Coach erklärt seinen Frust Hecking brach Interview wegen Lienen ab
08.04.2019, 18:19 Uhr
Das Interview mit Sky-Reporter Markus Lindemann brach Dieter Hecking heftig ab - dabei war der Journalist gar nicht der Auslöser für den Unmut des Gladbach-Coachs.
(Foto: imago images / Werner Otto)
Fußballtrainer Hecking muss Borussia Mönchengladbach nach Saisonende verlassen. Das unfreiwillige Aus zehrt offenbar an seinen Nerven. Nach dem Remis gegen Werder Bremen bricht er ein Interview ab. Auch wenn ihn eine Frage nervt, liegt der Grund für den spontanen Abgang woanders.
Abgefunden mit dem beschlossenen Aus zum Saisonende hat sich Dieter Hecking noch nicht. Der Ärger über die Berichterstattung am Sonntag hat sich aber gelegt. Der Trainer von Borussia Mönchengladbach hatte nach dem 1:1 (0:0) am 28. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen Werder Bremen ein Interview beim TV-Sender Sky abgebrochen, zeigte sich auch später kurz angebunden und dünnhäutig. Einen Tag später erklärte er, was genau ihn so sauer gemacht hat.
Im TV-Studio habe der Experte und Trainerkollege Ewald Lienen von einer enttäuschenden Leistung der Gladbacher gesprochen. "Das habe ich nicht verstanden und kann es bis heute nicht nachvollziehen", sagte Hecking ebenfalls bei Sky. Lienen habe ihn aber angerufen, um die Situation zu klären. "Ich habe gesagt: Ewald, du als Kollege, der in dieser Situation auch schon war, könntest das besser wissen. Ich glaube schon, dass die Mannschaft unter diesen Umständen ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Ewald hat aus meiner Sicht falschgelegen, aus seiner vielleicht nicht. Wir haben das geklärt und damit ist es auch gegessen." Der Gladbach-Coach und Lienen waren Anfang der 1980er Jahre Teamkollegen bei Borussia.
"Genau der Journalismus, den ich nicht mag"
Hecking hatte das Interview mit Marcus Lindemann abgebrochen, nachdem dieser ihn zur Reservistenrolle von Kapitän Lars Stindl gefragt hatte. "Wissen Sie, das ist genau der Journalismus, den ich nicht mag. Dass man jetzt versucht, wieder über Einzelne zu sprechen", sagte Hecking zunächst. Als Lindemann daraufhin seine Frage als "legitim" rechtfertigte, zog der Gladbach-Coach sichtlich erzürnt ab. Am Montag fügte Hecking dann an: "Ich hatte vor dem Spiel schon etwas zu Lars Stindl gesagt, dann kamen nochmal zwei Nachfragen, das habe ich für überflüssig gehalten. Aber das war nicht der Auslöser."
Die Frage nach Stindl hatte Hecking übrigens auf der Pressekonferenz wieder ruhig und gewohnt souverän beantwortet. "Das war eine meiner schwierigsten Entscheidungen für heute", sagte der Coach. "Er ist mein Kapitän, er ist mein verlängerter Arm in der Mannschaft. Er hat aber in den letzten Wochen die Leistung nicht so abgerufen, wie ich mir das gewünscht hätte. Das weiß er auch selbst." Ob Stindl nun dauerhaft auf die Bank müsse, ließ er offen. Abhängen dürfte das von den taktischen Überlegungen. Hecking hatte gegen Bremen auf ein 3-5-2 umgestellt und beim Gegner für "rauchende Köpfe" gesorgt, wie Werder-Coach Florian Kohfeldt bestätigte. Lohn waren eine engagierte Leistung, "leidenschaftliche" Zweikämpfe, aber eben nur ein Punkt - und Frust.
Ob Gladbachs Leistung nun tatsächlich überzeugend war oder nicht: Die angepeilte Qualifikation für die Champions League ist bei vier Punkten Rückstand sechs Runden vor Schluss zwar immer noch erreichbar, der direkte Anschluss an Platz vier ist aber verloren gegangen. Am 20. Spieltag waren es tatsächlich noch zehn Punkte Vorsprung. "Das Unentschieden ist sicher ärgerlich, aber die Leistung stimmte, darauf werden wir in den letzten sechs Spielen aufbauen müssen", sagte Hecking.
Quelle: ntv.de, jho/sid/dpa