
Harry Kane hat den DFB-Pokal ohne Einsatzminute verloren.
(Foto: IMAGO/BeckerBredel)
Das kann doch nicht wahr sein. Der FC Bayern scheidet beim FC Saarbrücken aus und verlängert das Leiden des Harry Kane. Der Superstar hat in seiner Karriere noch keinen Vereinstitel gewonnen. Der DFB-Pokal 2024 wird es jetzt auch nicht. Was ist da los?
Da stand Harry Kane nun und konnte sein Unglück womöglich nicht fassen, dabei hatte er noch nach dem 1:0 von Thomas Müller flachsend und anerkennend auf der Bank der Münchener im Ludwigspark von Saarbrücken gesessen. Doch das war jetzt in dieser 96. Minute vergessen. Hinter dem Bayern-Tor fielen die Spieler des FC Saarbrücken auf Marcel Gaus, der soeben Manuel Neuer zum 2:1 überwunden hatte. Wenige Minuten später war es offiziell: Der FC Bayern München schied im DFB-Pokal sensationell in der zweiten Runde aus. Kein Trip nach Berlin im Mai, kein Olympiastadion, den DFB-Pokal nicht in den Frühsommerhimmel 2024 recken.
Eine Titelchance weniger für den Engländer, der mit seinen 30 Jahren und seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten immer noch auf einen Erfolg mit einem Klub wartet. Auf dem Kapitän der Three Lions lastet ein tonnenschwerer Fluch, der Kane immer weiter runterdrückt.
Ein Fluch, der, so behaupten es die, die daran glauben, bereits den Supercup-Erfolg gegen RB Leipzig nur wenige Stunden nach Kanes atemberaubender Ankunft in München nach einer unendlichen Transfer-Saga verhinderte. Im August unterlag das Team von Thomas Tuchel dem DFB-Pokalsieger 2023 mit 0:3. Der 100-Millionen-Euro-Mann blieb titellos. Dabei wäre es eine so wunderbare Geschichte gewesen.
Tuchel kann letzte Patrone nicht abfeuern
Der sechsfache Torschützenkönig der Premier League, Rekordtorschütze der englischen Nationalmannschaft, hatte in seinen zwölf Jahren als Stürmer der Tottenham Hotspur nie einen Titel geholt. Keine Meisterschaft, keinen Pokalsieg. Nichts. "Er könnte an seinem ersten Tag mehr Trophäen gewinnen als in mehr als einem Jahrzehnt bei den Spurs", hatte Englands Fußball-Idol Gary Lineker am Tag seines Debüts noch gestichelt. Es kam anders: Harry Kane blieb vorerst titellos.
Die nächste Chance also im DFB-Pokal, in dem er in der ersten Runde beim 4:0 in Münster ohne Einsatz blieb und in dem Trainer Tuchel nach guter, alter englischer Tradition auch in Saarbrücken auf seinen Einsatz verzichten wollte. Drüben auf der Insel stehen in den ersten Runden der Pokalwettbewerbe selten die ganz großen Stars auf dem Platz. Zu dicht gedrängt ist der Kalender, zu groß sind die Kader. Tuchel, der in der Premier League Chelsea coachte, hat ohnehin wenig Auswahl, und wenn, dann in der Offensive.
Dort lauern hinter Kane immerhin noch Mathys Tel und Eric Maxim Choupo-Moting, die an diesem historischen 1. November 2023 beide in der Startelf standen und Teil einer Blamage waren, die in den kommenden Jahrzehnten immer wieder bemüht werden wird. Kane war kein Teil davon. Er wärmte sich in der zweiten Halbzeit auf. Er sah, wie in der 60. Minute mit Kingsley Coman, Serge Gnabry und Jamal Musiala gleich drei Ausnahmekünstler das Spielfeld betraten und nichts bewirkten. Der Engländer war - nach der frühen verletzungsbedingten Auswechslung Matthijs de Ligts - jetzt Tuchels letzte Patrone, um einmal nachzulegen und auch noch einen sicheren Elfmeterschützen auf den Platz zu bringen.
Im Super-Klassiker geht es ums Super-Drama
Dazu kam es aber nicht. "Es war nur noch ein letzter Wechsel. Ich wollte bis zur Verlängerung dann warten, falls es eine Verlängerung gibt", erzählte Thomas Tuchel nach dem Spiel in der ARD auf die ausbleibende Einwechslung Kanes angesprochen: "Ich musste auch erstmal abfragen, ob alle durchspielen können, weil das hätte bedeutet, dass wir nicht mehr wechseln können."
Dann traf Gaus und verhinderte die Personalabfrage des Bayern-Trainers und nahm Kane die Chance, seinen ersten Vereinstitel im DFB-Pokal zu gewinnen. Dieser ist, nach allem, was die vergangenen elf Bundesliga-Jahre gezeigt haben, ohnehin nur eine Absicherung. Meister werden die Bayern wieder und auch dafür wurde Kane gekauft. Er liefert bislang mehr als solide ab, trifft aus 11 Metern und aus 55 Metern. Das Tor ist das Ziel und das hat er bereits 14 Mal in nur 13 Pflichtspiel-Einsätzen für den FC Bayern getroffen. Allein zwölf Treffer erzielte er in nur neun Bundesliga-Spielen.
Doch trotz der Treffsicherheit des Superstars ist der Meistertitel in diesem Jahr noch weit weg. Bayer Leverkusen dominiert die frühe Phase der Saison, auch die noch wankelmütigen Leipziger sind nicht chancenlos und der ewige Vizemeister Borussia Dortmund hat eine beeindruckende Mentalität entwickelt. Sie sind einfach nicht zu schlagen. Sollte dies auch am Samstag im Westfalenstadion der Fall sein und der BVB im Super-Klassiker vielleicht sogar den ersten Sieg gegen die Bayern seit fünf Jahren davontragen, würde die Sache mit dem Harry-Kane-Fluch immer konkreter. Denn Aberglaube ist alles.
Quelle: ntv.de