Innenverteidiger als Torwart Fischerdorf kommt Champions-League-Wunder immer näher
09.08.2023, 11:24 Uhr
Es ist noch nicht die ganz große Bühne, auf der Klaksvik KI unterwegs ist. Aber sie arbeiten hart daran.
(Foto: IMAGO/NTB)
Klaksvik Itrottarfelag arbeitet an einem ganz großen Ding: Der Klub von den Färöer Inseln kommt der Qualifikation für die Champions League immer näher. Auch das Hinspiel gegen den norwegischen Meister gewinnt der Außenseiter, bei dem ein Elektriker im Tor steht.
Es wäre eines der größeren sportlichen Wunder des internationalen Fußballs: Klaksvik Itrottarfelag in der Champions League? Was unvorstellbar klingt, kommt immer mehr in Reichweite. Der Klub aus einem 5000-Einwohner-Städtchen auf den Färöer Inseln gewann sein Hinspiel in der 3. Runde der Qualifikation für die Champions League gegen den norwegischen Meister Molde FK 2:1 und darf damit durchaus auch selbstbewusst zum Rückspiel am kommenden Dienstag reisen. Doppeltorschütze Arni Frederiksberg (64., 86.) drehte den Rückstand durch Magnus Wolff Eikrems Führungstreffer aus der 48. Minute zum überraschenden Sieg.
Schon jetzt hat der Klub ein kleines Märchen und heimische Fußballgeschichte geschrieben. In der ersten Runde der Qualifikation schaltete Klaksvik den ungarischen Meister Ferencvaros aus, durch den dramatischen Sieg im Elfmeterschießen über den schwedischen Meister BK Häcken in der vorherigen Runde steht bereits fest, dass Klaksvik als erste färöische Mannschaft überhaupt in der Gruppenphase eines UEFA-Wettbewerbs stehen wird. 2020 hatte Klaksvik Itrottarfelag den großen Erfolg schon vor Augen: Nach einem 6:1 über den georgischen Rekordmeister Dinamo Tiflis verlor man im Playoff-Spiel 1:3 beim irischen Vertreter Dundalk FC und verpasste die Qualifikation für die Europa League knapp.
"Wissen jetzt, dass alles möglich ist"
Nun geht es noch darum, welcher internationaler Wettbewerb es sein wird: die Conference League? Die Europa League, die beim Überstehen der 3. Qualifikationsrunde sicher wäre? Oder doch die Champions League? Dafür müsste der kleine Klub dann auch noch die Playoffs gewinnen. Der Glaube an mehr ist längst da: "Wir haben schon zweimal etwas geschafft, was fast unmöglich sein sollte", sagte Torwart Jonathan Johansson schon vor dem Hinspiel-Sieg über Molde FK, dem Ex-Klub von Tormaschine Erling Haaland, dem "Kicker". "Ich denke, jetzt, wo wir so weit gekommen sind, müssen wir einfach weiter hart arbeiten. Wir wissen jetzt, dass alles möglich ist."
Johansson hatte die Reise durch die Qualifikation als "besten Urlaub der Welt" bezeichnet - und die Auslosung mit einem Augenzwinkern kommentiert: "Es ist ein bisschen traurig, wenn man auf einem europäischen Abenteuer ist und zuerst nach Göteborg und dann nach Molde muss", sagte er und lachte: "Außerdem kommt meine Freundin aus der Nähe von Molde. Es hätte durchaus etwas exotischer sein können."
Die Männer, die ein sportliches Märchen schreiben und das Wunder möglich machen könnten, sind allesamt keine Vollprofis, im Kader stehen Studenten und Schreiner. Arni Frederiksberg, der nach einem Doppelpack im Rückspiel gegen Häcken nun wieder doppelt traf, ist CEO einer Firma in der Fischindustrie. Torwart Johansson, der gegen Häcken den entscheidenden Elfmeter zum Weiterkommen hielt, ist Elektriker - und hatte vor seinem Engagement auf den Färöer Inseln als Verteidiger in der 5. Liga Norwegens gespielt.
Ihre Heimspiele tragen die Männer von Klaksvik in der Hauptstadt Torshavn im Tórsvøllur ("Thors Platz") aus, dem Nationalstadion der Färöer. 6000 Menschen finden dort Platz. Auf den "Schafsinseln" leben insgesamt etwas mehr als 50.000 Menschen.
Quelle: ntv.de, ter