Gravierende Personalrochaden HSV trennt sich von Becker, Boldt übernimmt
24.05.2019, 11:15 Uhr
Hannes Wolf (l.) musste noch vor dem letzten Zweitliga-Spieltag gehen, Sportvorstand Ralf Becker folgte dem Trainer nun.
(Foto: imago images / Jan Huebner)
Das Personalchaos beim Hamburger SV geht in die nächste Runde: Nur wenige Tage nach dem Rauswurf von Trainer Hannes Wolf trennt sich der Fußball-Zweitligist auch von Sportvorstand Ralf Becker. Der ehemalige Leverkusener Jonas Boldt übernimmt - und weiß um die Schwere der Aufgabe.
Der Hamburger SV hat nach der verpassten Rückkehr in die Bundesliga weitere personelle Konsequenzen gezogen. Nach Trainer Hannes Wolf muss auch Sportvorstand Ralf Becker seinen Platz beim Zweitligisten räumen. Der Aufsichtsrat des Vereins stellte den 48 Jahre alten Becker frei. Zum neuen Sportvorstand wurde Jonas Boldt bestellt. Der zuletzt als Sportdirektor von Bayer Leverkusen tätige Boldt, dessen Vertrag beim Bundesliga-Vierten offiziell zum 30. Juni ausläuft, übernimmt ab sofort die Planungen für die neue Saison bei den Hamburgern.
"Das ist eine enorme Herausforderung. Aber deswegen bin ich hier", sagte Boldt bei seiner Vorstellung am Mittag. "Ich bin mit Ambitionen gekommen! Wer mich kennt, der weiß, was das bedeutet", betonte er. Den bestehenden Kader nannte er nach kurzem Zögern "interessant". Er weiß genau, was ihn erwartet. Innerhalb weniger Wochen muss er den perfekten Trainer für den Wiederaufstieg finden, zugleich benötigt die Mannschaft eine Runderneuerung - trotz arg beschränkter finanzieller Mittel. "Konträrer könnte es zu meiner vorherigen Station bei Bayer nicht sein. Es ist hier um einiges größer und intensiver als dort. Wenn ich meinen Vertrag über zwei Jahre hier erfülle, ist das schon ein großer Erfolg."

Humor hat Jonas Boldt. Bei seinem Amtsantritt in Hamburg sagt er: "Wenn ich meinen Vertrag über zwei Jahre hier erfülle, ist das schon ein großer Erfolg."
(Foto: imago images / Michael Schwarz)
In der Tat. Ralf Becker war dies jedenfalls nicht vergönnt. Zwölf Tage nach dem K.o. im Aufstiegsrennen und sieben Tage nach der Entlassung von Trainer Hannes Wolf musste auch der 48-Jährige seinen Stuhl räumen. Dem 38 Jahre alten Coach war der verpasste Aufstieg in die Bundesliga zur Last gelegt worden. Gleiches gilt auch für Becker. Dessen Vertrag sollte eigentlich bis Juni 2021 laufen. Nunmehr muss der HSV sowohl Wolf, der einen Vertrag bis 2020 besaß, als auch Becker erst einmal weiterhin bezahlen.
Kritik an Zusammenstellung der Mannschaft
Becker war erst im Sommer vergangenen Jahres vom Liga-Rivalen Holstein Kiel nach Hamburg gewechselt und sollte mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann nach dem Bundesliga-Abstieg die Grundlagen für eine sofortige Rückkehr ins Fußball-Oberhaus legen. Weil einige der neu verpflichteten Profis enttäuschten und die Mannschaft dem nervlichen Druck des Aufstiegskampfes nicht gewachsen war, geriet auch Becker in die Kritik.
Nachdem es zwischen Hoffmann und Becker bei der Bekanntgabe der Trennung von Trainer Wolf Irritationen gab, schien die Zusammenarbeit ernsthaften Schaden genommen zu haben. Im Aufsichtsrat gab es zunehmend kritische Stimmen gegen den Sportvorstand. Nachfolger Boldt gilt als Macher und gut vernetztes Talent im Fußballgeschäft. Der 37-Jährige war von 2007 an in verschiedenen Funktionen bei Bayer Leverkusen tätig: in der Scouting-Abteilung, als Geschäftsführer, als Manager und schließlich Sportdirektor. Seit einigen Monaten war er nicht mehr im operativen Geschäft von Bayer tätig.
Quelle: ntv.de, ter/tno/dpa/sid