Fußball

Gold oder Gewehr Heung Min Son kämpft um die letzte Chance

Möglich, dass die Londoner bald sehr lange auf Heung Min Son verzichten müssen.

Möglich, dass die Londoner bald sehr lange auf Heung Min Son verzichten müssen.

(Foto: picture alliance/dpa)

95.000 Euro pro Woche verdient Tottenhams südkoreanischer Fußballprofi Heung Min Son. Bald könnten es nur noch 240 Euro pro Monat sein - wenn Son seinen Dienst an der Waffein seiner Heimat antreten muss. Ausnahmen gibt es nicht. Eigentlich.

Es ist noch gar nicht so lange her, da sorgte Heung Min Son in Deutschland für lähmendes Entsetzen. 27. Juni 2018, letztes Vorrundenspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, es lief schon die sechste Minute der Nachspielzeit zwischen dem taumelnden Weltmeister und Südkorea: Nach einem Ballverlust von Torhüter Manuel Neuer rannte Son alleine auf das Tor zu und schob den Ball über die Linie. 2:0. Südkorea verfiel in Ekstase, Deutschland in Agonie.

27. Juni in Kasan: Heung Min Son und Mats Hummels.

27. Juni in Kasan: Heung Min Son und Mats Hummels.

(Foto: imago/Kyodo News)

Dumm nur für Son, dass ihm dieser Sieg nicht entscheidend weiterhalf. Seine Hoffnung, er würde dadurch dem Militärdienst entgehen, erfüllte sich nicht. Für alle südkoreanischen Männer gilt eine mindestens 21 Monate dauernde Wehrpflicht - im Fall von Son bedeutet dies: Er ist nur bis zu seinem 27. Geburtstag am 8. Juli 2019 befreit, danach müsste er einrücken. Es sei denn, er gewinnt bei den Asienspielen im indonesischen Jakarta Gold mit Südkorea.

Südkoreanische Sportler, die bei Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen oder - auch als Mitglied einer Mannschaft - Gold bei den Asienspielen, werden vom Militärdienst befreit. Ein vierwöchiger Grundwehrdienst, das war es dann schon. Son wäre längst frei von allen Verpflichtungen, hätte er 2014 an den Asienspielen teilnehmen dürfen. Aber: Sein damaliger Klub Bayer Leverkusen stellte den Angreifer nicht ab - Südkorea gewann ohne seinen Besten die Goldmedaille.

Vier Wochen Grundwehrdienst möglich

Tottenham Hotspur will das Unvermeidliche nun vermeiden. Sein Klub, für den er in der englischen Premier League spielt, hat Son für die Asienspiele freigestellt. An diesem Mittwoch beginnt für die Südkoreaner das Turnier gegen Bahrein um elf Uhr unserer Zeit, es folgen Gruppenspiele gegen Malaysia und Kirgistan, das Endspiel um Gold und Sons Zukunft fände am 1. September statt. "Ich möchte mich bei meinem Teammanager und meinen Mitspielern entschuldigen, dass ich so lange nicht da bin", sagte Son bei seiner Abreise.

Allerdings: Gewinnt Südkorea Gold, wird Son lediglich drei Spiele in der Premier League verpasst haben. Kommt er früher oder ohne Gold zurück, müssen er und Tottenham ihre Pläne über den Haufen werfen.

Son wird dann von Sommer 2019 bis Frühjahr 2021 Militärdienst in Südkorea schieben müssen - obwohl er und die Spurs den Vertrag erst im Juli bis 2023 verlängert haben. Statt umgerechnet 95.000 Euro pro Woche wird er dann nur noch einen Sold von 240 Euro monatlich bekommen. In der südkoreanischen K-League spielt kurioserweise die Mannschaft des südkoreanischen Militärs mit, Sangju Sangmu. Doch Son, der beste Fußballer Asiens, ist für den Klub nicht spielberechtigt - weil er in seiner Karriere noch nie in der K-League gespielt hat.

Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid

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