Fußball

Plädoyer gegen den Hass Freiburgs Trainer Streich ist die Anti-AfD

streich.JPG

Wenn die AfD behauptet, Bundeskanzlerin Angela Merkel trage die Schuld am Tod einer Freiburger Studentin, dann ist das gefährlich. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen wie den Fußballtrainer Christian Streich gibt.

Angela Merkel ist schuld. So reagiert die AfD auf den Fall der – mutmaßlich von einem Flüchtling – getöteten Studentin aus Freiburg. Wenn eine demokratisch legitimierte Partei derartige Vorwürfe in die Öffentlichkeit trägt, dann ist das gefährlich. Und bedarf einer starken Antwort. Die gibt Fußball-Bundesliga-Trainer Christian Streich auf einer Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Darmstadt. "Fremdenfeindlichkeit macht mir Angst". Wo Pressekonferenzen im Vorfeld von Bundesligaspielen oftmals zu ritualisierten Varianten des Nichtssagens verkommen, spricht Streich, Trainer des SC Freiburg, über den Fall der in Freiburg getöteten Studentin.

In einem Statement gegen den Hass wirbt der 51-Jährige für eine offene Gesellschaft, warnt vor Generalverurteilung und appelliert an das kollektive Bewusstsein für die Verbrechen der NS-Zeit. Er tut das sichtlich um Fassung ringend und emotional geladen. Er tut das als Privatmensch und als Bundesliga-Trainer Streich. Und das ist auch gut so. Denn: Der Fall Maria ist kein gewöhnlicher Fall – und Christian Streich ist kein gewöhnlicher Trainer. Der 51-Jährige weiß sehr wohl, dass ihm seine Position mediale Aufmerksamkeit garantiert.

Es braucht mehr Streich

Und so spricht er eben nicht nur über die taktische Aufstellung. Er spricht stattdessen über die deutsche NS-Vergangenheit und die Gefahr, die von "Generalverurteilung" ausgeht. Christian Streich steht sicherlich nicht alleine da, wenn er sagt, er habe Angst, dass sich dieses Kapitel der Geschichte zu wiederholen droht. "Damals waren es die Juden. Und jetzt gibt es einen Bub, der was ganz Schlimmes gemacht hat, aus Afghanistan. Und jetzt sind es die Afghanen oder Ausländer." In der Tat: Es ist nicht das schreckliche Verbrechen eines Einzeltäters, das Angst macht. Sondern der undifferenzierte Hass, der Flüchtlingen und denen, die sich für sie engagieren, entgegenschlägt. Auch das hat Streich am persönlichen Leib erfahren. Ihm sei zugetragen worden, so Streich, dass ein AfD-Mitglied den Vater der Getöteten als pathologisch bezeichnet habe, weil er vor der Tat Flüchtlinge unterstützt habe. Er habe bis vor kurzem geglaubt, dass man nie wieder an einen Punkt kommen werde, wo Hass das Handeln bestimmt, so der Tenor.

Streich ist hauptberuflich Fußballtrainer: Trotzdem oder gerade deswegen ist er sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Vielleicht weil die schreckliche Tat in seiner unmittelbaren Umgebung stattgefunden hat. Oder weil es dieser Tage unmöglich scheint, zu schweigen - angesichts der abscheulichen Tat eines Einzeltäters. Aber auch angesichts von Parteien, die den Fall dazu nutzen, politisches Kapital zu schlagen und unzähligen Hasskommentaren in Sozialen Netzwerke Aufwind verleihen.

Es bedarf der klaren Worte eines Anti-Politikers, um verständlich zu machen, dass es keine Kollektivhaft oder einen Generalverdacht gegen Flüchtlinge gibt. Es bräuchte mehr Christian Streichs, die fernab vom Wahlkampf als Mensch denken und argumentieren – eine bessere Bühne als die Pressekonferenz vor einem Spiel der Fußball-Bundesliga gibt es dafür nicht. Nächste Woche kann Streich gerne wieder über seine taktische Aufstellung reden. In diesem Fall hat er genau die richtigen Worte gefunden. Ein bemerkenswerter Trainer mit einem bemerkenswerten Auftritt.

 

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen