Fußball

Werder dominiert Abstiegsknaller Haaland ernüchtert Fortuna Düsseldorf

Machtwinner: Erling Haaland trifft für den BVB zum späten 1:0.

Machtwinner: Erling Haaland trifft für den BVB zum späten 1:0.

(Foto: Moritz Mueller)

Düsseldorf trifft spät den Pfosten gegen ungefährliche Dortmunder und wird von Haaland kurz danach bestraft: Der BVB gewinnt Sekunden vor Schluss und vertagt Bayerns Meisterfeier. Werder Bremen schießt sich gegen Paderborn schon in der ersten Hälfte in einen Rausch, der SCP ist quasi abgestiegen.

Fortuna Düsseldorf - Borussia Dortmund 0:1 (0:0)

Joker Erling Haaland strahlte nach seinem Siegtreffer Sekunden vor Schluss, dann zeigte der Jungstar von Borussia Dortmund Mitgefühl. Dem am Boden zerstörten Valon Berisha von Fortuna Düsseldorf half Haaland nach dem Abpfiff tröstend wieder auf - doch es half nichts. Statt eines unerwarteten Befreiungsschlags im Abstiegskampf verschärft sich die Situation für die Rheinländer nach dem bitteren und unverdienten 0:1 (0:0) weiter. Der Vorsprung auf Werder Bremen auf Abstiegsplatz 17 beträgt nur noch ein Tor.

"Wir müssen den Kopf wieder hochnehmen. Das werden wir auch machen. Die Leistung stimmt positiv", sagte Steven Skrzybski, der nach seiner Einwechslung zweimal den Pfosten traf (81./90.), bei Sky. Der Gegentreffer (90.+5) war ein weiterer Nackenschlag für die Fortuna, die in dieser Spielzeit schon zahlreiche Punkte in der Schlussphase verspielt hat. "Wir dürfen nicht rumheulen", sagte Skrzybski.

Der lange phlegmatische und enttäuschende BVB vertagte derweil durch den Sieg die Meisterfeier von Bayern München und steht so gut wie sicher in der Champions League. Große Freude kam zunächst aber nicht auf. "Wir haben uns enorm schwer getan. Es ist schon ein bisschen glücklich, dass wir als Sieger vom Platz gehen", sagte Torhüter Roman Bürki. Haaland sah es nüchtern: "Ich habe auf meine Chance gelauert. Sie kam, und ich habe sie genutzt. Das waren drei wichtige Punkte."

Packende Schlussphase

Fortuna-Trainer Uwe Rösler leistete sich den Luxus, auf seinen 14-Tore-Stürmer Rouwen Hennings zu verzichten, den er zunächst auf der Bank ließ. Beim BVB fehlte Thomas Delaney, für den die Saison aufgrund einer Muskelverletzung möglicherweise bereits beendet ist. Top-Stürmer Haaland war wieder fit, blieb aber anfangs noch draußen. Der BVB ließ es gemächlich angehen und ließ die defensiven Düsseldorfer in ihren blütenweißen 125-Jahre-Sondertrikots laufen. Eine Düsseldorfer Ecke brachte dem BVB die erste Riesenchance ein: Achraf Hakimi lief in Begleitung des Haaland-Vertreters Thorgan Hazard von der Mittellinie aus auf Torhüter Florian Kastenmeier zu - er scheiterte ziemlich kläglich.

Es blieb für lange Zeit die einzige Gelegenheit, obwohl die Dortmunder Überlegenheit drückender wurde. Der BVB schnürte die Fortuna ein, die durch ständige schnelle Ballverluste nach mühsamer Eroberung keine Entlastung mehr bekam. Doch die Gastgeber wurden im weiteren Verlauf immer mutiger. Die Düsseldorfer trauten sich angesichts der Dortmunder Untätigkeit mehr zu, sie hatten plötzlich sogar mehr Ballbesitz und bewegten sich auf Augenhöhe.

Dann kam Haaland für Axel Witsel, das Signal des BVB zum Angriff. Tatsächlich spielten die Schwarz-Gelben auf niedrigem Niveau schwungvoller, Raphael Guerreiro schien 60 Sekunden nach einer Düsseldorfer Großchance für Marcel Sobottka die Tür geöffnet zu haben. Doch Sascha Stegemann erkannte das Tor regelkonform ab, weil dem Dortmunder Europameister der Ball gegen den Oberarm geprallt war. Es folgte eine packende Schlussphase - mit dem bitteren Ende für die Gastgeber.

SC Paderborn 07 - Werder Bremen 1:5 (0:3)

Die frohe Kunde aus Düsseldorf ließ die Werder-Delegation zusätzlich jubeln. Das 5:1 (3:0) der Bremer beim Schlusslicht SC Paderborn bedeutete nicht nur den fast sicheren Abstieg für die Ostwestfalen, sondern auch das große Comeback der Hanseaten, die nun punktgleich mit der Fortuna (0:1 gegen Dortmund) auf Relegationsplatz 16 sind.

"Wir sind immer noch auf einem direkten Abstiegsplatz, gewonnen haben wir heute noch gar nichts", sagte Trainer Florian Kohfeldt bei Sky und trat ein wenig die Euphoriebremse, "am Dienstag kommen die Bayern. Wir brauchen auf jeden Fall noch Siege." Aber der Kantersieg in Ostwestfalen war doch etwas Besonderes aus Bremer Sicht. Kohfeldt: "Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie dem Druck standhalten kann."

Denn nur ein Sieg konnte dem SV Werder weiterhelfen - die Bremer Profis lieferten. Davy Klaassen per Kopf (20.) und Fuß (39.) sowie Yuya Osako (34.), Maximilian Eggestein (59.) und der eingewechselte Rückkehrer Niclas Füllkrug (90.+2) trafen für das bis dato ungefährlichste Liga-Team, das gegen die Paderborner mehr Treffer als in den vorherigen sechs Partien seit dem Restart erzielte (3 Tore). Abdelhamid Sabiri (66.) verkürzte noch für den Aufsteiger. Für Füllkrug war es das erste Spiel nach 273 Tagen Pause aufgrund eines Kreuzbandrisses, und er wurde besonders frenetisch von den Mitspielern gefeiert. "Es ist ein leicht emotionaler Moment. Wenn man überlegt, wo man in den neun Monaten gestanden hat", sagte Füllkrug.

Klaassens Kopfball aus dem Lehrbuch

Hingegen herrschte beim SCP Untergangsstimmung. "Wir hatten keine Antwort auf nichts", wetterte Trainer Steffen Baumgart. Kapitän Christian Strohdiek ergänzte bei Sky: "Wir waren nicht griffig, ohne und mit Ball. Dann kriegst du in der Liga Probleme." Der SCP um Kartenrekordhalter Klaus Gjasula hat drei Spieltage vor dem Saisonende nur noch sehr theoretische Chancen auf den Klassenerhalt. Das rettende Ufer ist nicht mehr erreichbar, der Tabellen-16. Düsseldorf nur auf dem Papier noch einholbar. Es droht der zweite Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte.

Dabei vergaben die Gäste zunächst die große Chance auf das 1:0. Als dem Paderborner Außenverteidiger Jamilu Collins der Ball im Sechzehner an die Hand sprang, entschied Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) zu Recht auf Handelfmeter. Startelf-Rückkehrer Milot Rashica, der vor dem Anpfiff 14 Spiele lang keinen Treffer erzielt hatte, scheiterte mit seinem halbhohen Linksschuss an SCP-Schlussmann Leopold Zingerle (20.). Der nächste Angriff saß aber: Klaassen köpfte eine Hereingabe sehenswert über Zingerle hinweg ins lange Eck und Kohfeldt stieß an der Seitenlinie eine Faust in den Himmel. Es war das Signal für die nun folgende Werder-Dominanz.

Dass Abräumer Gjasula in der 32. Minute nach seiner bereits 17. Gelben Karte Thomas Hajto überflügelte und einen Bundesliga-Rekord für die meisten Verwarnungen in einer Spielzeit aufstellte, geriet angesichts der effizienten Werder-Vorstellung in den Hintergrund.

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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