Fußball

So läuft der 25. Bundesliga-Spieltag FC Bayern ohne Hoeneß, Slomka boxt

"Wir müssen weitermachen": Sagst Josep Guardiola, den Uli Honeß zum FC Bayern München geholt hatte.

"Wir müssen weitermachen": Sagst Josep Guardiola, den Uli Honeß zum FC Bayern München geholt hatte.

(Foto: imago/Sven Simon)

Die Jüngeren kennen das nicht, doch der FC Bayern tritt am Samstag tatsächlich in der Fußball-Bundesliga an, obwohl Uli Hoeneß kein Amt mehr hat. Stunde Null? Ach was! Beim Hamburger SV fliegen derweil die Fäuste.

Wie hoch gewinnen die Bayern?

Den Satz "Eine Ära geht zu Ende" hat man so häufig gelesen, er löst schon nichts mehr aus. Andererseits: Was soll man sonst schreiben? "Stunde Null für den FC Bayern?" Klingt zu hoch gegriffen, nach Ruinen und Trümmerfrauen. Uli Hoeneß übt kein Amt mehr für den FC Bayern aus. Nach 35 Jahren. Einen FC Bayern ohne Uli Hoeneß kennen die Jüngeren gar nicht. Karl-Heinz Rummenigge sagte einmal, er könne sich das gar nicht vorstellen. Geht uns ähnlich. Was wir uns aber auch nicht vorstellen können: Dass der Triple-Sieger deswegen sein Heimspiel gegen Leverkusen an diesem 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga nicht gewinnt. Auch wenn Bayer der Verein ist, der den Bayern die bislang letzte Niederlage in der Liga zugefügt hat. Am 28. Oktober 2012, in München. Nun aber kommt eine Elf zum FC Bayern, die nur einen Punkt aus den letzten vier Partien geholt hat und eine 1:2-Niederlage in der Champions League in Paris allen Ernstes als Hinweis deutet, dass es wieder aufwärts geht. "Wir können die Sensation schaffen", sagte Torwart Bernd Leno. Ja, vielleicht. Wenn die Partie im Elfmeterschießen ausgetragen wird. Und nur Thomas Müller für die Bayern antritt.

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

Die Primera Division hat die Verhältnisse in der Champions-League wieder gerade gerückt: Drei Vereine aus Spanien werden im Viertelfinale stehen - wenn Schalke nicht das größte Comeback seit dem America's Cup 2013 hinlegt und Real mit 6:0 schlägt. Nun ja. Eher wird Cristiano Ronaldo Vorsitzender des Messi-Fanklubs. Die Schalker ficht das aber nicht an, in der Liga läuft es in diesem Jahr wieder rund, das Spiel bei den Bayern mal beiseite. Platz drei haben die Knappen fest im Visier, zumal die Leverkusener ja bekanntlich nach München müssen. Doch so ganz einfach wird es nicht - die Schalker sind zu Gast bei den Augsburgern. Die spielen derzeit beängstigend effektiv und liegen in der Rückrundentabelle auf Platz vier. Trainer Markus Weinzierl schien nach dem Erfolg in Mönchengladbach einfach nur platt: "Ich weiß nicht, inwieweit ich die Mannschaft noch stoppen kann." Offenbar gar nicht, Offensivmann Tobias Werner machte mit Blick auf Schalke eine klare Ansage: "Wir wollen endlich mal ein Top-Team schlagen, das haben wir noch nicht geschafft, das reizt uns unheimlich."

Fehlt verletzt: Dortmunds Marco Reus.

Fehlt verletzt: Dortmunds Marco Reus.

(Foto: imago/photoarena/Eisenhuth)

In der Champions-League mit guten Chancen, den Bayern ins Viertelfinale zu folgen, und in der Liga zuletzt nicht schön, aber erfolgreich: Borussia Dortmund befindet sich auf gutem Wege, die Saison trotz Verletzungen und Dominanz des FC Bayern erfolgreich zu gestalten. Im Duell mit der anderen Borussia ist der BVB klarer Favorit. Nur der VfB Stuttgart hat weniger Punkte geholt als Mönchengladbach in der Rückrunde, seit neun Spielen jagen die Borussen einem Sieg hinterher. Trotzdem verlängerte Sportdirektor Max Eberl unter der Woche den Vertrag von Trainer Lucien Favre bis 2017. Dabei formuliert Schweizer schon Sätze, die normalerweise zeitlich sehr eng mit einer Entlassung zusammenhängen: "Wir wissen, dass es schwer wird, aber wir müssen an uns glauben, auch wenn es momentan nicht einfach ist." Seinen Kollegen Jürgen Klopp plagen Personalsorgen: Ex-Gladbacher Marco Reus fehlt ebenso wie Henrikh Mkhitaryan. Trotzdem weiß er um die Macht einer Serie - und will den Fohlen ein Leckerli verwehren: "Das wird kein Zuckerschlecken gegen uns."

Was passiert sonst noch?

Wenn wir da richtig verstanden haben, geht die Partie Braunschweig gegen Wolfsburg als Derby durch, liegen beide Städte doch nur 30 Kilometer auseinander. Obwohl: Die Traditionalisten in Niedersachsen vergeben dieses Prädikat nur, wenn Braunschweig gegen Hannover spielt. Sagt auch Torsten Lieberknecht, Trainer des BTSV: "Es gibt nur ein wahres Derby gegen Hannover 96." Dafür, dass der Mann aus der Pfalz stammt, kennt er sich gut aus. Sturmerprobt und erdverwachsen sozusagen. Nun aber treten die Wölfe bei den Löwen an, und die Gäste vom Mittellandkanal werden sich daran erinnern, dass sie das Hinspiel gegen den Tabellenletzten mit 0:2 verloren haben. Der Stachel sitzt tief, also sagt Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking: "Deshalb wollen wir die Chance unbedingt nutzen, diesen endlich herauszuziehen." Nach zuletzt zwei deftigen Niederlagen mit 1:6 gegen die Bayern und mit 2:6 in Sinsheim kein schlechter Plan. Schließlich lautet die Champions League das Ziel. Und für die Braunschweiger? Ist auch noch alles drin - was den Verbleib in Deutschlands höchster Fußballliga betrifft. Drei Punkte nur sind es bis zu Platz 15, der am Ende der Saison die Rettung bedeuten würde. Die könnten sie ja gegen Wolfsburg holen.

Welche Mannschaft überrascht?

Formulieren wir es heute mal anders herum: Keine Überraschung wäre es, würde der FSV Mainz am Samstag in Sinsheim punkten. Zumindest, wenn wir der Statistik vertrauen. Neunmal haben die Mainzer bisher gegen die TSG Hoffenheim in der Bundesliga gespielt - und nur eine Partie verloren. Nach 14 Punkten in der Rückrunde befindet sich der FSV als Tabellensiebter auf gutem Weg gen Europa und darf sich neben besagten Augsburgern zu den Überraschungsteams dieser Saison zählen. Trainer Thomas Tuchel fasst die Lage so zusammen: "Wir wollen mutig spielen und uns auf die eigenen Stärken konzentrieren. Hoffenheim hat eine herausragende Offensive, diese Spielweise birgt aber auch Risiken. Ich erwarte einen interessanten Schlagabtausch." Das kann ja heiter werden gegen eine Mannschaft, die nach 24 Spieltagen ein nahezu absurdes Torverhältnis von 52:52 aufweist. Tuchel jedenfalls verspricht: "Dem Zuschauer Unterhaltung zu bieten, das gehört hundertprozentig dazu." Und was macht der Kollege Markus Gisdol? Er richtet den Blick nach unten, obwohl neun Punkte zwischen den Hoffenheimern und einem Abstiegsplatz liegen. "29 Punkte hören sich so schön an. Da muss ich den Finger heben und bin knallhart. Wenn ich merke, es wird nur ein Prozent nachlässiger trainiert, fahre ich brutal dazwischen."

Für welchen Trainer wird es eng?

Zumindest einen sehr engen Zeitplan hat sich Stuttgarts Feuerwehrmann Huub Stevens gesetzt. Nicht fünf vor zwölf sei es, hatte der Holländer bei seiner Präsentation gesagt, sondern eins vor zwölf. Immerhin hat er sich Zeit genommen, sein Team kennenzulernen: "Am Anfang hatte ich noch Probleme mit den Namen der Spieler. Jetzt kenne ich sie alle." Aus dem Munde vom "Knurrer aus Kerkrade" klingt das nach einer Drohung. Die ersten Punkte soll sein VfB gleich am Samstag in der Partie beim SV Werder Bremen holen. Die Hanseaten sind einerseits tiefenentspannt nach acht Punkten aus den letzten vier Spielen und dem Sprung auf Rang elf. Andererseits geht der wohl der Kapitän von Bord: Aaron Hunt wird seinen Vertrag nicht verlängern, meldete der "Kicker" ohne Quelle, aber mit Überzeugung. Das Dementi kam sofort, aber spätestens seit dem vergangenen Wochenende wissen wir, dass Hunt ein schlechter Schauspieler ist. Nein, wir meinen nicht die Schwalbe, die Manuel Gräfe zu einem Elfmeterpfiff animierte - diese Schauspielerei war ja erfolgreich, wenn auch folgenlos, weil Hunt seine Tat beichtete. Nein, nach dem Spiel fragte eine "Sky"-Reporterin den 27-Jährigen nach seiner Tendenz. Hunt schwieg zu lange.

Wo wird es brisant?

Ja, nein, vielleicht. So lauteten zuletzt die Antworten auf die Frage, ob Mirko Slomka den Hamburger SV vor dem Abstieg retten kann. 3:0 gegen Dortmund, 0:1 in Bremen, 1:1 gegen Frankfurt. Auf dem Relegationsplatz steht beziehungsweise wankt der Bundesliga-Dino derzeit, mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Tabellenletzten aus Braunschweig, aber eben auch mit nur einem mickrigen Tor Rückstand auf den rettenden 15. Platz. Der Gegner vom Wochenende, der 1. FC Nürnberg, ist wiederum nur drei Punkte entfernt auf Rang 14. "Sechs-Punkte-Spiel" heißt ein Duell in dieser Konstellation für gewöhnlich. Slomka erwartet "ein kämpferisches Spiel" - und bereitete seine Mannschaft darauf mit einer Einheit Kampfsport vor. Im Box-Gym Wübke in Hamburg-Altona ließen die HSV-Profis die Fäuste fliegen.

Ob Slomka jemand erzählt hat, dass es für Faustschläge rote Karten gibt? Also zumindest in der Bundesliga, in Griechenland nicht. Aber das nur nebenbei. Weitere Ausfälle kann der HSV jedenfalls nicht gebrauchen. Pierre-Michel Lasogga wird im Sturmzentrum weiter schmerzlich vermisst, sein Einsatz wäre möglich, aber zu gefährlich. "Pierre ist momentan der unglücklichste Mensch der Bundesliga. Er will unbedingt wieder zurück auf den Platz und macht dafür auch alles", sagte Slomka. Wer die Tore für den HSV machen soll? Gegen Frankfurt half ein gnädiger Elfmeterpfiff, den sollte sich Schiedsrichter Marco Fritz besser verkneifen, denn mit Gertjan Verbeek sitzt ein versierter Vertreter der Fachrichtung "Komparative Refereeistik" auf der Nürnberger Bank: "Ich stelle immer mehr fest, dass die Schiedsrichter hier auch nicht besser sind als in Holland", ätzte er vergangene Woche. Also, aufpassen, wir wollen doch nicht dass auch noch Verbeek die Boxhandschuhe überzieht.

Was sagt das Orakel?

"Abends muss er aber wieder in die Zelle zurück. Für eine Resozialisierung ist es nicht notwendig, dass ein Häftling sich die Champions League im Stadion anschaut." Sagt Anton Bachl, Vorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten Deutschland, über einen möglichen offenen Vollzug der Gefängnisstrafe von Uli Hoeneß.

Quelle: ntv.de

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