Brisantem Thema ausgewichen DFB-Boss stimmt für Mega-WM, obwohl er Fragen hat
05.10.2023, 16:12 Uhr
Bernd Neuendorf hat der Mega-WM seine Stimme geschenkt.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Bernd Neuendorf stimmt im FIFA-Council für den Gastgeber-Deal für die Fußball-WM 2030. Dennoch sieht der DFB-Präsident die sechs designierten Ausrichter vor großen Aufgaben. Keine Aussage trifft Neuendorf zu der sich anbahnenden Entscheidung für Saudi-Arabien als Gastgeber der folgenden WM.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf sieht trotz eigener Zustimmung im FIFA-Council für die umstrittene Mega-WM in sechs Ländern im Jahr 2030 noch viel Klärungsbedarf. "Fragen bleiben aus meiner Sicht zu Recht beim Thema Nachhaltigkeit. Wir müssen jetzt genau hinschauen, welche konkreten Vorschläge die potenziellen Ausrichter im Bewerbungsverfahren entwickeln, um diesem wichtigen Anliegen und der Herausforderung gerecht zu werden."
Neuendorf wurde damit wie schon bei der für Deutschland im sportlichen und sportpolitischen Debakel beendeten Katar-WM zum Antipoden zum allmächtigen FIFA-Boss Infatino. Zufrieden lächelnd und mit pastoraler Stimme hatte der die "historische Einigung" für eine umstrittene Drei-Kontinente-WM 2030 verkündet, mit der der Weltverband in bester Hinterzimmer-Politik Saudi-Arabien zugleich den roten Teppich als WM-Gastgeber für 2034 ausrollte.
"Dialog und gegenseitiges Verständnis" hätten zu dieser Vereinbarung geführt, bei der "eigentlich jeder gewinnt - besonders die Fans, Spieler und alle Regionen der Welt", behauptete der Schweizer in einer Videoansprache nach der überraschenden Entscheidung des FIFA-Councils am Mittwoch. Ohne auch nur ein Wort über die Probleme der WM-Vergabe in Sachen Nachhaltigkeit, Transparenz und Menschenrechte zu verlieren, predigte Infantino: "In einer geteilten Welt ist der Fußball vereint."
Förmliches Bewerbungsverfahren steht noch aus
Neuendorf wies derweil darauf hin, dass die WM-Vergabe noch formal durch den FIFA-Kongress bestätigt werden müsse. Dennoch müssen alle Kandidaten vor der finalen Abstimmung auf dem Kongress ein förmliches Bewerbungsverfahren durchlaufen und vor der endgültigen Vergabe zahlreiche Kriterien erfüllen. Den faktischen Zuschlag für Spanien, Portugal und Marokko für die WM in sieben Jahren und Uruguay, Argentinien und Paraguay als Ausrichter von drei Auftaktpartien bezeichnete der DFB-Chef als "ungewöhnliche Konstellation".
Er selbst stimmte als Mitglied des Councils zu. "Für die Lösung hatten sich aber alle Konföderationspräsidenten starkgemacht und bei den Mitgliedsverbänden um Zustimmung geworben. Letztlich fiel das Votum auch im Einklang mit den anderen europäischen Nationen einstimmig aus", erklärte Neuendorf die Entscheidung. Er traf diese womöglich auch, um eine mögliche Frauen-WM 2027 in Deutschland nicht zu gefährden.
Keine Aussage traf Neuendorf zu der als Folge der WM-Vergabe 2030 sich anbahnenden Entscheidung für Saudi-Arabien als Gastgeber der folgenden WM. "Was die Vergabe der FIFA-Weltmeisterschaft 2034 betrifft, so sind in einem ersten Schritt die Mitglieder der Asiatischen (AFC) und Ozeanischen Konföderationen (OFC) eingeladen worden, Interessenbekundungen abzugeben. Es bleibt nun abzuwarten, welche Mitgliedsverbände aus dem AFC und dem OFC sich tatsächlich zur Ausrichtung der WM bereit erklären", sagte der DFB-Präsident.
Quelle: ntv.de, tno/dpa