"Nicht nachvollziehbar" Flick knöpft sich die Corona-Leugner vor
30.10.2020, 19:40 Uhr
Flick betonte, dass es um Solidarität gehe.
(Foto: imago images/FC Bayern München)
Für Hansi Flick sind Maske, Abstand und wenige private Kontakte inzwischen selbstverständlich. Für den "Leichtsinn" der Corona-Leugner hat der Trainer des FC Bayern deshalb kein Verständnis. Zugleich fordert er seine Bundesliga-Kollegen zu mehr Demut auf.
Eigentlich hatte Hansi Flick gar keine Lust, über seine Gefühle zu reden. "Das lassen wir mal beiseite", sagte der Trainer von Bayern München, als er um eine Einschätzung der vertrackten Lage im Vertragspoker mit David Alaba gebeten wurde. Doch als Flick wenig später über die neuen Einschränkungen wegen Corona sprach, platzten seine Emotionen förmlich aus ihm heraus. "Wir haben eine Situation, in die wir durch sehr viel Leichtsinn wieder reingekommen sind", sagte der Erfolgscoach.
Es folgte ein eindringlicher Appell für mehr Solidarität und Verantwortungsbewusstsein in Deutschland, für mehr Demut in der Fußball-Branche - und an die Leugner und Zweifler. Das Münchner Auswärts-Triple mit Spielen beim 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei ntv.de), in Salzburg und dem Klassiker bei Borussia Dortmund binnen acht Tagen geriet da plötzlich zur Nebensache.
"Wir müssen die Situation so akzeptieren, das ist wichtig, weil viele Berufsgruppen leiden", sagte Flick und betonte mit Nachdruck: "Da ist Solidarität gefragt. Wir sind privilegiert und müssen schauen, dass wir vorbildlich mit der Sache umgehen." Der 55-Jährige hob dabei ausdrücklich die Signalwirkung hervor, die gerade von der Bundesliga ausgehe. "Wir sind Vorbilder, wir waren die erste Liga, die spielen durfte, waren Vorbild für viele Ligen und Nationen und haben es gut gemacht."
Verzicht auf Abstand versteht er nicht
Er selbst, erzählte Flick mit nachdenklicher Miene, gehe mit gutem Beispiel voran - auch im Privaten. "Für mich ist es normal, ich trage die Maske so oft es erforderlich ist, halte Abstand, habe meine sozialen Kontakte stark reduziert und wenn ich essen gehe, gucke ich, dass ich es im Freien machen kann und mit sehr viel Abstand." Aus seinem Unverständnis für Menschen, die es anders halten, machte er keinen Hehl. Wenn er die Demonstrationen gegen Beschränkungen sehe, noch dazu "ohne Maske, ohne Abstand" und ähnliches Verhalten teilweise auch in den Stadien, sei dies für ihn "nicht nachvollziehbar".
Bei seinem Ex-Klub in Köln werden wie überall in den Bundesligen am Samstag keine Fans in der Arena sein. Dabei sei die Stimmung beim FC doch stets "ausgezeichnet" gewesen, sagte Flick mit Bedauern. An den Münchner Zielen ändert dies freilich nichts: "Wir wollen auch in Köln drei Punkte holen."
Es ist ein ungleiches Duell, FC-Coach Markus Gisdol spricht von der "momentan vielleicht größten Aufgabe im Weltfußball". Köln wartet seit März und 15 Spielen auf einen Bundesligasieg. Den sechs Pünktchen in diesem Zeitraum stehen 42 (!) der Bayern gegenüber. Doch Flick warnte: "Es gibt nichts Leichteres, als eine Mannschaft zu motivieren, die gegen Bayern München spielt." Und sein Team hatte zuletzt hier und da defensive Schwächen offenbart. An Abwehrchef Alaba, betonte Flick, liege das nicht. Trotz des abermals stockenden Vertragspokers sehe er in den Leistungen des Österreichers "keinen Unterschied" zur Triple-Saison. Er hoffe deshalb "immer noch, dass er bei Bayern München unterschreibt". Aber natürlich nur mit Abstand zu den Bossen - und Maske!
Quelle: ntv.de, Marco Mader, sid