"Bodenlos schlecht" HSV schimpft sich nach Blamage öffentlich aus
23.09.2023, 09:58 Uhr
Heuer Fernandes sah in der Schlussphase noch Gelb wegen Meckerns.
(Foto: dpa)
Der Hamburger SV ist Aufstiegsfavorit in der 2. Bundesliga - und hat gewaltige Probleme mit Aufsteigern. Nach der zweiten Pleite in Serie gegen einen Liganeuling ist die Stimmung beim HSV schon maximal angespannt. Torwart Daniel Heuer Fernandes und Trainer Tim Walter verschaffen ihrem Ärger Luft.
Der Hamburger SV gibt wieder einmal Rätsel auf. Nach zwei Niederlagen gegen zwei Aufsteiger haben die Norddeutschen die gerade erst entfachte Euphorie um den Klub selbst wieder zunichtegemacht. Statt des Sprungs an die Tabellenspitze droht nun sogar der Fall aus den Aufstiegsrängen. Die Saison ist zwar noch jung, die jüngsten beiden Auftritte bereiten aber Sorgen, weshalb Torwart Daniel Heuer Fernandes nach der erschreckenden Vorstellung beim 1:2 in Osnabrück auch Alarm schlug.
"Wir haben einen Anspruch an uns selbst und dem sind wir heute nicht gerecht geworden. Das muss man ganz klar so sagen", sagte der Torwart nach dem leblosen Auftritt beim zuvor noch sieglosen Aufsteiger. Eine Woche zuvor hatte der HSV bereits beim anderen Liga-Neuling SV Elversberg gepatzt. "Vielleicht war das sogar noch schlechter als letzte Woche", sagte der Keeper verbittert. Erik Engelhardt, Osnabrücks Torschütze zum Ausgleich, brachte die Überheblichkeit bei Sky auf den Punkt: "Der HSV hat gedacht, es wird leichter."
Doch aus den Fehlern scheinen die Norddeutschen nichts gelernt zu haben. "Was in Osnabrück passiert ist, ist nicht zu erklären. Nach der letzten Woche hätte uns klar sein sollen, um was es geht", sagte Heuer Fernandes, neben Ludovit Reis und Moritz Heyer einer von drei Ex-Osnabrückern im HSV-Dress. Dass der Torwart noch der beste Hamburger im stimmungsvollen und ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke war, sagte alles über die Leistung des Aufstiegsfavoriten. Dabei hatte sich der HSV nach vier Siegen und einem Remis aus den ersten fünf Partien bereits auf dem Weg zurück in die erste Liga gesehen.
Dem tief enttäuschten HSV-Coach Tim Walter platzte gar der sprichwörtliche Kragen. "Es hat in allem, was wir gemacht haben, die Intensität gefehlt." Denn: "Es geht darum, die Qualität auf den Platz zu bringen, sein Herz auf dem Platz zu lassen. Wenn ich das nicht schaffe, kommt so eine schlechte Leistung dabei raus", so der 47-Jährige: "Wir haben nicht stattgefunden. Wir haben uns in den Zweikämpfen düpieren lassen. Wir waren einfach bodenlos schlecht."
"Das ist dann einfach zu wenig"
Walter wirkte nach dem blamablen Auftritt seines Teams ratlos: "Du musst dich hinterfragen. Das tun wir im Trainerstab und das erwarte ich auch von den Spielern." In seiner dritten Saison im Volkspark ist es ihm noch immer nicht gelungen, seiner Mannschaft die Launen auszutreiben. Der HSV-Coach muss nun schleunigst Lösungen präsentieren, sonst könnte die Stimmung in der Hansestadt schnell kippen.
Am nächsten Wochenende kommt das Topteam von Fortuna Düsseldorf mit Ex-Coach Daniel Thioune nach Hamburg. Kein Aufsteiger, immerhin, aber: Thioune ist die Mentalität des Underdogs sehr gut bekannt: Mit den Osnabrückern stieg er als Spieler (2000) und Trainer (2019) in die 2. Bundesliga auf. Walter und seine Spieler stehen in diesem Duell dann bereits maximal unter Druck.
Woher der plötzliche Leistungseinbruch nach dem guten Saisonstart kommt, konnte am Freitagabend niemand erklären. "Wir müssen es besser machen", stammelte Kapitän Ludovit Reis nur in die Mikrofone. "In den nächsten Wochen sollten wir lieber mal die Qualität auf den Platz bringen, statt darüber zu reden, was unsere Ansprüche sind", kritisierte Heuer Fernandes. "Wir wollen mehr, wir können mehr, aber momentan zeigen wir es einfach nicht." Warum das so ist, das bleibt beim HSV wieder einmal ein Rätsel.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid