Visa als unkalkulierbares Risiko Karibischer WM-Traum wird brutal ausgebremst
13.06.2024, 06:08 Uhr
Auch in diesem Paradies in der Karibik wird Fußball gespielt: Die Partie gegen Kuba mussten die Spieler der Cayman Islands aber unfreiwillig sausen lassen.
(Foto: picture alliance / Godong)
Das Fußballteam der Cayman Islands besteht zum Großteil aus Freizeitkickern. In der WM-Quali schafft die Mannschaft trotzdem einen sensationellen Sieg. Daran anknüpfen kann das Team aber nicht, weil einigen Spielern der Entzug ihrer US-Visa droht.
Die Fußball-Nationalmannschaft der Cayman Islands hat Geschichte geschrieben. In der Qualifikation für die WM 2026 gewinnt das Team des britischen Überseegebiets vorige Woche zum ersten Mal in fast drei Jahrzehnten ein WM-Quali-Spiel. Zarte WM-Träume erwachsen, der Grundstein für Fußball-Euphorie auf dem westkaribischen Eiland mit seinen knapp 70.000 Einwohnern ist gelegt. Doch dann wird der Quali-Traum des Fußballzwergs brutal ausgebremst.
Nach dem sensationellen 1:0-Sieg des Weltranglisten-196. gegen Antigua und Barbuda (Nummer 142 der Welt) hätten die Cayman-Kicker am Dienstag in Kuba antreten sollen. Aus Sorge um die vielen Studenten in der Mannschaft ist das Team von der entlegenen britischen Inselgruppe aber nicht nach Havanna gereist. Die Partie wurde deshalb mit 3:0 für Kuba gewertet.
Mehrere Spieler der Cayman Islands leben in den USA und studieren an amerikanischen Universitäten. Viele von ihnen besitzen ein Studentenvisum, um das College in den USA besuchen zu dürfen. Gleichzeitig haben sie als britische Staatsangehörige aber auch das ESTA-Zertifikat in ihren Pässen. Das ist der Grund, weshalb sie befürchtet haben, nach dem Kuba-Spiel nicht mehr in die Vereinigten Staaten zu gelangen.
Kuba seit Trump auf Terrorliste
Kuba wird von den USA als Terrorunterstützer eingestuft, seitdem Donald Trump den sozialistischen Staat während seiner Präsidentschaft zurück auf jene schwarze Liste gesetzt hatte. Die Folge ist, dass Menschen, die seit Anfang 2021 Kuba besucht haben, nicht mehr ohne Visa in die USA kommen. Es reicht dann nicht, ein ESTA-Formular auszufüllen. Dieses kostenpflichtige Einreisedokument ermöglicht USA-Aufenthalte ohne aufwendigen Visa-Antrag.
Wer nach einem Kuba-Aufenthalt mit ESTA-Zertifikat in die USA einreisen will, kommt nicht mehr ins Land. Den in den USA studierenden Cayman-Kickern hätte das Studentenvisum entzogen werden können, berichtet der Cayman Compass. Ein neues Visaverfahren sei "langwierig und unsicher", heißt es weiter. Es könne ein bis drei Monate dauern, zudem sei ein "persönlicher Termin bei der US-Botschaft in Jamaika erforderlich".
"Wollte Visa-Entzug nicht riskieren"
Das Nationalteam der Cayman Islands hat deshalb entschieden, nicht nach Kuba zu fliegen. "Ich wollte nicht riskieren, dass einem dieser Jungs wegen eines Spiels das ESTA oder das Studentenvisum entzogen wird", sagte, Alfredo Whittaker, Präsident des Fußballverbands, dem Cayman Compass. Schon zwei Monate vor dem Spiel hatte Whittaker versucht, die Partie nicht in Kuba, sondern in der Dominikanischen Republik austragen zu lassen. Doch der nordamerikanische Fußballverband Concacaf, die FIFA und die Kubaner selbst waren dagegen. "Wir geben ihnen nicht die Schuld. In dieser Sache geht es um etwas Größeres", kommentierte Whittaker.
Wie der Cayman Compass schreibt, sei das Problem auf der Insel über den Sport hinaus bekannt. "Zahlreiche Einwohner der Cayman Islands wurden aufgrund früherer Reisen nach Kuba an der Einreise in die USA gehindert." Das nächste Spiel in der WM-Qualifikation bestreiten die Freizeitakteure des Fußballzwergs erst im kommenden Jahr. Gegner ist - erneut auswärts - Bermuda, ein weiteres britisches Überseegebiet. Mit der Einreise in die USA sollten die Studenten im Nationalteam der Cayman Islands danach keine Probleme haben.
Quelle: ntv.de