Fußball

So läuft der fünfte Spieltag, Teil I Guardiola debütiert, Paderborn tönt

Achtung, heute kommt Paderborn: Rafinha, Claudio Pizarro, Xabi Alonso, Mario Götze und Xherdan Shaqiri ahnen, was ihnen bevorsteht.

Achtung, heute kommt Paderborn: Rafinha, Claudio Pizarro, Xabi Alonso, Mario Götze und Xherdan Shaqiri ahnen, was ihnen bevorsteht.

(Foto: imago/Annegret Hilse)

Diese Woche in der Fußball-Bundesliga ist so englisch, dass Felix Magath seine helle Freude hätte. Guardiola spielt mit seinem FC Bayern erstmals gegen den Tabellenführer, die Paderborner wollen nicht knipsen und Werder hat die Seuche.

Wie hoch gewinnt der FC Bayern?

Sind die Münchner im Topspiel dieses fünften Spieltags der Fußball-Bundesliga überhaupt der Favorit? Schließlich kommt am heutigen Dienstag der Tabellenführer ins Stadion nach Fröttmaning. Und das ist, Sie haben sicherlich davon gehört, der SC Paderborn. Aber genug der Folklore. Natürlich gewinnt der FC Bayern, und zwar mit 5:0. Es ist zwar schön und auch gut, dass die Ostwestfalen als Aufsteiger in vier Spielen acht Punkte ergattert haben. Und es ehrt Josep Guardiola, dass er sagt: "Sie haben es verdient." Wer wollte das bezweifeln?

1x Thomas Müller = 2x SC Paderborn.

1x Thomas Müller = 2x SC Paderborn.

(Foto: REUTERS)

"Wenn sie gewinnen, ist es eine große Überraschung, wenn sie verlieren, ist alles okay. Sie haben keinen Druck." Auch hier liegt der Trainer des FC Bayern  goldrichtig. Allerdings sieht er sich einer völlig neuen Situation gegenüber: Zum ersten Mal in seiner Zeit beim FC Bayern tritt er gegen den Spitzenreiter an. Aber er wird schon einen Weg finden, wie er seine Mannschaft auf diese Herkulesaufgabe vorbereitet. Vielleicht, indem er Thomas Müller aufstellt. Dem Nationalspieler wird ein Marktwert von 50 Millionen Euro zugeschrieben, behauptet zumindest transfermarkt.de, die halbamtliche Institution für Zahlenspiele. Den gesamten Kader des SC Paderborn 07 gäbe es demnach für gut 22 Millionen Euro zu kaufen. Oder wie die "Bild"-Zeitung schreibt: "1x Thomas Müller = 2x SC Paderborn". Noch ein paar Vergleiche? Bitteschön: Die Münchner haben, sieht man von den Spielern und Trainern ab, 450 Angestellte. Paderborn: 25. Etwa 224.000 Mitglieder hat der FC Bayern. Paderborn: 10.233. Fünf Mal haben die Bayern den Europapokal der Landesmeister respektive die Champions League gewonnen, 24 Mal die deutsche Meisterschaft, 17 Mal den DFB-Pokal. Und Paderborn? War drei Mal Westfalenmeister und sieben Mal Westfalenpokalsieger. Trainer André Breitenreiter gibt sich aber weitgehend unbeeindruckt: "Wir fahren nicht hin, um Fotos mit den Weltmeistern zu machen." Hier spricht der Tabellenführer.

Wie weltmeisterlich sind die Verhältnisse?

Überhaupt nicht. Schließlich ist diese Woche eine englische. Und auf der Insel sind sie zum bisher letzten und einzigen Mal 1966 Weltmeister geworden. Aber immerhin haben sie dort nicht nur angeblich den Fußball erfunden, sondern auch die Idee auf den Kontinent verbreitet, doch einfach mal drei Spiele in einer Woche auszutragen. Die Engländer selbst aber sprechen nicht von einer englischen, sondern von einer Drei-Spiele-Woche: "Three-Game-Week".

Was passiert sonst noch?

Am Mittwoch spielen noch Borussia Dortmund gegen den VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen gegen den FC Augsburg, Borussia Mönchengladbach gegen den Hamburger SV, Hannover 96 gegen den 1. FC Köln und Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg. Aber dazu morgen mehr.

Welche Mannschaft überrascht?

Clever statt hurra: Hoffenheims Trainer Markus Gisdol.

Clever statt hurra: Hoffenheims Trainer Markus Gisdol.

(Foto: imago/Avanti)

Nehmen wir einmal an, der FC Bayern schlägt die Paderborner doch nicht mit 5:0, sondern nur mit 2:0. Und die TSG Hoffenheim gewinnt mit gegen den SC Freiburg ebenfalls mit 2:0. Was passiert dann? Dann führen die Hoffenheimer die Tabelle an - vorausgesetzt, der FSV Mainz gewinnt nicht bei der Frankfurter Eintracht. Wahnsinn, oder? Aber wie sagte schon der große Josep Guardiola: Die Tabelle sei derzeit "noch nicht wichtig". Wie dem auch sei: Die Hoffenheimer, die die vergangene Saison mit dem surrealen Torverhältnis von 72:70 beendeten, haben sich anscheinend stabilisiert und sind prima gestartet. Die neue Taktik erklärte Sportdirektor Alexander Rosen nach dem Sieg in Stuttgart am vergangenen Samstag so: "Wir sind sehr tief gestanden und haben den Gegner kommen lassen." Clever statt hurra heißt das neue Motto. "Das war der Schlüssel zum Erfolg", sagt Markus Gisdol. In der Spielzeit zuvor hatte die TSG beim VfB noch mit 2:6 verloren. Und gegen Freiburg spielten sie 3:3. Nun kündigt der Trainer an: "Es ist ein Vorteil für uns, dass wir nicht so leicht auszurechnen sind, wie letztes Jahr." Und die Freiburger? Hadern immer noch damit, dass es am vergangenen Freitag gegen die Berliner Hertha nicht zu einem Sieg gereicht hat. Ansonsten kündigt Übungsleiter Christian Streich aber an: "Wir nehmen das als Herausforderung." Und noch eine gute Nachricht gibt es aus dem Breisgau: Das Stadion an der Schwarzwaldstraße soll einen neuen Namen bekommen. Von 1954 bis 2004 hieß es Dreisam-Stadion, dann bis 2011 Badenova-Stadion, seit 2012 Mage-Solar-Stadion - und demnächst Schwarzwald-Stadion. Wahnsinn, oder?

Für welchen Trainer wird es eng?

Apropos englische Woche: Felix Magath ist auf gutem Weg, der unbeliebteste Deutsche auf der Insel zu werden seit …, ach lassen wir das. Auf jeden Fall hat ihn der Zweitligist FC Fulham jüngst gefeuert. Und nun erzählen sie sich in England Geschichten über Magath, die einen schaudern lassen. Und seiner Reputation als Fußball-Lehrer nicht gerade zuträglich sind. Der wehrt sich nun und hat einen Anwalt eingeschaltet: "Diese Käse-Geschichte des Spielers Hangeland ist Käse wie Quatsch. Ich würde doch einem Mediziner niemals vorschreiben, was er zu tun hat", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Ich habe dem Spieler bei einer Entzündung im Knie lediglich geraten, es zusätzlich mit dem alten Hausrezept Quark zu versuchen." Magath soll den einstigen Kapitän Brege Hangeland aufgefordert haben, seine Oberschenkelverletzung mit dem Auflegen von Blauschimmel-Käse behandeln zu lassen. Aber ob Käsix oder Felix - hier neigt sich ein erfülltes Berufsleben dem Ende zu.

Wo wird es brisant?

In Bremen, wo sich im Weserstadion heute der SV Werder und der FC Schalke 04 zum Spiel zweier noch siegloser Mannschaften treffen. Die Seuche aber haben die Gastgeber, genauer: Magen-Darm-Probleme. Torhüter Raphael Wolf, Sebastian Prödl, Clemens Fritz, Felix Kroos und Nils Petersen drohen auszufallen. Klingt brisant. Und die Schalker? Dürfen sich darüber freuen, dass Bremens Trainer Robin Hood, äh Dutt sich für seinen Kollegen stark macht: "Der Umgang mit Jens Keller ist nicht mehr ernst zu nehmen. Schalke spielte die beste Rückrunde der Vereinsgeschichte, ist in der Champions League vertreten - und sobald es schlechter läuft, bekommt er so etwas von Breitseite." Das ist doch mal nett. In Gelsenkirchen werden sie ab sofort nicht mehr über den Trainer diskutieren. Es sei denn, er verliert heute.

Apropos Brisant: Im Rhein-Main-Gebiet legen sie den Fokus auf eine andere Partie: Die Frankfurter Eintracht empfängt im Waldstadion den FSV Mainz, was nicht nur in englischen Wochen locker als Derby durchgeht. Die Stimmung unter den Fans ist jedenfalls prima, die "Frankfurter Rundschau" hat uns netterweise noch einmal daran erinnert. Anhänger der Eintracht hatten nämlich Ende August vor dem ersten Heimspiel der Mainzer für 3000 Euro und 90 Minuten ein Kleinflugzeug gechartert, das über das Stadion kreiste. Im Schlepptau ein Spruchband mit der Aufschrift: "In Europa kennt euch keine Sau!" Kleine Anspielung auf das Scheitern der Mainzer gegen die Giganten von Asteras Tripolis in Qualifikation zur Europaliga. Dumm nur für die Frankfurter, dass sie Nachbarn aus Rheinland-Pfalz in der Tabelle weit vor ihnen stehen. Wenn der FC Bayern die Paderborner doch nicht mit 5:0, sondern nur mit 2:0 schlägt. Und wenn der FSV in Frankfurt mit 1:0 gewinnt. Dann führen die Mainzer die Tabelle an - vorausgesetzt, die TSG Hoffenheim gewinnt nicht gegen den SC Freiburg. Wahnsinn.

Wer spielt das schönste Phrasenschach?

"Wir sind oben, weil wir oben sind." Münchens Trainer Josep Guardiola hat anscheinend doch Probleme damit, dass der SC Paderborn die Tabelle anführt.

Quelle: ntv.de

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