Fußball

Wie Popp und Schweinsteiger Neue DFB-Kapitänin hat die größten Kampfschweine zum Vorbild

Gwinn ist eine feste Größe der DFB-Frauen.

Gwinn ist eine feste Größe der DFB-Frauen.

(Foto: dpa)

Giulia Gwinn heißt die neue Kapitänin der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Die 25-Jährige vom FC Bayern ist die logische Wahl von Bundestrainer Christian Wück. Der untermauert seine Ernennung mit viel Lob. Gwinn nimmt sich gleich die ganz Großen zum Vorbild.

Allein steht Giulia Gwinn im Strafraum, der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt, vor ihr nur Spaniens Torhüterin Cata Coll. Konzentrierter Blick, nochmal ausatmen, dann vier Schritte Anlauf. Schuss flach rechts, Coll fliegt nach links, der Ball zappelt im Netz. Gwinn dreht nach rechts ab zum Jubel, schreit ihre Freude heraus. Es ist das wichtigste Tor der jüngeren DFB-Vergangenheit. Es bringt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen. Weil Gwinn vorangeht und weil Torhüterin Ann-Katrin Berger hinten den Kasten dichthält, feiern die Deutschen den Medaillengewinn.

Und genau dieses Vorangehen wird Gwinn künftig weiter tun. Nicht mehr nur als zuverlässige Elfmeterschützin - wenn sie antritt, ist der Ball im Tor, Gwinn hat tatsächlich eine makellose Bilanz - und als Außenverteidigerin mit Zug in Richtung Strafraum, sondern auch als Kapitänin der DFB-Frauen. Dieses Geheimnis hat Bundestrainer Christian Wück nun gelüftet. "Unglaublich, da ist ein ganz, ganz stolzes Gefühl", so die Frau mit dem blonden geflochtenen Zopf über ihre Beförderung. "Das ist irgendwie noch nicht ganz real. Es ist eine Riesenehre und Wertschätzung, die Kapitänsbinde zu tragen."

Ihre Wahl kommt dabei nicht überraschend. Gwinn hatte die Binde bereits nach dem Rücktritt von Alexandra Popp aus dem Nationalteam um den Arm gestreift bekommen. Die 25-Jährige ist die logische Wahl - mit 57 Länderspielen eine feste Größe im Team, kommunikativ, eloquent, beliebt. Als "Topfrau für den Job" hatte DFB- und Bayern-Kollegin Lena Oberdorf sie bereits vor der Ernennung bezeichnet. "Giulia ist eine absolute Leistungsträgerin. Sie ist meinungsstark und eine Persönlichkeit, die auf und neben dem Platz vorangeht", sagte Wück, der extra nach München gereist war, um Gwinn das neue Amt anzudienen, als Begründung. "Unsere Wertschätzung für sie ist sehr, sehr hoch."

Gwinn ist seit der WM 2019 eine feste Größe

Die DFB-Teams bei den Erwachsenen haben also ab sofort einiges gemeinsam: Wer Kapitän ist, ist Rechtsverteidiger und spielt beim FC Bayern. Gwinn ist das Pendant zu Joshua Kimmich. Gwinns Stellvertreterin wird Janina Minge vom VfL Wolfsburg, die beiden Defensivspielerinnen kennen sich Gwinn zufolge bereits seit ihrem elften Lebensjahr, als sie zum ersten Mal in badischen Auswahlteams aufeinandertrafen. Später spielten sie auch gemeinsam beim SC Freiburg. "Beide sind charakterlich sehr fest, sowohl in ihren Vereinen als auch hier bei uns. Sie vertreten eine Meinung, die auch fundiert begründet werden kann", so Wück.

Während Minge erst 2023 im DFB-Team debütierte, gehört Gwinn inzwischen trotz ihrer erst 25 Jahre zu den erfahrensten Spielerinnen. Am 24. November 2017 wurde sie für ein paar Minuten beim Test-Länderspiel gegen Frankreich eingewechselt. Danach vergeht aber fast ein Jahr, bis sie wieder dabei ist, spätestens seit der WM 2019 aber ist Gwinn allen Fußballfans ein Begriff. Bei der Weltmeisterschaft in Frankreich erzielt sie beim Auftaktspiel gegen China das erste Turniertor für Deutschland. Sie ist da gerade einmal 19 Jahre alt und damit die erst dritte Spielerin nach Birgit Prinz und Ariane Hingst, die als unter 20-Jährige für den DFB bei einer WM trifft. Obwohl das DFB-Team im Viertelfinale gegen Schweden (1:2) ausscheidet, erhält Gwinn die Auszeichnung als "Beste junge Spielerin" des Turniers.

Neben Olympiabronze gehört auch die Bezeichnung Vize-Europameisterin in ihre Vita. Als solche gehen die DFB-Frauen bekanntlich in die im Sommer anstehende EM. In der Schweiz wird Gwinn erste Ansprechpartnerin sein - für die Trainer, für ihr Team, für die Schiedsrichterinnen und die Medien. Am Freitag (20.45 Uhr/ARD und im ntv.de-Liveticker) wird sie erstmals als hauptamtliche Kapitänin ein Pflichtspiel bestreiten - dann geht es in der Nations League gegen die Niederlande. Am darauffolgenden Dienstag trifft das deutsche Team in Nürnberg im selben Wettbewerb auf Österreich (18.15 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker).

Schweinsteiger als Vorbild

Dass sie sich nicht das WM-Debakel von 2023 auf die Fahnen schreiben muss, hängt mit dem Leid zusammen, das Gwinn bereits erleben musste. Denn ihre Karriere beim DFB hat auch Schattenseiten. Im September 2020 reißt sie sich beim EM-Qualifikationsspiel das Kreuzband im rechten Knie. Sie kämpft sich zurück. Und dann: Im Oktober 2022 reißt sie sich beim Test-Länderspiel gegen Frankreich wieder das Kreuzband, diesmal im linken Knie. Wieder kämpft sie sich zurück. Und kann sich mit Olympiabronze belohnen. Als Wertschätzung obendrauf wird sie 2024 auch noch zur Nationalspielerin des Jahres gewählt.

Und damit hat Gwinn etwas mit ihren Vorbildern gemeinsam. Von ihrer Vorgängerin Popp - sie war Nationalspielerin der Jahre 2012 und 2022 - hat sie aus nächster Nähe gelernt, wie man eine Mannschaft führt, wie man alle Spielerinnen auf dem Platz mitreißt. Und dann gibt es da noch Bastian Schweinsteiger - der die Auszeichnung als Nationalspieler des Jahres 2010 erhielt. "Bastian Schweinsteiger war da immer mein Vorbild, wie er sich im WM-Finale 2014 zerrissen hat", sagt sie über den Ex-Bayer, der zwar nicht Kapitän des DFB-Teams war, aber dennoch ein Leader. Bei beiden erinnere sie sich daran, dass man immer weitermachen muss, auch wenn alle Knochen wehtun. Dass man für den großen Erfolg immer weiterkämpfen muss. Und darin hat Gwinn in ihrer Karriere nun auch schon einige Erfahrung.

Quelle: ntv.de

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