Vorwürfe gegen Nationalspieler Islands Fußball stellt sich jetzt dem Skandal
23.09.2021, 14:58 Uhr
In Islands Fußball gibt es viel aufzuarbeiten.
(Foto: picture alliance / Sport Moments)
Der isländische Fußball muss sich mit einem Komplex um sexuellen Missbrauch auseinandersetzen. Darin verwickelt sollen prominente Akteure von Verband und Nationalmannschaft sein. Die Vorfälle liegen bereits mehrere Jahre zurück - und sollten offenbar verschwiegen werden.
Die geschäftsführende Direktorin des in die Kritik geratenen isländischen Fußballverbandes (KSÍ) ist Medienberichten zufolge an ihren Platz zurückgekehrt. Nach einer Zeit der Abwesenheit infolge der Vorwürfe, ihr Verband habe Anschuldigungen gegen männliche Nationalspieler vertuscht, sei Klara Bjartmarz zurück auf ihrem Posten, berichtete der isländische Rundfunksender RÚV. Der Verband teilte mit, beim nationalen Sportbund (ÍSÍ) einen unabhängigen Prüfungsausschuss beantragt zu haben, der das Vorgehen des KSÍ aufarbeiten solle.
Vorwürfe gegen Nationalspieler zu sexueller Belästigung und Missbrauch, die bereits einige Jahre zurückliegen, haben auf der Nordatlantik-Insel für heftigen Wirbel gesorgt. Eine Frau hatte gesagt, sie sei 2017 von einem Nationalspieler in einem Nachtklub missbraucht worden. Wegen der Affäre waren der seit 2017 amtierende Präsident des Fußballverbands KSÍ, Gudni Bergsson, und der gesamte Vorstand zurückgetreten. Ein neuer Vorstand soll am 2. Oktober gewählt werden.
Verband soll auf Verschwiegenheit gedrängt haben
Bergsson hatte kurz vor seinem Rücktritt in einem Fernsehinterview noch erklärt, noch nie offizielle Beschwerden oder Hinweise wegen Missbrauchsvorwürfen gegen einen seiner Spieler erhalten zu haben. Entweder eine Lüge oder eine eklatante Erinnerungsschwäche: Nur wenige Tage später wendete sich die Frau an den isländischen Fernsehsender RUV und berichtete, sie sei bereits 2017 mit einer anderen Betroffenen zur Polizei gegangen und habe sich einige Monate später auch an den Verband gewandt, weil der fragliche Spieler immer noch eingesetzt worden sei.
Bergsson höchstpersönlich habe sich damals bei ihrer Familie gemeldet und Konsequenzen für den Spieler versprochen, so die Betroffene in dem Interview. Ein Anwalt habe ihr außerdem Geld angeboten, um eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen - dieses Angebot habe sie "natürlich abgelehnt".
Nach Bekanntwerden des Interviews hatte Bergsson schließlich seinen Rücktritt verkündet. In einem Statement des Verbands hieß es kurze Zeit später: "Liebe Opfer sexueller Gewalt, wir, die Mitglieder des IFA, glauben euch und wollen uns bei euch entschuldigen. Wir müssen in Zukunft besser darin werden, Opfer zu unterstützen und sexuelle Gewalt zu bekämpfen."
Quelle: ntv.de, ter/dpa