Public Viewing mit Glühwein und Punsch Fußball-WM im Winter - warum nicht?
08.01.2014, 22:13 Uhr
Fans der Fußball-Nationalmannschaft von Katar im Khalifa-Stadion in Doha
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Fußball-WM in Katar und dann auch noch im Winter? Die spinnt doch, die Fifa! Der Weltverband ist sich offenbar noch uneins über die richtige Jahreszeit. Dabei spricht viel für eine Winter-WM.
Fußball-WM in Katar: Geht es überhaupt noch schlimmer? Wohl kaum. Tatsächlich reichen auch die verbleibenden acht Jahre bis 2022 wohl nicht mehr, um die meisten Fußballfans von dem umstrittenen Austragungsort zu überzeugen. Zu groß - und das völlig zu Recht - ist die Aufregung. Über die Enthüllungen zu Bestechungsvorwürfe bei der Fifa und zu Gastarbeitern, die in dem Wüstenstaat wie Sklaven gehalten werden. Viel gewinnen kann die Fifa mit ihrer Entscheidung, das wichtigste Fußballturnier der Welt in dem arabischen Emirat auszutragen, ohnehin nicht mehr.

Bei der Fifa - hier Präsident Blatter und Generalsekretär Valcke - ist man sich noch nicht einig, wann die WM 2022 stattfinden soll.
(Foto: picture alliance / dpa)
Und als gäbe es noch nicht genug Ärger: Generalsekretär Jerome Valcke erklärte nun, die WM werde definitiv nicht im Sommer stattfinden. Jim Boyce, der Vizepräsident der Fifa, widersprach umgehend. Er sei schockiert. "Stand jetzt" bleibe das Turnier im Sommer. Das Chaos beim Weltverband ist wieder einmal perfekt. Worauf auch immer sich die Fifa nun einigen wird: Eine WM im Winter wäre ein Novum - und für viele ist es unvorstellbar, dass das beliebte Spektakel nicht wie gewohnt im Juni und Juli stattfindet.
Zugegeben: Der Gedanke an eine WM im Dezember ist gewöhnungsbedürftig. Nicht zu Unrecht empfinden es die Spitzenligen als Zumutung, wenn sie ihren Spielplan anpassen müssten. Die Fifa würde den Vereinen einen Strich durch die gewohnte Saisonplanung machen. Ob das sein muss, darf bezweifelt werden. Doch es gibt gute Gründe, warum es sogar die einzige vernünftige Lösung ist, die WM in diesem Fall auf den Winter zu verschieben.
Voll im Saft
Ein Argument ist das Klima: In Katar herrschen in den Sommermonaten Durchschnittstemperaturen von weit über 40 Grad. Profifußballer sind zwar gewohnt, innerhalb von über 90 Minuten über zehn Kilometer weit zu laufen. Die Belastung muss aber nicht unbedingt noch durch solche extremen Umstände erhöht werden. Viele der Spieler, die zur WM fahren, haben schließlich eine lange und anstrengende Saison hinter sich.
Auch das spricht für eine Verlegung. Wenn die Vereine im Dezember in die Winterpause gehen, stehen die Spieler noch voll im Saft. Zu diesem Zeitpunkt hat noch niemand mehr als 40 Pflichtspiele absolviert, wie das vor einer Sommer-WM der Fall ist. Keiner kann dann über allzu große Ermüdung klagen. Dazu kommt: Ein Winter in Katar ist nicht mit dem in Europa vergleichbar. Auf der arabischen Halbinsel muss man im Dezember oder Januar nicht frieren. Schließlich kommt der Wüstenstaat auch dann noch auf durchschnittliche Temperaturen von 22 bis 24 Grad am Tag und kaum weniger als 15 in der Nacht. Winterlich kalt wäre es letztlich also "nur" für viele Fans.
"Entscheidend ist auf'm Platz"
Dabei lässt sich einer Winter-WM mit etwas Fantasie einiges abgewinnen. Anders als sonst üblich müsste sich der geneigte Fan im Dezember nicht mehr über die fußballfreie Zeit beklagen. Denkbar wären Public-Viewing-Veranstaltungen bei Glühwein und Punsch auf dem Weihnachtsmarkt. Gerade weil die vierwöchige WM auf den ersten Blick so wenig in die Weihnachtszeit hineinpasst, weil sie mit den Gewohnheiten bricht, hätte sie ihren ganz besonderen Charme.
So viel steht jetzt schon fest: Über kaum einen anderen Wettbewerb wurde bereits Jahre vorher so intensiv diskutiert wie über das Turnier im Emirat Katar. Daran würde auch die Festlegung auf eine Winter-WM wenig ändern. So streitbar und intransparent die Entscheidung für Katar auch gewesen sein mag: Die Erregungsrituale sind ermüdend und wiederholen sich. Die Fußballwelt hat längst gelernt, damit zu leben. Die Freude auf eine tolle WM lässt sich kaum jemand kaputt machen, weil das Produkt einfach unschlagbar gut ist. "Adi" Preißler, der den BVB in den 50er Jahren zu zwei Meisterschaften führte, hat vor langer Zeit einmal gesagt: "Entscheidend ist auf'm Platz." Gültig ist das bis heute.
Quelle: ntv.de