So läuft der 33. Bundesliga-Spieltag Guardiola tönt, Klopp stapelt, Stevens hofft
02.05.2014, 13:17 Uhr
"Wir werden mit meinen Ideen spielen. Diese Spieler werden mit meinen Ideen spielen - hundertprozentig": Josep Guardiola.
(Foto: imago/Jan Huebner)
"Ich bin stark!", kündigt Josep Guardiola an und hat mit dem FC Bayern noch Großes vor. Derweil hält Dortmunds Jürgen Klopp die Münchner weiter für die Besten der Welt. Und Stuttgarts Huub Stevens würde allzu gerne bleiben.
Wie hoch gewinnt der FC Bayern?
Die Saison können sie beim FC Bayern eh nicht mehr retten, ob sie jetzt an diesem 33. und damit vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga ihre Partie beim Hamburger SV gewinnen oder nicht. Nach dem 0:4-Debakel gegen Real Madrid ist die Champions League für diese Saison vorbei, dabei hatten die Münchner doch alles darauf ausgerichtet, als erstes Team der Geschichte den Titel in Europas Königsklasse erfolgreich zu verteidigen. Aber irgendetwas ist da schiefgelaufen. Nachdem sie mit dem 3:1-Sieg bei der Berliner Hertha am 25. März ihre 24. Meisterschaft perfekt gemacht hatten und locker als beste Mannschaft der Welt durchgingen, lief nicht mehr allzu viel zusammen - zumindest nicht gemessen an den hohen Maßstäben, die nicht zuletzt die Bayern selbst an sich anlegen. Bis dahin lautete die Bilanz seit August in der Liga, DFB-Pokal und Champions League: 35 Siege, drei Unentschieden und eine Niederlage - mit 2:3 gegen Manchester City. In den zehn Partien nach dem 25. März folgten vier Siege, zwei Remis und vier Niederlagen.
Jetzt gibt es nur noch eine Gelegenheit, einigermaßen ver söhnlich aus dieser Spielzeit herauszukommen; dafür müsste der FC Bayern am 17. Mai das Pokalfinale gegen Borussia Dortmund gewinnen. Gegen die Mannschaft, die sich jüngst in der Liga recht erfolgreich gegen den Ballbesitzfußball des Josep Guardiola stemmte und mit 3:0 in München gewann. Der Spanier kündigte nun an, dass ihn das Aus in der Champions League nicht umwerfe. "Ich bin stark!" Egal, ob gegen Hamburg, im Pokalfinale oder im nächsten Jahr: "Wir werden mit meinen Ideen spielen. Diese Spieler werden mit meinen Ideen spielen - hundertprozentig." Nach der Saison werde er mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Sportvorstand Matthias Sammer die Dinge besprechen. "Aber auch wenn wir im Champions-League-Finale stünden, würden wir den Kader analysieren. Das ändert sich nicht durch eine Niederlage." Dortmunds Trainer Jürgen Klopp jedenfalls hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er und sein Team spielen zwar am Samstag gegen die TSG Hoffenheim, doch nachdem klar ist, dass sie auch in der kommenden Saison in der Champions League mitmachen dürfen, hat auch für den BVB das Pokalfinale Priorität. Klopp jedenfalls, der sich "wie Bolle" auf das Endspiel in Berlin freut, macht das, was sie in Dortmund besonders gerne machen; er stapelte tief: "Bayern ist für mich die beste Mannschaft der Welt. Dieses Spiel gegen Madrid hat nichts an der Favoritenstellung geändert."
Wie spanisch sind die Verhältnisse?
Sehr - und zu 100 Prozent iberisch. Im Endspiel der Königsklasse stehen sich mit Real und Atlético Madrid am 24. Mai in Lissabon zwei Mannschaften aus der spanischen Hauptstadt gegenüber, das Finale der Europaliga bestreiten am 14. Mai in Turin der FC Sevilla und die Portugiesen von Benfica Lissabon. Falls die Bundesliga mit dem Finale des Vorjahres, als der FC Bayern in Wembley den BVB besiegte, überhaupt jemals den europäischen Fußball dominiert hat, ist es damit jetzt auch schon wieder vorbei. Hannovers Präsident Martin Kind konstatiert: "Wir haben die Stärke des deutschen Fußballs nach dem Triple der Bayern und den Erfolgen von Dortmund zu überhöht eingeschätzt. Das 0:4 war ein deutlicher Dämpfer und zeigt uns auch im Hinblick auf die WM, dass der deutsche Fußball nicht so stark ist wie gedacht." Interessant ist es auch, sich einfach mal die Bilanz von Real Madrid gegen deutsche Mannschaften in dieser Saison der Champions League anzusehen. Gegen den FC Schalke 04, Borussia Dortmund und gegen die Bayern, also gegen die drei besten deutschen Teams, gelangen den Madrilenen in sechs Partien fünf Siege - bei einem Torverhältnis von 17:4. Nur der BVB gewann sein Heimspiel mit 2:0, schied aber dennoch im Viertelfinale aus. Noch Fragen? Nein, aber Marc Wilmots, bekannt als Schalker Kampfschwein und Trainer der belgischen Nationalmannschaft, hat noch etwas zu sagen: "Die Deutschen sind immer sehr kritisch. Manchmal denke ich, die spinnen."
Was passiert sonst noch?
Der Kampf um einen Platz im Europapokal geht weit er. Die Schalker sind nach zwei Niederlagen in Folge als Tabellendritter zwei Spieltage vor dem Ende der Saison unter Zugzwang. Nun steht das Spiel beim SC Freiburg an, der seit dem vergangenen Spieltag weiß, dass er nicht mehr absteigen kann. Ob Schalkes Manager Horst Heldt schon einmal vorgebaut hat, als er nun dafür plädierte, die Uefa solle doch dafür sorgen, dass es in der Europaliga mehr Geld zu verdienen gibt? "Es ist schon lange ein Problem. Vom finanziellen Spielraum her wäre es wünschenswert, wenn dieser Wettbewerb attraktiver gestaltet würde." Zumindest sitzen die unter Trainer Sascha Lewandowski erstarkten Leverkusener als Tabellenvierter den Schalkern im Nacken. Nun treten sie bei der Frankfurter Eintracht an, die wie die Freiburger ebenfalls mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat. Und auch die Wolfsburger, zu Gast in Stuttgart, der durchaus noch absteigen kann, spekulieren auf ein Ticket für die Champions League. "Für uns geht es darum, die Ernte einzufahren nach einer langen Saison", sagte Trainer Dieter Hecking: "Wenn wir unsere Hausaufgaben nicht erledigen, dann brauchen wir gar nicht irgendwo anders hinzuschauen." Die Königsklasse kann auch noch die Borussia aus Mönchengladbach erreichen, die gegen den FSV Mainz spielt, der seinerseits um die Europaliga kämpft.
Welche Mannschaft überrascht?
Dieser 33. Spieltag könnte der Spieltag der Braunschweiger Eintracht werden. Dafür müsste die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht nur gegen den FC Augsburg gewinnen und darauf hoffen, dass der HSV gegen Bayern verliert und die Nürnberger gegen Hannover nicht über ein Unentschieden hinauskommen. Dann nämlich würden die Braunschweiger endlich, endlich den letzten Tabellenplatz verlassen und stünden eine Runde vor Schluss auf Rang 16; auf dem Platz, der das erklärte Saisonziel ist, weil er zu zwei Relegationsspielen gegen den Dritten der Zweiten Liga berechtigt. Zu viele Konjunktive? Vielleicht. Doch auch wenn die Braunschweiger am vergangenen Wochenende bei der Niederlage im Berliner Olympiastadion doch arg enttäuschten, eines hat der Aufsteiger in dieser Saison gezeigt: Er gibt nicht auf. Der Trainer ist sich nicht einmal zu schade, via "Bild"-Zeitung einen Appell an den niedersächsischen Erzrivalen aus der Landeshauptstadt zu richten, auch wenn er den Namen Hannover 96 nicht in den Mund nimmt: "Wir stellen uns darauf ein, dass jeder Klub um die Wettbewerbs-Situation weiß und dass man nichts abschenken sollte."
Für welchen Trainer wird es eng?
Huub Stevens. Selbst wenn der VfB Stuttgart am Samstag gegen den VfL Wolfsburg verliert, könnte es sein, dass die Schwaben den Klassenerhalt feiern - wenn auch der HSV verliert. Aber was wird dann aus dem Niederländer, der als Retter kam und nur einen Vertrag bis zum Ende der Saison unterschrieb? Schließlich geht Stevens mit seinen 60 Jahren nicht mehr als Typus junger Konzepttrainer durch. Und behauptet tapfer: "Ich finde das nicht so wichtig. Wichtig ist jetzt, dass wir uns hundertprozentig auf das neunte Endspiel konzentrieren." Stevens versicherte, er habe "keine Forderungen gestellt" und es gehe auch nicht darum, "ob ich Lust habe". Aber wollen würde er schon. Dass es ihm in Stuttgart gefalle, hatte er schon mehrfach erklärt. Seine Frau sei "einige Male hier gewesen und findet Stuttgart schön". Sein Problem könnte sein, dass er eigentlich keiner ist, den sie beim VfB gerne hätten. Auch wenn er sie vermutlich vor dem Abstieg rettet. Aber eigentlich wünschen sie sich einen jüngeren, moderneren Trainer mit schwäbischer Vergangenheit, der für schnellen und im besten Fall rauschhaften Offensivfußball steht. So jemanden wie den Mainzer Thomas Tuchel zum Beispiel, der schon Jugendtrainer am Neckar war. Zu viele Konjunktive? Definitiv!
Wo wird es brisant?
Was sie in Braunschweig schon seit der Winterpause machen, das machen sie jetzt auch beim 1. FC Nürnberg. Sie reden nur noch davon, irgendwie den Relegationsplatz erreichen zu wollen - was bei einem Rückstand von sechs Punkten auf den Tabellenfünfzehnten aus Stuttgart auch nicht unvernünftig klingt. Aber selbst das wird schwer genug, denn dafür müsste der Club endlich mal wieder ein Spiel gewinnen. Neun der jüngsten zehn Partien haben die Nürnberger verloren, zuletzt fünfmal in Folge. Deswegen heißt der Trainer jetzt auch Roger Prinzen und nicht mehr Gertjan Verbeek. Interimslösung Prinzen führte sich allerdings auch mit einer Niederlage ein, beim FSV Mainz am vergangenen Samstag. In dieser misslichen Lage sind sich die Franken nicht zu schade, auf Hilfe aus der Landeshauptstadt beim Hamburger SV zu hoffen. Außenverteidiger Timothy Chandler formuliert es so: "Natürlich brauchen wir die Hilfe der Bayern. Aber wichtig ist erstmal, dass wir selbst gewinnen."
Was sagt das Orakel?
"Wir brauchen im Abstiegskampf keinen Heilpraktiker". Sagt Torsten Lieberknecht, Trainer des Bundesliga-Schlusslichts Eintracht Braunschweig, mit Blick auf den Mitkonkurrenten Hamburger SV, der die Dienste des sogenannten "Geistheilers" Joseph Kuhnert in Anspruch nimmt.
Quelle: ntv.de