Fußball

Kabinenprügelei und Abstiegsplatz Hamburger SV zerlegt sich handfest selbst

HSV-Abwehrspieler Johan Djourou braucht schon ein Fernglas, um die Nichtabstiegsränge noch zu erkennen.

HSV-Abwehrspieler Johan Djourou braucht schon ein Fernglas, um die Nichtabstiegsränge noch zu erkennen.

(Foto: imago/Philipp Szyza)

Keine Tore, keine Punkte, kein Fußball - und auch kein Zusammenhalt im Team: Bei der indiskutablen Heimniederlage gegen Wolfsburg kommt es beim Hamburger SV in der Halbzeitpause zur einer Prügelei. Die Angst vor dem Abstieg wird immer größer.

Der Hamburger SV kämpft im Bundesliga-Abstiegskampf nicht nur auf dem Platz mit massiven Problemen. Auch intern kriselt es beim Bundesliga-Dino erheblich. Die Nerven liegen blank. Beleg ist die handfeste Auseinandersetzung zwischen den Schweizer Fußball-Nationalspielern Johan Djourou und Valon Behrami in der Halbzeitpause des Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg (0:2). Laut "Bild"-Zeitung lieferte sich das HSV-Duo "einen harten Faustkampf" - so heftig, dass beide Spieler zu Boden gingen. Dort soll die Prügelei weitergegangen sein.

Ausgepsprochen wolkig, das trifft die Aussichten für den HSV wohl ganz gut.

Ausgepsprochen wolkig, das trifft die Aussichten für den HSV wohl ganz gut.

(Foto: imago/Philipp Szyza)

HSV-Mediendirektor Jörn Wolf bestätigte lediglich: "Es ist richtig, dass es einen Vorfall gab, die Beteiligten erhalten eine Geldstrafe." Laut HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer handelte es sich um eine "emotionale Auseinandersetzung", die aber beigelegt sei: "Es wurde besprochen. Es ist geregelt." In der "Bild" kündigte Beiersdorfer aber Strafen an: "Wer Disziplin bricht, muss bestraft werden."

Innenverteidiger Djourou hatte in der 88. Minute wegen Meckerns zu allem Überfluss noch die Gelb-Rote Karte gesehen. Damit fehlt er dem HSV am kommenden Sonntag im Nordderby bei Werder Bremen. Die Hamburger sind durch die Heimniederlage gegen Wolfsburg auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. Sollte Schlusslicht VfB Stuttgart sein Heimspiel gegen Bremen (ab 17.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) gewinnen, wäre der HSV nach dem 28. Spieltag Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga. Der erste Abstieg der Vereinsgeschichte wird immer wahrscheinlicher.

Erneuter Trainerwechsel kein Thema

Trotz der zweiten Niederlage im zweiten Spiel unter Interimstrainer Peter Knäbel kommt für Beiersdorfer ein erneuter Trainerwechsel aber nicht infrage. "Das schließe ich aus. Es gibt keine Gedankenspiele", sagte er. Knäbel ist der dritte Trainer des HSV in der laufenden Saison. Der Sportdirektor hatte das Amt von Joe Zinnbauer vor drei Wochen bis zum Saisonende übernommen. Nach drei Spieltagen hatte sich der Klub bereits von Mirko Slomka getrennt.

Aber auch unter Knäbel zeigte der HSV beim 0:4 in Leverkusen und nun daheim gegen Wolfsburg enttäuschende Leistungen. Nach ihrem hilflosen Auftritt gegen den keineswegs überragend aufspielenden VfL sahen sich die Hamburger Spieler gellenden Pfiffen, Wutausbrüchen und umherfliegenden Gegenständen durch die Fans ausgesetzt. "Das kann einem schon Angst machen", kommentierte HSV-Idol Uwe Seeler die erschreckende Leistung, "aber meine Hoffnung stirbt zuletzt."

"Das hatte nichts mit Fußball zu tun"

Abwehrspieler Heiko Westermann wählte deutliche Worte für die katastrophalen zweiten 45 Minuten: "Leblos. Kein Mut, keine Aggression, keine Wut. Das hatte nichts mit Fußball zu tun. Wir hatten keine einzige Torchance." Niemand habe den Ball haben wollen. "Man müsste endlich seinen Arsch hinhalten und sich trauen, auch einen Fehler zu machen", forderte der ewig Gescholtene, der als Aushilfe als rechter Verteidiger zwar kämpfte, aber meist das Nachsehen gegen Kevin De Bruyne und Co. hatte. Die Ansage von Lewis Holtby, der hitzig mit den Anhängern in der Kurve des Volksparks diskutierte, fiel wieder einmal markig aus: "Wir müssen uns den Arsch aufreißen für diesen geilen Verein."

Das taten gegen Wolfsburg aber nur die Fans, die ihren HSV 90 Minuten leidenschaftlich unterstützten. Erst nach Spielende artikulierten sie ihren Frust überdeutlich, nachdem ihr Team wieder einmal alles schuldig geblieben war.

Wolfsburgs Sportchef Klaus Allofs hatte fast Mitleid mit dem hilflosen Gegner: "Der HSV steckt in einer schwierigen Situation. Wenn andere Mannschaften wie Paderborn gewinnen, wird das Fußballspielen für eine Mannschaft wie den HSV zur harten Arbeit. Leicht wird es für den HSV nicht." Flügelflitzer und HSV-Vorkämpfer Ivica Olic meinte fatalistisch: "Es könnte sogar Cristiano Ronaldo kommen. Der würde uns momentan nicht helfen".

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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