Fußball

"Will es gar nicht anschauen" Final-Drama trifft Popp und Wolfsburg hart

Alexandra Popp darf den Pokal dieses Mal nur anschauen, nicht anfassen.

Alexandra Popp darf den Pokal dieses Mal nur anschauen, nicht anfassen.

(Foto: AP)

Eine Halbzeit lang spricht vieles für den dritten Champions-League-Triumph des VfL Wolfsburg. Doch nach der Pause kommt der FC Barcelona mächtig auf - und dreht das Spiel spektakulär. Alexandra Popp und Kathrin Hendrich ärgern sich über die eigenen Fehler.

Alexandra Popp wollte dieses schmerzhafte Finale am liebsten so schnell wie möglich vergessen. "Eigentlich will ich es mir gar nicht anschauen", meinte die Kapitänin des VfL Wolfsburg zur doch notwendigen Video-Analyse nach diesem 2:3 (2:0) gegen den FC Barcelona - um besser zu begreifen, was nach der 2:0-Führung zur Halbzeit schiefgegangen war. Die 32-Jährige versuchte, ihre grenzenlose Enttäuschung über den verpassten Champions-League-Triumph in Stolz über diese kräftezehrende Saison zu verwandeln. "Wir standen im Finale, wir haben Barcelona die Stirn geboten, wir haben den Pokal gewonnen, wir sind Vizemeister. Das kann sich sehen lassen."

Das Wichtigste am verpassten Triple sei, so die erste Erkenntnis, dass "wir zum größten Teil selbst dran schuld sind, dass wir die Spiele verloren haben, weil wir in entscheidenden Phasen die Fehler machen oder nicht richtig da sind." Ziehe das Team daraus die richtigen Schlüsse, "macht das Hoffnung auf mehr in den kommenden Jahren", so die Vize-Europameisterin. Nicht nur gegen Barça war die mangelnde Präsenz in wichtigen Phasen aufgetreten. Auch in der Liga profitierte am Ende Meister FC Bayern von den Wolfsburger Nachlässigkeiten.

"Das kann in jedem Spiel passieren"

"Obwohl wir wussten, dass Barça anders in die zweite Halbzeit kommt, haben wir es nicht geschafft, die Ordnung zu halten", erklärte Abwehrspielerin Kathrin Hendrich die zwei schnellen Tore zum Ausgleich kurz nach der Pause. Als man die Ordnung dann gefunden habe, "kriegen wir das dritte blöde Gegentor." Beim 2:3 war Hendrich im Strafraum von Mitspielerin Lynn Wilms angeschossen worden, Barcelonas Fridolina Rolfö verwertete die ungewollte Vorlage. "Das kann in jedem Spiel passieren", meinte Hendrich. "Letzten Endes entscheiden solche großen Spiele dann eben solche Kleinigkeiten."

Es sei super ärgerlich, "weil wir viel investiert haben und ich glaube, dass wir mehr verdient hätten", sagte Hendrich weiter: "Auf der anderen Seite ist Barça auch der verdiente Sieger." Insgesamt sei das Finale ein "überragendes Erlebnis" gewesen, meinte die Abwehrspielerin, "es war einfach Gänsehaut pur. Die Fans waren so laut - an denen hat es heute auf jeden Fall nicht gelegen".

"Würdiger Abschluss einer fantastischen Saison"

Als die ersten Tränen getrocknet waren, bildeten die VfL-Spielerinnen einen großen Kreis. Trainer Tommy Stroot versuchte, seine tapfer kämpfende Elf zu trösten, bevor die Spielerinnen von den über 4600 Wolfsburger Fans applaudierend verabschiedet wurden. Der VfL habe den deutschen Fußball "ein weiteres Mal herausragend vertreten", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf: "Dieses Finale war der würdige Abschluss einer fantastischen Saison im Frauenfußball in Deutschland." Bei der Weltmeisterschaft vom 20. Juli bis 20. August wolle man diese Erfolgsgeschichte mit vielen Wolfsburgerinnen im Kader fortschreiben. Nach Wolfsburger Toren von Ewa Pajor (3. Minute) und Alexandra Popp (37.) drehte der spanische Meister vor 34.147 Zuschauern noch das Spiel.

"Das tut schon extrem weh, wenn man sehr viel richtig gemacht hat", sagte Stroot. Auch er habe nach dem Spiel erst mal schlucken müssen. "Wir hatten Barça genau da, wo wir sie haben wollten", sagte Stroot über das 2:0 zur Pause. Nach dem Wechsel hätte seine Elf eine kurze Ruhephase benötigt, "und schwups stand's dann eben 2:2." Die beiden Tore schrieb er auch der "Wucht und Qualität" des Gegners zu.

Für TV-Expertin Almuth Schult ist der Sieg des FC Barcelona derweil auch ein Erfolg der spanischen Fußball-Schule. "Es ist schon so, dass der spanische Fußball sehr technisch ist - mit kurzen Pässen, auch sehr schön, sehr präzise", sagte die derzeit wegen ihrer Schwangerschaft pausierende deutsche Nationaltorhüterin der Deutschen Presse-Agentur. Barcelonas technische Überlegenheit habe man auch im Finale von Eindhoven gesehen: "Diese Präzision und diese Effektivität im Passspiel, die ist bei Barça höher als bei Wolfsburg."

"Die machen eine unglaublich gute Jugendarbeit"

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Schult führte die ansehnliche Spielweise des nun zweimaligen Champions-League-Siegers auch auf eine erfolgreiche Ausbildung zurück. "Die machen eine unglaublich gute Jugendarbeit, gute Arbeit in den Vereinen. Spanien ist in dem Sinne immer Vorbild", meinte Schult. Genauso habe aber auch Deutschland seine Qualitäten. "Beim Torwartspiel gucken alle auf Deutschland, das ist auch gut so, dass jede Nation etwas hat, wo man gut drin ist und dass man auch über den Tellerrand hinausschauen muss, um sich andere Sachen anzueignen."

Sie hoffe, dass der spanische Frauenfußball aus Barças "begeisterungswürdigem" Finalsieg Kraft schöpfe, denn "auch in der spanischen Liga ist noch nicht alles professionell", sagte Schult. Dort werde teilweise noch auf Kunstrasen gespielt, "was in Deutschland nicht der Fall ist."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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