Fußball

Niederlage steigert Quali-Chance Skurriler WM-Traum von Gibraltar lebt dank Abstieg

Im Victoria-Stadion trägt die Nationalmannschaft von Gibraltar gewöhnlich ihre Heimspiele aus. Direkt daneben liegt der Flughafen der Halbinsel.

Im Victoria-Stadion trägt die Nationalmannschaft von Gibraltar gewöhnlich ihre Heimspiele aus. Direkt daneben liegt der Flughafen der Halbinsel.

(Foto: REUTERS)

Fußballzwerg Gibraltar hat seine theoretischen Chancen auf die Qualifikation für die WM 2026 gesteigert - dank zweier Niederlagen gegen Litauen. Ein Sieg hätte die Ausgangslage dagegen viel aussichtsloser gemacht. Wie kann das sein?

"Verlieren verboten" - mit dieser Forderung gehen Fußballmannschaften immer dann ins Spiel, wenn es am Ende der Saison um alles oder nichts geht. Wenn nur ein Sieg hilft, um dem Abstieg doch noch zu entkommen. Diese Devise galt am Dienstagabend auch für die Nationalmannschaft von Gibraltar. Das britische Überseegebiet am südwestlichsten Zipfel Europas musste in Litauen ran. Das Rückspiel in den sogenannten Play-outs von Liga C der Nations League 2022/23 - es handelt sich nicht um einen Tippfehler - stand auf der Tagesordnung.

Litauen hatte das Hinspiel auswärts knapp mit 1:0 gewonnen und ging demnach als klarer Favorit ins Rückspiel vor eigener Kulisse in Kaunas. Das baltische Land ist zwar auch nicht für ihre Fußballer und stattdessen als Basketball-Großmacht bekannt, für Gibraltar aber reichte es trotzdem locker. Der Weltranglisten-136. gewann auch das Rückspiel mit 1:0 und konnte sich über den Klassenerhalt in Liga C der Nations League freuen. In der diesjährigen Nations League darf sich Litauen somit in einer Gruppe mit EM-Teilnehmer Rumänien, Kosovo und Zypern versuchen. Im Falle eines Abstiegs hätte eine Fußballzwergen-Gruppe mit Liechtenstein und San Marino in Liga D gedroht.

Der berühmte Affenfelsen überragt das Heimstadion der Nationalmannschaft von Gibraltar.

Der berühmte Affenfelsen überragt das Heimstadion der Nationalmannschaft von Gibraltar.

(Foto: imago images / Inpho Photography)

Wobei "gedroht" nicht das richtige Wort ist. In der Realität wäre Litauen ziemlich sicher souverän durch die Gruppe marschiert, hätte damit den Wiederaufstieg geschafft und sich eine Mini-Chance auf die Teilnahme an der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko erspielt.

Bitte was? Litauen bei der WM? Ja, zumindest wäre der tollkühne Quali-Traum ein Funken realistischer geworden. Doch dieser Traum ist ausgerechnet geplatzt, weil Litauen gegen Gibraltar gewonnen hat. Der unterlegene Gegner darf sich dagegen glücklich schätzen. Verlierer Gibraltar - die Nummer 204 der FIFA-Weltrangliste, umrahmt von Tonga und Sri Lanka - ist der eigentliche Sieger. Die richtige Devise für die Begegnung für die Partie gegen Litauen lautete nämlich: Gewinnen verboten!

Komplizierter Modus hilft nur dem Verlierer

Gibraltar, das sich an die Devise gehalten hat, trifft in Liga D der Nations League deshalb nun auf Liechtenstein und San Marino, was selbst für gibraltarische Verhältnisse machbar klingt. Noch besser als die Aussicht auf realistische Siegchancen in Fußballspielen ist aber die langfristige Möglichkeit, die sich durch den Abstieg ergeben hat. Die Fußballer vom Affenfelsen haben im Falle eines Gruppensiegs in Gruppe D1 der Nations League jetzt nämlich gute Karten auf die Teilnahme an den Playoffs zur WM 2026.

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Das hängt mit dem komplizierten Qualifikationsmodus der UEFA zusammen. Bei der ersten WM-Endrunde mit 48 Mannschaften stehen dem europäischen Fußballverband 16 statt wie bisher 13 Startplätze zur Verfügung. Und so funktioniert die Quali: Die Nationen werden in zwölf Gruppen gelost. Die Gruppensieger fahren nach Nordamerika, die Gruppenzweiten bekommen in Playoffs eine weitere Chance. Außerdem erhalten die vier besten Gruppensieger der Nations League, die in ihrer WM-Quali-Gruppe keinen der ersten beiden Plätze belegen, ebenfalls eine Playoff-Chance.

Zum Zug kommen zunächst die Nations-League-Gruppensieger aus den Ligen A, B und C. Erst danach wäre Liga D an der Reihe. Sind die vier Plätze aber noch nicht verteilt, weil sich genügend Nations-League-Gruppensieger über den regulären Quali-Weg direkt zur Endrunde oder in die Playoffs spielen (was realistisch ist), hätte Gibraltar eine Chance.

Dass es dann aber tatsächlich mit dem Ticket für Nordamerika klappt, steht auf einem anderen Blatt. Die 16 Playoff-Teilnehmer werden in vier Turniere mit je vier Mannschaften gelost. Die Sieger qualifizieren sich für die WM. Gibraltar müsste demnach zwei Sensationserfolge gegen nominell deutlich stärkere Mannschaften einfahren, was völlig abwegig ist. Die Teilnahme an den Playoffs ist es aber nicht. Dank der Niederlage gegen Litauen.

Quelle: ntv.de

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