Fußball

Buli-Check: FC Schalke 04 Fußball? Endlich wieder verfügbar?

Nach der enttäuschenden Vorsaison kann es für die Königsblauen eigentlich nur aufwärtsgehen.

Nach der enttäuschenden Vorsaison kann es für die Königsblauen eigentlich nur aufwärtsgehen.

(Foto: imago images / DeFodi)

Von der Vizemeisterschaft in den Abstiegskampf: Im Eiltempo hat sich der FC Schalke 04 vom Bundesliga-Riesen zum Anti-Fußball-Klub verzwergt. Nun soll alles anders werden, Ideen gibt’s zuhauf, neues Personal eher nicht.

Wenn selbst ein spektakulärer Auswärtssieg bei Borussia Dortmund nicht mehr taugt, um einen schwer depressiven Patienten blitz-zu-therapieren, dann ist etwas arg im Argen im Sektor. Ein Sieg im Derby, so galt in Gelsenkirchen (natürlich auch in Dortmund) stets, der rettet eine Saison. Nicht so im Frühjahr 2019. Der krampfhafte Anti-Fußball, mit dem sich der FC Schalke 04 dank der allerletzten Maloche des ausgelaugten Jahrhunderttrainers Huub Stevens (ohne ihn wäre es vermutlich noch viel enger geworden oder gar zum Super-Gau Abstieg gekommen) zum Klassenverbleib schleppte, hält den Patienten aber über die Saison hinaus in einem kritischen Zustand. Die (wenigen) Verstärkungen? Ein Rätsel. Der neue Trainer David Wagner? Planvoll, aber (noch) ohne stabiles Fundament an tauglichen Erfüllungsgehilfen auf dem Rasen. Immerhin: Das Umfeld wurde professionalisiert. Sportvorstand Jochen Schneider, Nachfolger des am Ende auf Schalke doch ziemlich verachteten Christian Heidel, hat mit Michael Reschke einen erfahrenen Kaderplaner geholt, außerdem gibt es nun einen Psychologen, einen Ernährungsberater und einen Integrationshelfer.

Was gibt's (noch) Neues?

Ein "Eurofighterchen" ist zurück und hat eine klar formulierte Idee: Schalke soll wieder Spaß machen, Pressing, Ballgewinne, Tore. Das was sich Wagner, Ersatzspieler der legendären Uefa-Cup-Sieger-Mannschaft 1997, für die neue Saison ausgedacht hat, klingt toll. Es klingt vor allem einfach. Viel einfacher, als der höchst durchdachte, bis ins Detail vorgeplante und am Ende saftig gescheiterte Orientierungsfußball von Domenico Tedesco. Und er klingt viel aufregender als der Stevens'sche Biedermeier während dessen Rettungsmission. Für seinen pressenden, schnellen und schnörkellosen Plan von Fußball, wir können uns der Einfachheit halber gerne auf das Wort "kontern" einigen, braucht er sehr fixe Spieler. Ein relativ reduzierter Qualitätsanspruch, den der Kader in der Vergangenheit dennoch kaum erfüllte. Mit dem Düsseldorfer Benito Raman kommt nun ein Außenspieler, der das mit dem "Kontern" kann. Dass er um die 13 Millionen Euro plus Bernard Tekpetey kostet, der eine gute, aber keine konstante Saison bei der Fortuna gespielt hat, und der noch viel schnellere und bei der Fortuna noch viel auffälligere Dodi Lukebakio für 20 Millionen Euro zur Hertha wechselt, hat den einen oder anderen in Gelsenkirchen allerdings überrascht. Ansonsten noch neu: Ozan Kabak, ein großes Innenverteidigertalent (VfB Stuttgart), U21-Keeper Markus Schubert (Dynamo Dresden, Herausforderer der verlängerungsbockigen Nummer eins Alexander Nübel) und Jonjoe Kenny (FC Everton), ein in Deutschland völlig unbekannter Rechtsverteidiger. Nun, Wagner war ja zuletzt vier Jahre mit Huddersfield Town in England unterwegs. Er wird also wissen, was er an ihm hat.

Auf wen kommt es an?

Der neue Trainer David Wagner will den Schalker Fußball wieder attraktiv machen.

Der neue Trainer David Wagner will den Schalker Fußball wieder attraktiv machen.

(Foto: imago images / RHR-Foto)

Eines wünschen sie sich auf Schalke ja seit jeher: Konstante Ruhe im Umfeld der Mannschaft. Vergangene Saison haben sie dieses Ansinnen königlich vergeigt und alles Bemühen, sich zur neuen Spielzeit besser aufzustellen, ist am vergangenen Donnerstagabend töricht zerrupft worden. Von Clemens Tönnies, dem so fannahen Aufsichtsratsvorsitzenden. Der tätigte an jenem Abend übertrieben dumme Aussagen über Afrikaner (die ganze Geschichte lesen Sie hier) und zog sich damit innerhalb und außerhalb des Klubs großen Zorn zu.

Zorn, den hatten auch die Fans. In der vergangenen Saison sorgten Teile der Ultras für eine bisher einmalige Entmündigung der Mannschaft. Sie hatten Kapitän Benjamin Stambouli zur Herausgabe seiner Binde aufgefordert. Mehr Vertrauensentzug, mehr Entfremdung geht nicht. Der Marketing-Boss des Klubs, Alexander Jobst, hat zudem noch "Resignation, Gleichgültigkeit und emotionale Leere" bei Teilen der Fans identifiziert. Manifestiert sich diese Entwicklung bei dem Klub, dessen wichtigster Kitt der Zusammenhalt und die Emotionen sind, wäre das ein Sargnagel. Noch aber gibt's Hoffnung, dank treffsicherer und schmeichelnder Verbal-Defibrillation hat der Patient noch Puls: "Jeder weiß, was die Schalker DNA ist. Wir werden alles dafür tun, diese DNA wieder offenzulegen", sagt Wagner. Er ist dabei aber nicht nur darauf angewiesen, dass die Neuzugänge sofort funktionieren. Sondern auch, dass doch eigentlich so talentierte Spieler wie Amine Harit (er litt vergangene Saison lange unter den Folgen eines von ihm verursachten, tödlichen Autounfalls in seiner Heimat), Mark Uth und Rabbi Matondo eine konstante Form finden.

Was fehlt?

Mit dem gehypten Mittelfeldmalocher Weston McKennie, mit dem immens umtriebigen Suat Serdar und dem nächsten Knappenschmiede-Export Nassim Boujellab haben die Schalker eine sehr junge Achse im Mittelfeld, die schon bald sehr großen Spaß machen könnte. Die Innenverteidigung ist gut besetzt, das Torwart-Duell interessant. Ansonsten aber gibt's reichlich Bedarf: ein bis zwei Außenverteidiger (Daniel Caligiuri ist eher offensiv eingeplant), ein bis zwei offensive Flügelspieler und ein zuverlässiger, treffsicherer Stürmer würden dem Kader sicher guttun. Das Problem: Der Klub hat kein Geld. Eingeschränkt wird der Spielraum durch die aussortierten, aber allerbestens verdienenden und am Markt nicht gefragten Nabil Bentaleb, Hamza Mendyl (sein Gehalt ist indes nicht so hoch wie das der anderen beiden) und Yevhen Konoplyanka. So lange nicht mindestens einer von ihnen verkauft wird, lässt sich unter anderem ein Wechsel des offenbar umworbenen Stürmers Bas Dost (Sporting Lissabon) nicht realisieren.

Was sagt der Blogger?

Dieser Satz geht den meisten Königsblauen wohl nur schwer über die Lippen. Aber, so findet Henning Mann, der für den Blog web04.de schreibt, es ist halt so: "Auf das Urteil von Jürgen Klopp (Anmerk. d. Red.: ehemaliger Trainer des Erzrivalen Borussia Dortmund) kann man auch als Schalker mal vertrauen. Und Klopp ist ja auch kein Kevin Großkreutz (Anmerk. d. Red.: Den ehemaligen Spieler des BVB mögen sie auf Schalke so gar nicht)." lopp hat den neuen Trainer der Schalker (gut, er ist auch sein Trauzeuge) empfohlen. "Ich freue mich auf David Wagner", sagt Mann im Gespräch mit n-tv.de. "Ich halte ihn für einen Typen wie Domenico Tedesco, den ich übrigens sehr geschätzt habe. Ich glaube, David Wagner kann bei uns echt einer werden. Wobei es ist ja eine Besonderheit auf Schalke: Das kann auch in sechs Monaten alles wieder vorbei sein."

Wichtig wird sein, dass der neue Coach, ein ehemaliger Eurofighter, der Mannschaft das gibt, was der Blogger und viele Fans vermisst haben: "In der vergangenen Saison habe ich nur in einem Spiel gesehen, was ich von unserer Mannschaft erwarte: Kampf, Einsatz, Leidenschaft. Und das ausgerechnet im Derby. Hätte es dieses Spiel nicht gegeben, wäre mein Frust noch viel größer gewesen." Manns Wunsch für die neue Saison: "Endlich mal wieder Fußball. Der fehlt uns in Gelsenkirchen." Was neben ihm neben Wagner Hoffnung macht: Die Transferpolitik des neuen Sportdirektors Jochen Schneider: "Wir haben echt kein Geld, haben Millionen in den Satz gesetzt, aber was er bislang verpflichtet hat, stimmt mich positiv. Und es werden hoffentlich noch Spieler kommen. So reicht es ja nicht." Außerdem hofft der Blogger, dass es dem Klub gelingt, sich endlich von den Altlasten zu befreien: Bentaleb, Mendyl und Konoplyanka, die scheinen bei uns der Bank leider sehr zu gut zu leben."

Wie lautet das Saisonziel?

Ein Ziel für die neue, die x-te Umbruchspielzeit zu definieren, das hält Wagner für "totalen Quatsch". Einen Schritt nach vorne machen, das ist das Maximum, was er sich entlocken lässt. Doof ist das nicht.

Die Prognose von n-tv.de

Einen Derbysieg gibt’s gegen den maximal gepimpten BVB diese Saison nicht. Muss es aber auch nicht. Schalke therapiert sich mit Leidenschaft von der Intensiv- zurück auf die Normalstation. Bis zur vollständigen Genesung braucht's aber noch Zeit.

Quelle: ntv.de

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