Fußball

Showdown ohne den großen Knall FC Bayern hält an Hoeneß fest

Uli Hoeneß behält alle Ämter beim FC Bayern.

Uli Hoeneß behält alle Ämter beim FC Bayern.

(Foto: dpa)

Nibelungentreue in München: Uli Hoeneß bleibt trotz seiner Steueraffäre Aufsichtsratschef des FC Bayern. Das Gremium lehnt "einvernehmlich" sein Angebot ab, das Amt bis zur Klärung seiner Selbstanzeige ruhen zu lassen. Die Causa ist aber noch nicht ausgestanden.

Bayern München vertraut weiter auf seinen angeschlagenen Präsidenten Uli Hoeneß - zumindest vorerst. "Im Interesse des FC Bayern (...) hat der Aufsichtsrat der FC Bayern München AG nach intensiver Diskussion einvernehmlich entschieden, dass Uli Hoeneß das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG weiter ausüben soll", teilte der Klub um 17.37 Uhr mit.

Hoeneß hatte zuvor angeboten, seinen Posten ruhen zu lassen, bis die Behörden über seine Steueraffäre entschieden haben. Hoeneß bleibt also, allerdings auf Bewährung. Denn der Verein stellte in einer Erklärung (die Mitteilung im Wortlaut) klar: "Der Aufsichtsrat wird die Angelegenheit weiterhin beobachten und sich bei Vorliegen neuer Erkenntnisse mit dem Thema befassen."

Mehrjährige Gefängnisstrafe möglich

Sollte dem 61-Jährigen der Prozess gemacht werden, wäre er als Präsident und Chef des Aufsichtsrates nicht mehr tragbar. Dies wäre dann aber sein geringstes Problem: Hoeneß droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe. Es sei denn, es gelingt ein Deal mit der Staatsanwaltschaft, über den die "Bild am Sonntag" berichtete. In ganz München war zuvor am Montag die Anspannung spürbar gewesen: Wer einen der zahlreichen Radiosender einschaltete, musste den Eindruck gewinnen, seine Welt bestehe nur noch aus NSU-Prozess und Hoeneß.

Es blieb zunächst der Tag für Spekulationen. Was wird aus Steuersünder Hoeneß? Abberufung? Rücktritt? "Wenn ich das Gefühl habe, dass meine Person dem Verein schadet, werde ich Konsequenzen ziehen", hatte Hoeneß der "Zeit" gesagt, allerdings auch noch hinzugefügt. "Auf keinen Fall werde ich vor dem Finale der Champions League zurücktreten." Das Endspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund findet am 25. Mai statt.

Großsponsoren drängen nicht auf Rücktritt

Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete, wollten zumindest die Vertreter der Großsponsoren im Aufsichtsrat Hoeneß zu einem Rücktritt bewegen. Sollten die Ermittlungen gegen den 61-Jährigen am Ende glimpflich ausgehen, könne er in sein Amt zurückkehren. In diesem Fall müsste die Staatsanwaltschaft aber die Selbstanzeige anerkennen und den Fall inklusive sämtlicher Nach- und Zuschlagszahlung zu den Akten legen, hieß es. Hoeneß hat angeblich inzwischen 3,2 Millionen Steuern zurückbezahlt.

Neben Hoeneß besteht der Aufsichtsrat aus acht Mitgliedern. Die Konzern-Vorstände Herbert Hainer (adidas), Martin Winterkorn (VW), Rupert Stadler (Audi) und Timotheus Höttges (Telekom) hatten sich laut "Spiegel" zunächst darauf verständigt, dass Hoeneß schnell von seinem Amt zurücktreten soll. Der Einzug ins Finale der Champions League habe aber ein Umdenken bewirkt. In dem Gremium sitzen auch der Bänker Dieter Rampl, "Focus"-Herausgeber Helmut Markwort, der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber und Karl Hopfner. Hopfner war bis Jahresende Vorstand und "Finanzminister" der FC Bayern AG. Mittlerweile ist er 1. Vizepräsident des Vereins, der an der FC Bayern AG 81,2 Prozent hält.

Spekulationen um Hopfner

Hopfner wurde am Montag als ein geeigneter Mann des Übergangs gehandelt für den Fall, dass Hoeneß den Aufsichtsratsvorsitz und das Präsidentenamt hätte abgeben müssen. Als möglichen Präsidenten des e.V. hatte der Münchner Merkur auch Hoeneß' Vertrauten Paul Breitner ins Gespräch gebracht. Franz Beckenbauer, vor Hoeneß Aufsichtsratsvorsitzender und Vereinspräsident, hatte für den Fall der Fälle bei Sky90 abgesagt: "Ich stünde nicht bereit." Er könne sich den FC Bayern ohne Hoeneß "keine Sekunde lang vorstellen", sagte der "Kaiser" außerdem. Seine Prognose für die Aufsichtsratssitzung: Von den Mitgliedern des Gremiums werde keiner "die Stimme erheben und irgendetwas gegen den Uli sagen". Dazu hätten sie viel zu viel Respekt, sagte Beckenbauer. Eine Veränderung werde es "nur durch Uli Hoeneß selbst" geben.

Während Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor der Sitzung erklärte, Hoeneß könne bis zur "vorläufigen Klärung der Angelegenheit durch die Staatsanwaltschaft als Präsident im Amt" bleiben, riet Oliver Kahn seinem früheren Präsident zu einem Rückzug.

"Für ihn als Mensch ist es schon richtig, sich ein bisschen zurückzuziehen, bis diese Sache geklärt ist", erklärte der ehemalige Münchner und Nationaltorhüter im Aktuellen Sportstudio des ZDF. "Und dann", ergänzte Kahn, "kann man ja schauen, je nachdem, wie diese Geschichte ausgeht, wie es weitergeht." Hoeneß und der Aufsichtsrat haben sich gegen diese Variante entschieden.

Quelle: ntv.de, sid

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