenz im Titelkampf keine Blöße gibt, haben die Bayern nun bereits vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund - und mussten sogar Borussia Mönchengladbach passieren lassen. "Natürlich fahren wir da jetzt nicht mit dem größten Selbstbewusstsein hin", sagte Kapitän Philipp Lahm angesichts des bevorstehenden Achtelfinal-Hinspiels in der Champions League beim FC Basel.

Dort kann es jedoch eigentlich nur besser werden, denn gegen die leidenschaftlich kämpfenden Freiburger waren die Münchner mut- und ideenlos wie selten in dieser Saison zu Werke gegangen. "So darf man nicht auftreten. Es gibt viel Gesprächsbedarf", meinte Lahm. Ihn hatte die Angriffslust jedoch erst nach dem Spiel gepackt. Warum die Bayern, die nach dem missglückten Start in die Rückrunde nun wieder gefestigt schienen, abermals Schwächen offenbarten, wusste Lahm nicht zu erklären. "Ich habe keine Ahnung, warum."

Vielleicht, weil Arjen Robben wieder einmal zunächst nur auf der Ersatzbank Platz nehmen musste. Erst als der Niederländer zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, besserte sich das Spiel der Bayern. Robben hatte prompt die beste Chance zum Treffer des Tages, den jedoch der starke Freiburger Torwart Oliver Baumann verhinderte. "Ich bin enttäuscht. Wir müssen jetzt analysieren und dann wieder aufstehen", sagte Robben, der nach einer Attacke von Jonathan Schmid vergeblich einen Elfmeter forderte (52.).

Hoffen auf Patzer

Trainer Jupp Heynckes läuft mit seinem Verzicht auf den Niederländer in der Startelf Gefahr, das Betriebsklima nachhaltig zu stören. Seine Frustration versucht Robben nicht einmal zu verstecken. Als Holger Badstuber nach rund einer Stunde eine weite Flanke aus der Abwehr misslang, klatschte Robben höhnisch Beifall. Badstuber schüttelte nur den Kopf. "Das war heute nicht der FC Bayern, wie wir ihn uns vorstellen und wie wir uns präsentieren wollen", sagte Nerlinger auch angesichts solcher Szenen.

Sportdirektor wie Kapitän befürchten bereits die Zuschauerrolle bei der Titelvergabe. "Das wird sonst ein Zweikampf zwischen Dortmund und Mönchengladbach", meinte Nerlinger. "Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand", räumte Lahm ein. Die Bayern müssen auf Patzer der Konkurrenten hoffen. Der Trainer gibt sich indes weiter kämpferisch. "Die Meisterschaft wird am letzten Spieltag entschieden. Aber natürlich haben wir heute zwei Punkte verloren, was wir uns nicht leisten können", sagte Heynckes.

Er steht jetzt in der Pflicht. "Der Trainer wird sicher die richtigen Worte und Maßnahmen finden", meinte Nerlinger. Immerhin gibt es am Mittwoch die Chance zur Wiedergutmachung. "An Basel sollten wir jetzt noch nicht denken", forderte Kapitän Lahm zunächst die Aufarbeitung des Spiels in Freiburg. Denn nur eines macht ihm Mut: "Das ist ein anderer Wettkampf. Das ist gut." Mehr Anlass zur Hoffnung gibt es seit Samstagabend offenbar nicht.

Quelle: ntv.de, Arne Leyenberg, dpa

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