Fußball

Unruhige Woche beim FC Bayern Nagelsmann ist ohne Kimmich "richtig sauer"

Nagelsmann war erkennbar enttäuscht von der Leistung seines Teams.

Nagelsmann war erkennbar enttäuscht von der Leistung seines Teams.

(Foto: imago images/kolbert-press)

Eine "Ausrede" für die Niederlage in Augsburg ist das Fehlen von Joshua Kimmich nicht, sagt Julian Nagelsmann. Doch nicht nur beim Trainer des FC Bayern ist Unmut erkennbar. Über die Dauer-Diskussion rund um die Corona-Impfung, aber auch über die Konsequenzen, die Kimmichs erneute Quarantäne hat.

Natürlich musste die Frage kommen, ob die zweite Niederlage des FC Bayern in der laufenden Bundesliga-Saison etwas mit Joshua Kimmich zu tun hat. Julian Nagelsmann räumte ein, "dass es Phasen im Leben gibt, die ruhiger sind" nach einer Woche, die für den Tabellenführer kaum schlechter hätte laufen können. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Erst die positiven Coronatests bei Verteidiger Josip Stanisic und zwei Mitgliedern des Betreuerstabs, dann die erneute Anordnung einer Quarantäne für Joshua Kimmich, weil der ungeimpfte Nationalspieler zum zweiten Mal in kurzer Zeit Kontakt zu einem Infizierten hatte und schließlich die ebenso überraschende wie enttäuschende 1:2 (1:2)-Niederlage beim FC Augsburg.

"Ich finde, dass das keine Ausrede ist", sagte Nagelsmann zwar über den Ausfall von Kimmich, der nach der DFB-Elf nun auch seinem Verein mindestens zwei Spiele lang fehlen wird. Und andere Klubs könnten "bei ein, zwei Ausfällen deutlich mehr jammern. Wir bei Bayern München sollten es nicht tun." Doch ist es ja nicht nur das Fehlen des 26-Jährigen auf dem Fußballplatz, es sind auch die Unruhe und endlos erscheinende Diskussion, die Kimmich mit seiner Impfskepsis ausgelöst hat. "Wir müssen die Baustellen schließen", erklärte Nagelsmann und meinte damit zwar die Nachlässigkeiten in den 90 Minuten am Freitagabend. Es ist aber ein Satz, der auch für den Wirbel um seinen Antreiber im Mittelfeld gelten könnte.

"Unsere Haltung und Einstellung ist bekannt", führte Sportvorstand Hasan Salihamidzic in Augsburg zum wiederholten Male aus, dass der FC Bayern mit Nachdruck dafür wirbt, sich impfen zu lassen, "weil das der einzige Weg aus der Pandemie ist." Zwar betonte er auch, "dass das nicht die Meinung von jedem ist", und "die müssen wir akzeptieren", aber: "Wir wissen, wie schwierig das ist." Denn angesichts der momentan exponentiell steigenden Infektionszahlen muss Kimmich bei Kontakten mit Infizierten immer wieder mit mindestens sieben Tagen Quarantäne rechnen - diese Vorgabe entfiele nach einer Impfung. "Die Zahlen sind erschreckend", hatte Nagelsmann vor dem Augsburg-Spiel gesagt, "wir merken es auch bei uns. Es gibt immer wieder Problemfälle."

Sabitzer könnte viel besser sein

Die gemeinsam mit Kimmich nach der Corona-Infektion in Quarantäne verwiesenen Serge Gnabry, Jamal Musiala und Eric-Maxim Choupo-Moting waren gegen den FCA zwar wieder dabei, konnten die Pleite aber nicht verhindern. Gewinnt Borussia Dortmund am Nachmittag (15.30 Uhr im Liveticker bei ntv.de) sein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, rücken die Schwarzgelben bis auf einen Punkt an die Münchner heran. "Natürlich nervt das Thema" Corona, klagte Nagelsmann, der selbst immer wieder für die Impfung wirbt, "das nervt alle" - aber die Fragen werden bleiben, solange Kimmich ausfällt, weil er sich gegen einen Piks entscheidet, dessen Vorzüge wissenschaftlich unumstritten sind.

Die in diesen Tagen immer wieder diskutierte Impfpflicht für Fußballer sieht Nagelsmann trotzdem kritisch. "Ich weiß nicht, warum Profisportler jetzt eine Impfpflicht brauchen und andere nicht", ohne damit von seiner klaren Empfehlung der Impfung abzuweichen. Salihamidzic erklärte angesprochen auf die Diskussionen in der Politik, der FC Bayern werde es "so machen, wie sie es entscheiden". Auch wenn es mitunter so wirkt, als sei die Forderung durchaus auch wegen des Falls Kimmich überhaupt erst aufgekommen - eine Pflicht und deren Einhaltung würde den Münchnern ersparen, dass sich ihr Leistungsträger mit jedem Kontakt der Gefahr einer Quarantäne aussetzt.

Zumal sein Fehlen gegen Augsburg unübersehbar war. "Ich bin das erste Mal als Bayern-Trainer richtig sauer auf uns", machte Nagelsmann seinem Ärger über die Niederlage Luft, "weil wir es besser machen müssen." Er attestierte seiner Mannschaft zwar "unfassbar viel Platz im zentralen Bereich, im Sechser-Raum vor allem". Also genau dort, wo sonst Kimmich das Spiel ordnet. Aber "jeder zweite Ball im Sechser-Raum war ein Rückpass", die Aktionen dort "selten nach vorne gerichtet". Ersatzmann Marcel Sabitzer scheint noch immer nicht beim FC Bayern angekommen zu sein, sein leichtfertiger Ballverlust im Spielaufbau leitete das zwischenzeitliche 0:2 durch André Hahn ein. "In Sabi steckt viel, viel mehr als wir aktuell sehen", versteckte Nagelsmann seine Kritik in einem Lob, das zugleich klar zur Leistungssteigerung auffordert.

Müller vermisst "extreme Gier"

Natürlich lässt sich die dritte Niederlage im 19. Pflichtspiel der Saison - vorher gab es in der Liga ein 1:2 gegen Frankfurt und das 0:5 im Pokal in Gladbach - nicht allein auf das vermeidbare Fehlen von Joshua Kimmich reduzieren. Kapitän Manuel Neuer sagte nach dem Abpfiff: "Wir müssen auf jeden Fall gegen so eine Mannschaft gewinnen", denn "wir haben die größere Qualität". Thomas Müller sah sogar einen "bitteren Rückschlag in unserem Selbstverständnis". Allesamt kritisierten neben den Nachlässigkeiten in der Verteidigung auch die schwache Offensivleistung ihrer Mannschaft.

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"Wenn nach vorne nicht viel geht, musst du hinten stabiler sein", fasst ein sichtlich angefressener Nagelsmann zusammen. Neuer formulierte es ähnlich: "Wir waren in der ersten Halbzeit einfach nicht da, hatten zu wenig Aktivität und zu wenig Mut im Spiel nach vorne. Deshalb haben wir zu wenige Torchancen kreiert." Müller vermisste die "extreme Gier in der Defensive", die es brauche, "wenn du mal einen Tag hast, wo es in 50:50-Situationen vielleicht mal gegen dich läuft."

In letzter Konsequenz, das machten die Gespräche nach dem sensationellen Sieg der Augsburger deutlich, ist Fußball eben doch ein reiner Ergebnissport. Zumindest in der Hinsicht, dass das Ergebnis die Schlagzeilen vorgibt und die Themen, über die gesprochen wird. Besonders beim FC Bayern, für den und bei dem Erfolge der Normalzustand sind und Misserfolge die Ausnahme, besonders in der Bundesliga. Gerade, wenn der Klub von solch einer vermeidbaren Unruhe wie in diesen Tagen begleitet wird. Und vielleicht auch, weil ja trotz dieser Niederlage niemand ernsthaft bezweifelt, dass die Münchner am Saisonende zum zehnten Mal in Folge Deutscher Meister werden.

Quelle: ntv.de

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