Bierhoff plant einmaligen DFB "Golden Goal hat mein Leben verändert"
01.05.2018, 11:01 Uhr
Strahlender Sieger der EM 1996 - dank des Golden Goal.
(Foto: imago/Buzzi)
Oliver Bierhoff, der Direktor der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, prägt und revolutioniert seit 15 Jahren den DFB. Bei der EM 1996 schießt er sich mit dem Golden Goal in die Geschichtsbücher - und wird erst seitdem "wahrgenommen".
Das "Baby" von Oliver Bierhoff steht in der Eingangshalle der DFB-Zentrale. In einem Glaskasten, unmittelbar neben den goldenen und silbernen Pokalen der Vergangenheit, ist ein weißes Miniaturmodell der Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ausgestellt - ein Blick in die Zukunft, die der Nationalmannschaftsdirektor, der am Dienstag seinen 50. Geburtstag feiert, maßgeblich mitgestaltet.
Ein "Silicon Valley, ein Harvard des Fußballs" werde in Frankfurt am Main entstehen, sagte Bierhoff. Nur unweit der Otto-Fleck-Schneise, wo der Weltmeister längst nicht mehr genug Platz hat, sollen alle Bereiche des DFB gebündelt werden in einem einzigen Zentrum der Innovation, des Wissens und der Wissenschaft. Bierhoff hat alles im Blick.
Seit 2004 arbeitet der Europameister von 1996 als Funktionär beim DFB. Er kam zusammen mit "Revolutionär" Jürgen Klinsmann und dessen damaligem Co-Trainer Joachim Löw. Die Stelle des Nationalmannschaftsmanagers wurde damals eigens für Bierhoff geschaffen, über die Jahre wurde er zu einem der einflussreichsten Köpfe des DFB.
Seit dem 1. Januar ist er offiziell der Direktor für "Nationalmannschaften und Fußballentwicklung". Die Weiterentwicklung des deutschen Fußballs, der "Masterplan 2.0", sei eine "Riesenaufgabe, da habe ich Riesenrespekt vor", sagte er: "Wir müssen und wollen das Silo-Denken aufbrechen, agiler und vernetzter denken." Der WM-Titel 2014 sei kein Grund, sich auszuruhen und die gleichen Fehler zu machen wie vor 20 Jahren, als der DFB um die Jahrtausendwende von anderen Nationen überholt worden war.
DFB will Bierhoff halten
Damals gehörte Bierhoff zu den besten Stürmern der Welt. Sein Golden Goal in der Verlängerung des EM-Finales gegen Tschechien (2:1) im Londoner Wembley-Stadion "hat mein Leben verändert", sagte Bierhoff (70 Länderspiele, 37 Tore) einmal: "Erst danach bin ich in Deutschland richtig wahrgenommen worden." Nach der WM 1998 übernahm er in der Nationalmannschaft sogar die Kapitänsbinde.
1999 gewann er mit dem AC Mailand die Meisterschaft in der italienischen Serie A, in der sich der kopfballstarke Angreifer im Jahr zuvor zum Torschützenkönig gekrönt hatte (mit Udinese Calcio/27 Saisontore). 1998 wurde Bierhoff zu Deutschlands "Fußballer des Jahres" gewählt. Erfolge, an die der Familienvater gerne zurückdenkt. "Aber", sagte Bierhoff: "Irgendwann reicht es dann auch. Es wird Zeit, dass wir eine neue Geschichte schreiben."
Beim DFB ist er auf dem besten Weg dahin. Die Akademie, die Ende 2020 fertiggestellt sein soll, wird einmalig sein. DFB-Präsident Reinhard Grindel hofft, dass sein Nationalmannschaftsdirektor deshalb bald seinen derzeit bis 2020 laufenden Vertrag verlängert. Dass diese Gespräche in der Vergangenheit mit Grindels Vorgängern nicht immer harmonisch verlaufen waren - Bierhoffs Macht über die Nationalmannschaft wurde oft kritisch beäugt - ist längst vergessen.
Quelle: ntv.de, Jan Mies und Marco Mader, sid