Entscheidung fällt am Grünen Tisch Hertha legt Protest ein
16.05.2012, 18:32 Uhr
Der Einzug der Fortuna ins Fußball-Oberhaus wird überschattet vom chaotischen Verhalten ihrer Fans.
(Foto: dpa)
Hertha BSC versucht mit einem Gang vor das Sportgericht des DFB den sportlichen Abstieg zu vermeiden. Die Sicherheit der Spieler sei nach dem Wiederanpfiff in der Schlussphase des Skandalspiels gegen Fortuna Düsseldorf nicht mehr gewährleistet gewesen, reklamieren die Berliner. Ein Wiederholungsspiel sei angemessen.
Hertha BSC legt beim Deutschen Fußball-Bund Einspruch gegen die Wertung des Relegations-Rückspiels bei Fortuna Düsseldorf ein. Dies gab der Berliner Club bekannt. "Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich", begründete Manager Michael Preetz diesen Schritt, "mit einem sportlichen Geschehen hatte dies nichts mehr zu tun." Es gehe darum, dass die "irregulär zustande gekommene Spielwertung" aufgehoben werde.
Über den Einspruch und damit auch den Aufstieg der Düsseldorfer entscheidet nun das DFB-Sportgericht. Bis Freitag, 24.00 Uhr, muss dafür eine schriftliche Begründung beim Verband eingehen. Der DFB-Kontrollausschuss hat bereits Ermittlungen aufgenommen.
Die Partie war am Dienstag unter skandalösen Umständen zu Ende gegangen. Weil Fortuna-Anhänger schon vor dem Abpfiff den Rasen stürmten, musste Schiedsrichter Wolfgang Stark das Spiel für rund 20 Minuten unterbrechen. Hertha war nach dem 2:2 gegen die Fortuna aus der Bundesliga abgestiegen. Das Hinspiel hatten die Berliner mit 1:2 verloren. Düsseldorf kehrte nach 15 Jahren in die Bundesliga zurück.
Aussagen widersprechen sich
Laut Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt saßen die Hertha-Spieler mit Todesangst leichenblass in der Kabine. "Im Gesetz steht: Wenn Einflüsse von außen auf ein Spiel treffen, die nichts mit dem Spiel zu tun haben, muss wiederholt werden", sagte er dem Fernsehsender "Sky". Das Team kehrte dann nach seiner Aussage nur auf Bitten der Polizei auf das Spielfeld zurück, "um eine Eskalation - man hat von einem Blutbad gesprochen - zu verhindern", sagte Schickhardt im "Morgenmagazin". Es sei nur darum gegangen, Schlimmeres für den deutschen Fußball zu verhindern.

Otto Rehhagel ist stinksauer über die Ausschreitungen in seinem offiziell letzten Spiel in der Bundesliga.
(Foto: dpa)
Ein Polizeisprecher widersprach dagegen der Aussage von Schickardt. Nach Darstellung der Ordnungskräfte habe Schiri Wolfgang Stark bei der Polizei nachgefragt, wie sie zu einer Fortsetzung der 20 Minuten lang unterbrochenen Partie stünde. Nach der Räumung des Platzes von Hunderten Fans war die Sicherheit im Stadion nach Angaben des zuständigen Polizeiführers gewährleistet. Nach dem Spiel hätten die Fans außerhalb der Arena weitgehend friedlich gefeiert.
Der Kontrollausschuss hat bereits die Ermittlungen aufgenommen. Das bestätigte der DFB.
"Ich finde das total überzogen"
Fortuna Düsseldorf ist dagegen fest davon überzeugt, nicht nachträglich am grünen Tisch den Abstieg noch abgesprochen zu bekommen oder eventuell ein Wiederholungsspiel bestreiten zu müssen. "Ich gehe fest davon aus, dass wir aufgestiegen sind", sagte Fortuna-Manager Wolf Werner in der ARD. "Die Fans sind nach einem geglaubten Abpfiff auf das Spielfeld gelaufen. Das sind unschöne Szenen, die sind unnötig", meinte Werner. Aber der Schiedsrichter habe für die letzten 90 Sekunden die Begegnung wieder angepfiffen. "Der Spielablauf kann nicht infrage gestellt werden."
Kritik übte Wolf an der Aussage von Schickhardt, dass das Spiel nur auf Anraten der Polizei fortgesetzt worden sei, weil sie ein Blutbad befürchtete. "Ich finde das total überzogen", sagte Werner. "Solche Aussagen fördern garantiert den Fußball nicht, sondern schaden ihm mehr als dass sie helfen."Den Vorwurf, dass es zu wenig Ordner im Stadion gegen habe, wies er zurück. "Es waren eine Unzahl von Ordner da. Die Massen dieser Form waren nicht zu bändigen gewesen", so Werner. "Ich weise darauf hin, dass es hier nicht um Gewalt gegangen ist, sondern über die Freude, weil die Fans glaubten, das Spiel sei abgepfiffen."
In der Nachspielzeit hatten am Dienstag tausende Fans das Spielfeld vor dem Abpfiff gestürmt. Schiedsrichter Wolfgang Stark unterbrach die Partie und schickte die Spieler in die Kabinen. Auf dem Platz wurden unter anderem Bengalische Feuer gezündet. Nur mit Mühe konnten Ordner und Polizei die Fans zurückdrängen. Nach etwas 20 Minuten wurde die Partie noch einmal für etwa anderthalb Minuten angepfiffen.
Hellmut Krug, der Schiedsrichterchef bei der DFL, zollte dem Unparteiischen Stark ein großes Kompliment, dass er das Spiel noch beendete. "Das war eine Eskalation, wir können froh sein, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Krug. Es sei richtig gewesen, das Spiel nicht abzubrechen.
Quelle: ntv.de, cro/jog/dpa/sid