Kader soll ausgemistet werden Greift der HSV für den Aufstieg in die Nostalgiekiste?
25.11.2024, 18:29 Uhr
Einst war Ruud van Nistelrooy Spieler unter Bruno Labbadia.
(Foto: imago sportfotodienst)
Steffen Baumgart ist bereits der siebte Trainer, der beim HSV seit dem Bundesliga-Abstieg scheitert. Gesucht wird jetzt der Nächste, der die Erstliga-Rückkehr endlich schaffen soll. Auch im Kader sollen mal wieder größere Veränderungen anstehen. Auch der Enkel der größten Vereinslegende steht vor dem Aus.
Am morgigen Dienstag beginnt die Zeit nach Steffen Baumgart auch auf dem Trainingsplatz des Hamburger SV. Dann leitet Merlin Polzin seine erste Einheit als Interimscoach. "Wir haben hier ein großes Trainertalent", sagte der damalige Sportchef Jonas Boldt im Februar über Polzin, als der 34-Jährige nach der Trennung von Tim Walter schon einmal als Interimslösung für ein Spiel (2:2 bei Hansa Rostock) einsprang.
Vor neun Monaten galt aber bereits wie heute: Der HSV hat schon so häufig sein großes Ziel Bundesliga-Rückkehr verpasst, dass er die Erfüllung dieser Sehnsucht eher einem erfahrenen Trainer zutraut. "Wir sind jetzt in der Bringschuld, diesen Schritt auch zu schaffen", sagte Sportvorstand Stefan Kuntz bei Welt TV.
Wer jetzt kommen könnte
Im Februar folgte Baumgart aus diesem Grund auf Walter. Und jetzt? Auch einen Tag nach der Freistellung des 52-Jährigen gibt es in Hamburg nur Spekulationen und keine belastbaren Hinweise auf die Baumgart-Nachfolge. Gehandelt werden die Namen, die naheliegen:
- Bruno Labbadia, weil der 58-Jährige schon zweimal erfolgreich HSV-Trainer war und mit dem Sportvorstand Stefan Kuntz einst ein Sturmduo beim 1. FC Kaiserslautern bildete.
- Ruud van Nistelrooy und Niko Kovac, weil sie früher für den HSV spielten und eine in Hamburg weit verbreitete Sehnsucht nach dem "großen Namen" bedienen.
- Torsten Lieberknecht, weil er den Bundesliga-Aufstieg schon mit Eintracht Braunschweig und Darmstadt 98 schaffte und genau wie Labbadia einst mit Kuntz zusammenspielte.
Erschwert wird die Suche nach dem richtigen Trainerprofil für den HSV auch dadurch, dass es der Klub in fast sechseinhalb Zweitliga-Jahren beinahe schon mit jedem Trainerprofil versucht hat: mit dem populären Christian Titz, dem Ausbilder Hannes Wolf, dem erfahrenen Dieter Hecking, dem aufstrebenden Daniel Thioune, der Klub-Ikone Horst Hrubesch und dem Dogmatiker Tim Walter.
Kuntz kündigt gravierende Veränderungen an
"Der HSV kriegt jeden klein", titelte die "Süddeutsche Zeitung" am heutigen Montag. Und das zeigt sich auch daran, dass das noch in Paderborn und Köln so erfolgreiche Trainerprofil von Steffen Baumgart in Hamburg beinahe bis zur Unkenntlichkeit verwässerte. Der einstige Starkstrom-Trainer ließ beim HSV am Ende biederen Sicherheitsfußball spielen, der das Potenzial des bestbesetzten Zweitliga-Kaders nicht annähernd ausschöpfte.
Klar ist erst einmal nur, dass nach Baumgart in den nächsten Wochen auch noch einige Spieler den Verein verlassen sollen. "Der eine oder andere Spieler weiß auch schon Bescheid, dass er im Winter gehen könnte", bestätigte Kuntz.
Zu den Kandidaten gehört nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" auch der Offensivspieler Levin Öztunali. Der Enkel des HSV-Idols Uwe Seeler war erst im Sommer 2023 mit großen Erwartungen nach Hamburg zurückgekehrt. Dort konnte sich der 28-Jährige aber weder unter Baumgart noch unter Walter einen Stammplatz erarbeiten. Erst der HSV-Fan Baumgart und dann der Seeler-Enkel Öztunali: Für die Hamburger würde das zumindest einen Verlust an Identifikation bedeuten.
Quelle: ntv.de, sue/dpa