Bayer wichtiger als Celtic-Sieg Im Paradies träumt der FC Bayern schon von der Meisterschaft
13.02.2025, 07:32 Uhr
Gewonnen - und weiter geht's.
(Foto: dpa)
Das Achtelfinale der Champions League ist nah für den FC Bayern. Weil die Sieglos-Auswärtsserie endet, weil Harry Kane mal wieder gegen Kasper Schmeichel trifft, weil der oft kritisierte Dayot Upamecano sehr gut spielt. Für die Münchner aber gilt die alte Phrase: Das nächste Spiel ist das wichtigste.
Ins "Paradies" gereist, den Sieg eingeheimst, und schnell wieder weg: So scheint es der Plan des FC Bayern im Playoff-Hinspiel der Champions League gewesen zu sein. Denn nach dem 2:1 bei Celtic Glasgow im "Paradise" genannten Stadion verwunderte das Team den eigenen Vorstandsvorsitzenden. Jan-Christian Dreesen sagte beim traditionellen nächtlichen Bankett: "Heute ist alles ein wenig ungewöhnlich mit der Anfahrt. Die Mannschaft wäre fast als Erstes da gewesen. Das haben wir auch noch nie gehabt."
Seine Erklärung: "Offensichtlich habt ihr es eilig, damit wir dann auch rechtzeitig wieder in eine Ruhephase kommen vor dem schweren Spiel am Samstag. Wenn ich Vincent in seine Augen schaue, dann hat er mir gerade recht gegeben", sagte Dreesen in Richtung Trainer Vincent Kompany. Die Ausgangslage bietet im Rückspiel am kommenden Dienstag in München beste Chancen auf den Achtfinaleinzug. "Es war ein Sieg, aber es ist erst Halbzeit. Wir sind zu Hause stark und freuen uns auf nächsten Dienstag", sagte Kompany trocken.
Auch wenn die Ausgangsposition auf dem Umweg ins Achtelfinale der Königsklasse für die Münchner nun glänzend ist: Jetzt, fügte Kompany an, "ist der Fokus schon wieder auf Leverkusen, das kommt sehr schnell". Denn der Bundesliga-Gipfel steht am Samstag (18.30 Uhr/Sky und im ntv.de-Liveticker) an. Die Bayern haben angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Doublesieger mit einem Sieg fast schon einen Meister-Matchball.
Kimmich: "Würde es mir als Fan reinziehen"
Man müsse "die Euphorie mitnehmen", forderte Sportvorstand Max Eberl. Man müsse Leverkusen, "wenn wir wieder die bessere Mannschaft sind, jetzt auch mal schlagen. Das wäre der größte Wunsch von uns", betonte Torwart Manuel. Auch die Gedanken von Joshua Kimmich drehten sich noch im Celtic-Park um das Topspiel beim Doublesieger. "Man muss ehrlicherweise sagen, dass wir in den letzten Spielen schon viele Probleme gegen Leverkusen hatten. In den letzten beiden Spielen hatten wir es zwar kontrolliert, aber nicht so den Weg gefunden, ein Tor zu erzielen. Das müssen wir jetzt deutlich besser machen", sagte er bei DAZN. Er glaube auf jeden Fall, so Kimmich weiter, "dass es ein cooles Spiel wird. Ich würde es mir als Fan reinziehen."
Der DFB-Kapitän war nach dem Sieg in Glasgow überzeugt, "dass es ein gutes Spiel für den Spirit war. Man hat gemerkt, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. So müssen wir jetzt weitermachen." Aktuell liegen die Münchner acht Punkte vor dem Team von Xabi Alonso. Mit einem Dreier könnten sie für eine Vorentscheidung im Titelrennen sorgen.
In das anstehende Duell hatte der einstige Bayern-Herrscher Uli Hoeneß ordentlich Würze gebracht. Sein öffentliches Baggern an und Träumen von Florian Wirtz brachte viel Aufmerksamkeit. Eberl war das gar nicht so recht: "Wir haben jetzt nicht viel über Florian Witz gesprochen oder über irgendeinen Spieler von Leverkusen. Das kreist um uns herum und ich glaube, es gehört sich einfach nicht, gerade vor so einem Spiel, so eine Thematik aufzumachen." Rolfes hatte über Hoeneß' Aussagen erklärt: "Dass Florian - und das ist ja schon länger so - ein Spieler ist, der in ganz Europa für Aufmerksamkeit sorgt, ist nichts Neues."
Kane trifft zum 19. Mal gegen Schmeichel
In München hätten sie ja selbst auch "herausragende Spieler", so Eberl, der im Celtic Park den ersten echten Auswärtssieg in Europas Königsklasse seit Dezember 2023 bei Manchester United sah - das 5:1 in Gelsenkirchen Ende vergangenen Jahres gegen Schachtar Donezk einmal ausgeklammert. Dank der Treffer von Michael Olise (45.) und Harry Kane (49.). Die beiden ehemaligen Premier-League-Profis münzten bei ihrer Rückkehr auf die Insel die Bayern-Dominanz in Tore um.
Kane musste nach dem Abpfiff dann betonen, dass er den FC Bayern und die Champions League im Fokus hat. Denn der US-Sender CBS sprach ihn angesichts des gerade gespielten Super Bowl auf seine NFL-Leidenschaft an. Der Fan der New England Patriots erklärte, dass er einen Wechsel vom Fußball zum American Football "im Hinterkopf habe". Aber nicht aktuell: "Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich noch viele Jahre vor mir habe." Der Erfolg gibt dem 31-Jährigen recht. 36 Tore in der Champions League - mehr hat kein englischer Spieler erzielt. Sein Volleytor nach einer Ecke in der 49. Minute war der 19. Treffer, den er gegen Torhüter Kasper Schmeichel erzielte. Kein Keeper musste häufiger hinter sich greifen, wenn Kane getroffen hat.
Hinten wurde die Defensive um den herausragenden Abwehrchef Dayot Upamecano nur von Daizen Maeda bezwungen (79.). Der französische Bayern-Verteidiger wurde im Anschluss als Spieler des Spiels gekürt. "Es war ein sehr schweres Spiel in einem tollen Stadion und mit einem tollen Gegner, aber wir haben gewonnen und sind zufrieden. Wir haben es sehr gut gemacht, wir haben viel weg verteidigt hinten", sagte der 26-Jährige, der als Vorlagengeber vor dem 1:0 durch Olise geglänzt hatte.
Dass der oft kritisierte Upamecano groß auftrumpfen konnte, freute Teamkollegen und Verantwortliche gleichermaßen. "Ich habe ihn schon die ganze Saison sehr stabil, sehr stark gesehen", sagte Eberl. "Upa ist für mich ein herausragender Innenverteidiger, und das hat er heute gezeigt. Und wenn ein Abwehrspieler Man of the Match wird, dann hat das noch mal besondere Bedeutung, weil es in der Regel nicht passiert."
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid