Fußball

Hopfner? Stoiber? Breitner? Beckenbauer? Uli Hoeneß ist nicht der FC Bayern München

Der König ist weg, es lebe der König: Wer folgt auf Uli Hoeneß?

Der König ist weg, es lebe der König: Wer folgt auf Uli Hoeneß?

(Foto: imago sportfotodienst)

Der Patriarch muss ins Gefängnis. Da stellt sich die Frage: Was macht der FC Bayern ohne Uli Hoeneß? Ganz pragmatisch: Er sucht einen neuen Präsidenten. So viel der Klub Hoeneß auch zu verdanken hat, es wird sich schon ein Alphatierchen finden.

Es gibt auch noch gute Nachrichten für die Fans und Freunde des FC Bayern in diesen Tagen: Die Münchner werden weiter Fußball spielen und am frühen Samstagabend gegen Bayer Leverkusen zum 50. Mal in Folge ungeschlagen aus einer Bundesligapartie hervorgehen. Die Spieler werden dieselben sein, der Trainer heißt weiter Josep Guardiola. Und doch ist der FC Bayern seit heute nicht mehr der, der er bisher war. Uli Hoeneß ist weg. Der Patriarch, der Präsident des Vereins und der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern München AG ist von seinen Ämtern zurückgetreten und geht ins Gefängnis. Nicht freiwillig, sondern weil er ein Betrüger ist und Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro hinterzogen hat.

Das Landgericht München hatte ihn deswegen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Heute gab er bekannt, dass er den Richterspruch akzeptiert und sich nicht um eine Revision bemüht. Uli Hoeneß hat aufgegeben. Für ihn ist das eine Tragödie, er hat alles, was er aufgebaut hat, selbst wieder eingerissen. Er hat sein Lebenswerk zerstört, mit 62 Jahren. Bei kaum jemandem hätte die Fallhöhe größer sein können. Zu gehen war alles, was er noch tun konnte. "Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe."

Mit dem Herzen wird er in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech bei seinem Verein sein, dem er seit 44 Jahren als Spieler und als Funktionär angehört. Nur bewirken wird er nichts mehr. Er wird keine Spieler kaufen und keine Trainer anheuern, er wird den Laden nicht mehr zusammenhalten wie ein Familienoberhaupt, das streng, aber gerecht über die Seinen wacht. Er ist nicht mehr die gute Seele, der sich um ehemalige Spieler wie Gerd Müller, Lars Lunde und Mehmet Scholl kümmerte, als es denen nicht gut ging. Er ist nicht mehr das Gesicht eines der erfolgreichsten Vereine in der von Emotionen bestimmten Parallelwelt des Fußballs, zumindest nicht im Guten. Doch was bedeutet das für den FC Bayern?

Niemand hatte die Traute, den Königsmörder zu geben

Auch hier gibt es für alle, die es mit den Münchnern halten, eine gute Nachricht: So eng der FC Bayern auch mit Uli Hoeneß verbunden ist, so viel er diesem Mann zu verdanken hat, der 1979 das Amt des Managers übernahm - der FC Bayern ist nicht nur Uli Hoeneß, nicht mehr. Er ist wichtig, aber nicht unersetzlich. Auch wenn er dafür gesorgt hat, dass der Klub das ist, was er ist, einer der reichsten Vereine der Welt, Triplesieger, deutscher Rekordmeister. Und die Bayern werden auch in diesem Jahr Deutscher Meister werden, vielleicht sogar wieder in der Champions League reüssieren. Aber irgendwann hat die Herrlichkeit ein Ende, dann werden sie nicht mehr alles gewinnen. Das wäre aber so oder so passiert, das ist der Lauf der Dinge, der Zyklus, ob mit oder ohne Uli Hoeneß.

Spätestens seit dem April vergangen Jahres, als sein Steuerbetrug und seine Selbstanzeige bekannt geworden waren, müssen sie in München geahnt haben, dass die Ära Hoeneß sich ihrem Ende zuneigt. Allen mantra-artig vorgetragenen Bekundungen der Solidarität zum Trotz, sie stünden "total loyal zu unserem Freund Uli Hoeneß". Auch wenn vielleicht niemand die Wucht der kriminellen Energie ihres Patrons geahnt hat. Und niemand die Traute hatte, den Königsmörder zu geben. Sie haben so lange gewartet, bis Uli Hoeneß selbst zur Tat schritt. Zu lange? Nun wird die Vereinsspitze um den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge erst einmal das Machtvakuum füllen müssen. Ganz pragmatisch, abseits des enormen Imageschadens für den Klub.

Ein neuer Präsident muss her. Aber wer macht's? Disqualifiziert als derjenige, der Uli Hoeneß abgesägt hat, hat sich zumindest niemand. Bleibt die Frage, ob sich intern bereits ein Nachfolger positioniert hat. Das Rennen ist, nach allem, was bekannt ist, völlig offen. Als möglicher Nachfolger gilt der langjährige Finanzvorstand Karl Hopfner, momentan erster Vizepräsident. Er ist ein enger Vertrauter von Uli Hoeneß und dem Verein seit 1983 verbunden. Und er steht seit heute dem neuen Aufsichtsratschef Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender von Adidas, im Präsidialausschuss des Kontrollgremiums zur Seite. Im Gespräch als Präsident des FCB ist auch der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat und Vorsitzender des Verwaltungsbeirates.

Und sonst? Dürften Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge keine ernsthaften Kandidaten sein. Rummenigge fühlt sich als Chef des operativen Geschäfts viel zu wohl, als dass er den Posten wechseln wollte. Breitner firmiert im Klub unter Markenbotschafter, nachdem er sich jahrelang als Kritiker profiliert hat - eine unwahrscheinliche Lösung. Und Beckenbauer? Ist zwar die einzige Lichtgestalt des deutschen Fußballs und war beim FC Bayern schon fast alles: Spieler, Trainer, Vizepräsident und Präsident. Aber das tut er sich nicht mehr an. Zumal ihn auch mutmaßlich keiner mehr fragt. Also gilt: Schau'n mer mal. Irgendein Alphatierchen wird sich schon finden.

Quelle: ntv.de

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