Fußball

Sechs Dinge, die wie gelernt haben Paderborn top, Bayern wurstig, BVB birnig

Zwar geht es Hennes gut, er war aber in großer Gefahr: Er hätte vor Langeweile sterben können.

Zwar geht es Hennes gut, er war aber in großer Gefahr: Er hätte vor Langeweile sterben können.

(Foto: dpa)

Was für eine verrückte Fußball-Bundesliga: Da führen doch rachsüchtige Ostwestfalen die Tabelle an, der FC Bayern wünscht, es wäre Weihnachten, der Hamburger SV ist selig. Und beim BVB sind sie nicht ganz fit in der Birne.

1. Der SC Paderborn feiert Stoppelinho

Wer nach vier Spieltagen die Tabelle der Fußball-Bundesliga anführt, dem steht auch der erste Platz in unserer Rangliste der Erkenntnisse zu. Zumal, wenn der Spitzenreiter SC Paderborn heißt, gerade zum ersten Mal in der Geschichte in Deutschlands höchste Spielklasse aufgestiegen ist und einen Spieler in seinen Reihen hat, der beim Sieg gegen Hannover 96 den Ball so mir nichts, dir nichts aus 83 Metern in des Gegners Tor schießt. So etwas spricht sich rum, auch im Mutterland des Fußballs. Der englische "Guardian" schrieb von Moritz Stoppelkamps "wonder goal". Ganz nebenbei ist das auch noch ein Bundesligarekord. Und der "wonder goal"-Mann wunderte sich: "Ich wusste gar nicht, dass ich so weit schießen kann." Bisher war Giorgos Tzavelas der beste Weitschütze. Der Grieche hatte am 12. März 2011 für die Frankfurter Eintracht gegen den FC Schalke 04 aus 73 Metern Entfernung getroffen.

Ansonsten gehört Stoppelkamp mit seinen 27 Jahren nicht zu den Profis, die damit hinterm Berg halten, dass es ein ganz besonderes Vergnügen war, ausgerechnet gegen diesen Gegner zu treffen. "Das war schon eine kleine Genugtuung." Er hat nämlich von 2010 bis 2012 für die Niedersachsen gespielt. "Nichts gegen den Klub, aber es war keine schöne Zeit für mich in Hannover. Die Fans haben mich nicht nur im Stadion ständig ausgepfiffen, sondern auch auf der Straße beschimpft." Also rannte er zu ihnen, die ihn einst "Stolperkamp" genannt hatten, in die Kurve und legte den Zeigefinger auf die Lippen. In Paderborn hingegen ist alles prima. Auch, weil sie ihn in Ostwestfalen jetzt "Stoppelinho" rufen. "Wir haben eine geile Truppe, wir haben ein geiles Trainerteam und wir haben ein geiles Umfeld." Am Dienstag geht’s zum Tabellenvierten - zum FC Bayern.

2. Die Bayern sehnen sich nach Heiligabend

Das mit der Tabelle ist im Grunde ein Witz, doch die Geschichte mit den Paderbornern als Spitzenreiter klingt so fabelhaft und ist so unterhaltsam, dass es ein Frevel wäre, sie nicht zu erzählen. Im Grunde aber stehen sie nur dort oben, weil andere Mannschaften nicht - wie erwartet - nach vier Runden zwölf Punkte auf dem Konto haben; sondern eben nur acht. Wie zum Beispiel besagter FC Bayern. Dass sie beim Hamburger SV kein Tor kassieren, war klar. Aber die Münchner haben auch keins geschossen. Das nervt sie gewaltig. Und Trainer Josep Guardiola bleibt konsequent und sagt das, was er so oder so ähnlich seit August erzählt: "Bis Dezember liegt eine schwere Zeit vor uns." Vier Tage vor Heiligabend endet die Hinrunde, auch die Gruppenphase der Champions League ist dann perdu. Bis dahin wollen sie sich, soll das wohl heißen, irgendwie durchwurschteln.

Die Münchner sehen sich, völlig überraschend, einer dreifachen Belastung ausgesetzt, in der Bundesliga, der Champions League und dem DFB-Pokal. Also macht Guardiola das, was er in der vergangenen Saison auch gemacht hat: Er tauscht von Spiel zu Spiel einige Akteure aus. Das ist durchaus vernünftig, nur klappt es nicht ganz so gut und wird dadurch erschwert, dass Koryphäen wie Thiago Alcántara, Bastian Schweinsteiger, Javi Martínez, Franck Ribéry und Arjen Robben verletzt sind. Statt wie beim Sieg gegen ManCity mit Robert Lewandowski, Mario Götze, Mehdi Benatia und Xabi Alonso in der Startelf, versuchten es die Bayern in Hamburg mit Claudio Pizarro, Xherdan Shaqiri, Dante und Pierre-Emile Höjbjerg. Erst als, in dieser Reihenfolge Alonso, Götze und Lewandowski nach der Pause dann doch mitmachen durften, lief es etwas besser. Zu spät. Oder wie es Torhüter Manuel Neuer hinterher formulierte: "Am Ende waren wir alle total motiviert." Am Dienstag gegen den punktgleichen SC Paderborn sind sie dann aber doch der Favorit. Im Spitzenspiel des fünften Spieltags. Ist sie nicht herrlich, diese Bundesliga?

3. Beim BVB sind sie nicht fit in der Birne

Hat Kopfschmerzen: Jürgen Klopp.

Hat Kopfschmerzen: Jürgen Klopp.

(Foto: imago/Eibner)

In Dortmund ist ja jetzt alles schlecht, weil sie mit sechs Punkten aus vier Partien so miserabel in die Saison gestartet sind wie seit fünf Jahren nicht mehr. Andererseits haben sie nur zwei Zähler weniger auf dem Konto als die Paderborner. Und die sind schließlich in dieser Liga das Maß aller Dinge. Nicht nur beim BVB profitieren sie also davon, dass die anderen auch nicht so richtig aus dem Quark kommen. Über die Niederlage in Mainz aber, die jetzt übrigens Tabellenzweiter sind, haben sie sich schon geärgert, weil sie besser waren, einen Elfmeter verschossen und sich bei den Gegentoren dumm anstellten. "Da waren wir in der Birne zu passiv", sagte Trainer Jürgen Klopp. Und fasste das Elend so zusammen: "Wir hätten ein verdienter Sieger sein können, wenn wir unsere Chancen genutzt hätten. Weil wir dann aber zweimal sehr schlecht verteidigt haben, sind wir der verdiente Verlierer." Dabei hatte er doch seine Mannschaft beim 2:0 gegen Arsenal zum Start in die europäische Königsklasse doch verdammt nahe an der Perfektion gesehen. Zu allem hat sich auch noch Henrikh Mkhitaryanan verletzt, mindestens vier Wochen wird der Armenier fehlen - wie so viele andere seiner Kollegen. Aber es ist nicht alles schlecht beim BVB. Am Dienstag kommt der VfB Stuttgart ins Westfalenstadion. Und der hat noch einmal fünf Punkte weniger.

4. Der HSV huldigt seinem Joe

In Hamburger ist ja jetzt wieder alles super. Und das hängt einzig und allein an Josef, genannt Joe, Zinnbauer. Der muss jetzt den HSV trainieren, macht das aber dem Vernehmen nach tatsächlich freiwillig. Der Mann hat wahre Wunderdinge bewirkt. Aus einer charakterlosen Gurkentruppe ist quasi über Nacht eine Mannschaft geworden, die sich richtig anstrengt, gegen den großen FC Bayern einen Punkt ergattert und damit viele der 57.000 Zuschauer im Volkspark zu Stellingen zu stehenden Ovationen hinriss. Alle schwärmen sie von ihrem Joe. So wie Lewis Holtby. Der berichtete: "Er hat uns brutal heißgemacht. Wir waren schon motiviert, doch das hat alles getoppt. Er hat den Teamgeist angesprochen und dass wir uns alle für unseren HSV zerreißen müssen." Johan Djourou, der den verletzten Rafael van der Vaart als Kapitän vertrat, sagte: "So eine Ansprache habe ich selten erlebt." Und Heiko Westermann konstatierte: "Das war das erste Spiel seit Ewigkeiten, in dem wir als Mannschaft aufgetreten sind." Wie macht dieser Zinnbauer das nur? Ganz einfach: "Ein Freund hat mir ein Video von Jürgen Klinsmann bei der WM 2006 geschickt. Das habe ich versucht nachzumachen. Im Ernst: Man hat seine Rituale und seine Ansprachen. Wenn die Spieler von Gänsehaut reden, bekomme ich auch eine. Dann steht es 1:1." Nur Tore schießt der HSV immer noch nicht, auch nach vier Partien steht die Null. Das scheint in Hamburg aber niemanden zu stören.

5. Auf Schalke sagen sie lieber nichts

Es bleibt dabei: Die Schalker haben in dieser Saison noch keines von ihren sechs Spielen gewonnen. Nicht im DFB-Pokal, nicht in der Champions League und nach dem 2:2 gegen die Frankfurter Eintracht auch immer noch nicht in der Liga. Die gute Nachricht ist zwar, dass sie in einem wilden Spiel einen Rückstand von zwei Toren aufgeholt haben. Aber die Erkenntnis des Managers bringt sie auch nicht weiter. Horst Heldt war sich nämlich sicher, "dass wir das Spiel mit elf Mann noch gewonnen hätten." Sie waren aber nicht vollzählig, weil erst Kevin-Prince Boateng und dann der deutsche Weltmeister Julian Draxler vom Platz flogen. Der sagte hinterher: "Ich sag’ nichts." Nicht überliefert ist, ob er nach dieser Partie noch seinen 21. Geburtstag gefeiert hat. Falls ja: Ein rauschendes Fest wird es mutmaßlich nicht gewesen sein. Ansonsten ist, weil sie eben wieder nicht gewonnen haben, alles wie immer. Und das heißt nach dem schlechtesten Saisonstart seit 47 Jahren: Trainer Jens Keller steht in der Kritik. Dabei war doch unter der Woche nach dem 1:1 in London gegen den FC Chelsea noch alles prima. Die Spieler sagen zu dem Thema - lieber nichts.

6. Hennes VIII. überlebt das rheinische Derby

Auch beim 1. FC Köln steht die Null, aber im Stevens’schen Sinne. Der Aufsteiger hat in dieser Spielzeit noch kein Tor kassiert, zwei geschossen und so immerhin sechs Punkte gesammelt. Ebenso viele wie der FC Bayern. Und ebenso viele die Borussia aus Mönchengladbach, an diesem Sonntagabend in Müngersdorf Gegner im rheinischen Betonderby, bei dem der Kölner Glücksbringer, Hennes VIII., Polizeischutz bekam. Am Nachmittag gingen dann auch einige Fans beider Mannschaften aufeinander los. Wie die Polizei berichtete, nahm sie 93 Personen in Gewahrsam und erstattete 22 Strafanzeigen. Im Stadion mühte sich dann ein gemeinsamer Kinderchor aus Köln und Gladbach mit den "Bläck Fööss" um friedliche Stimmung. In der Tat ging es auf dem Rasen dann gesitteter zu, fußballerisch zwar auf überschaubarem Niveau, aber am Ende waren alle zufrieden. Max Eberl, Borussias Sportdirektor, gab zu Protokoll: "Das Unentschieden und die Höhe - in Anführungsstrichen – gehen in Ordnung." Und Hennes geht es gut.

Quelle: ntv.de

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