FIFA über Schwangerschaftspause Fußball-Klub muss Lohn nachzahlen
18.01.2023, 13:05 Uhr
Als frisch gebackene Mutter wurde Gunnarsdóttir Champions-League-Siegerin.
(Foto: picture alliance / IPA)
Mehr als 80.000 Euro Gehalt stehen Fußballerin Sara Björk Gunnarsdóttir noch nachträglich zu. Champions-League-Rekordsieger Olympique Lyon hat sie während ihrer Schwangerschaft nicht bezahlt. Das Urteil des FIFA-Gerichts ist wegweisend für alle Spielerinnen.
Der französische Fußball-Klub Olympique Lyon muss der isländischen Rekordnationalspielerin Sara Björk Gunnarsdóttir über 80.000 Euro Lohn nachzahlen, der während ihrer Schwangerschaft nicht überwiesen worden war. Das entschied das Tribunal des Weltfußballverbandes einer FIFA-Mitteilung zufolge.
"Diese Geschichte ist größer als ich", schrieb Gunnarsdóttir in den Sozialen Medien nach Bekanntgabe der Entscheidung. "Dies ist ein Weckruf für alle Vereine und eine Botschaft an alle Spielerinnen, dass sie Rechte und Garantien haben, wenn sie schwanger sind oder schwanger werden wollen während ihrer Karriere." Gunnarsdóttir war 2020 vom VfL Wolfsburg nach Lyon gewechselt und hatte dort zwei Jahre unter Vertrag gestanden. Im vergangenen Sommer war sie zu Juventus Turin gewechselt.
Laut FIFA muss Lyon 82.094,82 Euro nachzahlen - plus fünf Prozent Zinsen. Olympique kann binnen 21 Tagen vor dem Internationalen Sportgerichtshof noch gegen das Urteil vorgehen. Auf 35 Seiten gibt die FIFA Aufschluss über die Vorgänge und auch über Inhalte des Vertrags der Isländerin. Betroffen sind Zahlungen, die vor ihrem Mutterschaftsurlaub nach Bekanntwerden der Schwangerschaft im März 2021 ausgeblieben waren.
Gunnarsdóttir hatte von Ende April 2021 bis Mitte März 2022 pausiert, am 16. November 2021 kam ihr Sohn Ragnar Frank Árnason zur Welt. Am 18. März absolvierte sie ihr erstes Spiel nach der Geburt, im Mai gewann sie mit Lyon die Champions League. Anschließend nahm sie mit Island an der Europameisterschaft teil.
"Ich muss die Wahrheit sagen"
"Ich weiß, dass diese Geschichte einige mächtige Leute in der Fußballwelt verärgern könnte. Sie sollten nicht über diese Seite des Spiels sprechen", sagte sie in einer Veröffentlichung bei "The Players Tribune". "Aber ich muss die Wahrheit sagen." Sie erklärte: "Es geht hier um meine Rechte als Angestellte, als Frau, als Mensch", so Gunnarsdóttir. "Ich möchte sicherstellen, dass niemand jemals wieder das durchmachen muss, was ich durchgemacht habe. Und ich möchte, dass Lyon weiß, dass das nicht okay ist."
Olympique Lyon ist einer der besten Klubs im Fußball der Frauen. Die Französinnen sind Rekordsieger der Champions League, die amtierenden Titelträgerinnen konnten die Königsklasse seit ihrer Einführung in der Saison 2009/10 bereits achtmal gewinnen. Mit Sara Däbritz und Dzsenifer Marozsan spielen aktuell zwei Deutsche in Lyon.
Für ihren Kampf bekam Gunnarsdottir viel Zuspruch von Mitspielerinnen. Die frühere deutsche Nationalspielerin Fatmire Alushi, die ihre Karriere mit Bekanntwerden ihrer ersten Schwangerschaft beendete, schickte zwei klatschende Hände als Kommentar. Auch die Schwedinnen Nilla Fischer und Fridolina Rolfö sowie viele weitere Nationalspielerinnen aus Europa und den USA sendeten zustimmende Emojis. Pernille Harder schrieb zu zwei Herz-Emojis: "NIEMAND sollte so etwas durchmachen. Guter Kampf, meine Freundin!"
"Du hast es geschafft!", kommentierte die Spielergewerkschaft Fifpro. In einem eignen Post gratulierte sie Gunnarsdóttir zu ihrem Erfolg. Es sei extrem wichtig für Fußballerinnen und den Frauen-Fußball, dass die im Januar 2021 von der FIFA eingeführten obligatorischen Mutterschutzregeln auch eingehalten würden. "Das bahnbrechende Urteil sendet eine klare Botschaft an Vereine und Fußballerinnen weltweit: Die strikte Anwendung des Mutterschaftsrechts ist durchsetzbar."
Quelle: ntv.de, ara/dpa