Fußball

Hoffnungshelden gegen den Horror "Herzblut-Generation" ist Schalkes letzte Idee

Beim FC Schalke bekommen die Jungen notgedrungen Einsatzzeit.

Beim FC Schalke bekommen die Jungen notgedrungen Einsatzzeit.

(Foto: imago images/RHR-Foto)

Der FC Schalke 04 ist sportlich wie finanziell am Boden. Notgedrungen werden immer mehr Nachwuchsspieler ins kalte Wasser der Fußball-Bundesliga geworfen. Welche Perspektive haben die Talente aus der Knappenschmiede mittel- bis langfristig?

Als Manuel Baum kürzlich vor die Mikros trat, sorgte der bislang sieglose Trainer des FC Schalke mit einer Aussage über seinen Kader für Aufregung. "Mir ist ganz wichtig, dass wir elf Spieler finden, die das Ganze mit Herzblut füllen, mit Engagement. Wenn das alles Spieler aus der Knappenschmiede sind, dann ist das so", verdeutlichte der 41-Jährige, der seit seinem Amtsantritt verstärkt die Talente aus dem königsblauen Juniorenbereich berücksichtigt.

Bei der jüngsten 1:4-Niederlage in der Fußball-Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach tauchte Matthew Hoppe, ein 19 Jahre alter US-Stürmer, überraschend auf dem Spielberichtsbogen auf, später wurde mit dem 21-jährigen Luca Schuler ein weiterer Neuling eingewechselt. Beide hatten zuvor noch nie im Bundesliga-Aufgebot gestanden.

Den Anfang des neuen Schalker Jugendtrends machte Ahmed Kutucu mit seinem Profi-Debüt bereits am 15. Dezember 2018. In der vergangenen Saison folgten beim aktuellen Tabellenschlusslicht Levent Mercan und Nassim Boujellab. Vor allem der 21-Jährige kam in der Rückrunde regelmäßig zum Einsatz. In dieser Saison schafften es der 19-jährige Offensivspieler Can Bozdogan sowie in der Dreierkette Malick Thiaw und hinten rechts Kilian Ludewig (20) ins Team. Letzterer entstammt zwar nicht der Knappenschmiede, passt aber zum Nachwuchstrend auf Schalke. Große Hoffnung liegt zudem auf Kerim Calhanoglu, der im Sommer aus Hoffenheim geholt wurde und in der Deutschen U19 spielt.

"Das Schalke der Gegenwart"

Es geht nur gemeinsam mit den Arrivierten.

Es geht nur gemeinsam mit den Arrivierten.

(Foto: imago images/Moritz Müller)

Fraglich bleibt derweil, ob das verstärkte Einbinden der Talente mehr ist als ein aus der Not geborener Versuch, dem zuvor gesichtslosen Team wieder eine Identität zu geben. Denn: Fußballerisch vorangebracht haben sie die Mannschaft (bisher) nicht. Nun wäre es unfair, von den Jüngsten direkt Führungsqualitäten zu erwarten. Mangelndes Engagement ist ohnehin keinem der Junior-Knappen vorzuwerfen. Dennoch taugt die neue Schalker "Herzblut-Generation" noch nicht zum großen Hoffnungsträger. Anders lassen sich die Worte von S04-Sportvorstand Jochen Schneider vor dem Gladbach-Spiel kaum deuten. Von "Sky" gefragt, ob man im Borussia-Park das "Schalke der Zukunft" sehe, entgegnete der 50-Jährige: "Es ist zumindest das Schalke der Gegen­wart."

Heißt: Aktuell ist die personelle Frischzellenkur die sinnvollste Variante, um sportliche und finanzielle Probleme gleichermaßen anzugehen. Ob sie als Dauerlösung taugt, wollen die Verantwortlichen jedoch erst einmal abwarten. Tatsächlich hinterließ zuletzt einzig das deutsch-finnische Abwehrtalent Thiaw den Eindruck, dem Team bereits helfen zu können. Der Rest der Youngster passte sich dem niedrigen Niveau der Mitspieler an, einige zahlten dabei sogar mächtig Lehrgeld.

Es braucht ein Gerüst

Die Krux: Fehler müssen Nachwuchsspielern zwingend zugestanden werden, sie sind ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses. Nur kann sich der FC Schalke angesichts der dramatischen Tabellensituation eben nicht mehr viele Schnitzer erlauben. Bis Weihnachten stehen für den Abstiegskandidaten noch drei direkte Duelle mit Konkurrenten aus dem Keller auf dem Programm. Auf den Schultern aller Spieler liegt vor den Begegnungen mit Augsburg (13. Dezember), Freiburg (16. Dezember) und Bielefeld (19. Dezember) eine enorme Last.

Ohne ein Gerüst aus gestandenen Profis dürfte eine Aufholjagd in der Bundesliga für den seit Januar sieglosen FC Schalke freilich kaum zu schaffen sein. Laut "Kicker" hoffen die Entscheidungsträger dabei auf ein Quintett: Kapitän Omar Mascarell, Abwehrtalent Ozan Kabak, Stürmer Mark Uth, dem deutschen Nationalspieler Suat Serdar sowie Keeper Frederik Rönnow.

Sport.de

Dieser Text ist zunächst bei den Kollegen von sport.de erschienen.

Die kommenden Wochen dürften nun Aufschluss darüber geben, wie die mittel- bis langfristige Perspektive der Talente aus der Knappenschmiede aussieht. Hoppe, Bozdogan und Co. wollen mehr sein als nur die königsgraue Gegenwart. Entgegenkommen dürfte ihnen, dass Wintertransfers für die klammen Schalker wohl keine Option sind, schließlich fehlt an allen Ecken und Enden das Geld. Ein Weilchen dürften die hauseigenen Nachwuchskräfte daher noch die Chance erhalten, echtes Herzblut nachzuweisen. Und im Idealfall auch Bundesliga-Qualität.

Quelle: ntv.de

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