Neue Sorgen für Kimmich und Co. In NRW droht ungeimpften Profis Zwangspause
23.11.2021, 16:52 Uhr
Das Stadion in Dortmund könnte künftig für ungeimpfte Fußball-Profis tabu sein.
(Foto: picture alliance / Guido Kirchner)
Gemäß der neuen Coronaschutzverordnung des Landes sollen ungeimpfte oder nicht anderweitig immunisierte Fußballprofis künftig unter bestimmten Voraussetzungen in Nordrhein-Westfalen nicht mehr spielen dürfen. Das hätte nicht nur für den FC Bayern Folgen.
Der Druck auf ungeimpfte Fußballprofis wächst weiter: Gemäß der ab Mittwoch geltenden Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalens soll auch für Profisportler die 2G-Regel bei der Ausübung ihres Berufs gelten. Unabhängig davon, ob sie bei einem Klub im bevölkerungsreichsten Bundesland unter Vertrag stehen, oder ob sie mit einer auswärtigen Mannschaft anreisen. Für Spieler wie Joshua Kimmich, Serge Gnabry und Kollegen, die zuletzt bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit aufgrund eines Kontakts mit einer infizierten Person in Quarantäne mussten, hieße das, dass sie ihrem Klub bei einem Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Arminia Bielefeld, Borussia Mönchengladbach, dem VfL Bochum oder dem 1. FC Köln nicht zur Verfügung stünden.
Für Amateursportler gilt die Regelung mit Inkrafttreten der neuen Verordnung umgehend, für Profisportler, die weder geimpft, noch genesen sind, gibt es jedoch zumindest noch ein wenig Bedenkzeit: "Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Profiligen, an Ligen und Wettkämpfen eines Verbands, der Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund ist", so heißt es im Text der Verordnung", ist "übergangsweise als Ersatz der Immunisierung ein Testnachweis nach § 2 Absatz 8 Satz 2 auf der Grundlage einer PCR-Testung ausreichend". Die Länge dieser Übergangsfrist ist jedoch nicht definiert.
Der FC Bayern, bei dem sich derzeit mit Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala und Michael Cuisance gleich fünf ungeimpfte Profis in Quarantäne befinden, muss am 4. Dezember zum Bundesligaspitzenspiel nach Dortmund reisen. Danach stehen in dieser Saison noch relevante Auswärtsspiele in Köln (15. Januar) und Bochum (12. Februar) auf dem Plan. Die 2G-Regelung der Schutzverordnung gilt, sobald die Hospitalisierungsinzidenz in NRW - also die Anzahl der Krankenhaus-Einweisungen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner - über 3,0 liegt. Aktuell steht sie bei 4,22. Für Zuschauer gilt bei Bundesligaspielen bereits die 2G-Regel.
Ob die Regelung jedoch arbeitsrechtlich umsetzbar ist, ist umstritten. Der Sport- und Arbeitsrechtler Martin Schimke hält sie für "schwer umsetzbar". "Denn das ist aufgrund der hohen Impfquote unter den Spielern unverhältnismäßig", sagte der Experte. Nach Informationen der Deutschen Fußball Liga sollen bei den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga knapp zehn Prozent der Fußballer nicht geimpft sein. Zudem seien die Spieler im Vergleich zu etwa Pflegern nicht in Kontakt mit vulnerablen Gruppen, ergänzte Schimke. Aktuell basiert die Teilnahme an Partien auf den diversen Hygieneschutzkonzepten der verschiedenen Profiligen.
Beim FC Bayern wächst der Druck
Zuletzt hatte unter anderem der FC Bayern München zunehmend deutlich gemacht, dass er die Haltung seiner Angestellten sanktionieren möchte. Eine Anwendung der neuen Verordnung würde den Druck weiter erhöhen. Wie die "Bild am Sonntag" berichtet hatte, werden alle Bayern-Spieler, die wegen einer fehlenden Corona-Impfung in Quarantäne müssen, in dieser Zeit vom Klub nicht mehr bezahlt. Die Profis verlieren damit je nach Salär mehrere Hunderttausend Euro.
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hatte erklärt, es sei "eine Debatte, die den Verein langsam auch nervt. Alle haben versucht, das Thema Nichtimpfen zu bereinigen oder eine Lösung zu finden. Das ist nicht geglückt bis dato", argumentierte Rummenigge auf "Sky". Er wisse "aus gesicherter Quelle" von vielen Gesprächen mit den bislang ungeimpften Profis beim FC Bayern. "Corona beschäftigt den ganzen Verein und die Mannschaft", sagte Rummenigge.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte schon zuvor noch einmal eindringlich an Kimmich und Co. appelliert, sich impfen zu lassen. Das Risiko liege "auf dem Präsentierteller. Die Zahlen sind erschreckend. Wir merken es auch bei uns. Es gibt immer wieder Problemfälle", sagte er. Nagelsmann setzt das leidige Thema immer mehr zu. "Es nervt und beschäftigt einen. Keiner fragt etwas zu Augsburg, wir reden nur über die Pandemie", sagte er und fügte mit Nachdruck an: "Ich bin Trainer und nicht als Pandemie-Beauftragter angestellt." Es gehe nur noch um "2G und 3G. Es bindet viele Gedanken, man diskutiert viel. Die Pandemie lässt uns nicht los."
Quelle: ntv.de, ter