"Das ist so grausam!" Italiens Presse klagt, deutsche Blätter jubeln
17.03.2016, 11:20 Uhr
Der Sieg des FC Bayern über Juventus Turin hat die italienische Presse schwer getroffen.
(Foto: imago/Eibner Europa)
Wenn von "wahnsinnigen Bayern" und einem "ruinierten Meisterwerk" die Rede ist, muss ein besonderes Fußballspiel stattgefunden haben. Hierzulande wird der Bayern-Sieg über Juventus voller Euphorie kommentiert - die italienische Presse hadert mit dem Schicksal .
"Das ist so grausam!" schreibt die Gazzetta dello Sport: "Juve, du hättest das Weiterkommen verdient gehabt! Juve erschreckt die Bayern bis zur 91. Minute, der Traum zerfällt jedoch wenige Minuten vor dem Ende. Genau wie beim Finale in Berlin geriet etwas außer Kontrolle. Es wird schwierig, diese Niederlage zu verarbeiten. Doch die wahren Champions wachsen auch mit Enttäuschungen."
Beim Corriere dello Sport staunt man über "wahnsinnige Bayern!" Die Kommentatoren konstatieren, dass Juventus "von seinen eigenen Fehlern sowie jenen der Schiedsrichter und wegen einer Reihe verletzter Spieler bestraft worden" ist. "Diese Niederlage", so das Blatt, "ist voller Wehmut. Die Turiner waren einen Schritt vor der Erfüllung eines Traums, doch Müller hat ihnen jede Hoffnung zerstört. Eine Mannschaft, die unter Druck war, ist in der letzten Phase zusammengebrochen."
Auch die Tuttosport hadert mit der Unbeständigkeit von Juve sowie der Schiedsrichterleistung: "Vom Traum zur Kapitulation: Bitterer Abend für Juventus! Eine märchenhafte erste Halbzeit genügt nicht. Bayerns Durchsetzungsfähigkeit und einige unvorteilhafte Schiedsrichterentscheidungen versenken die Turiner. Entscheidend sind Guardiolas Spielerwechsel. Jetzt hat Juve viel zu verarbeiten, um wieder aufs Neue zu starten."
La Repubblica schreibt: "Diese Niederlage brennt zu stark. Juve, eine Mannschaft, die 70 Minuten lang fast perfekt gespielt hat, vor allem wenn man die vielen verletzten Spieler betrachtet, hat Bayern unter Druck gesetzt. In der jüngeren Vergangenheit hat keine italienische Mannschaft so eine Persönlichkeit gegen einen Giganten wie die Bayern gezeigt. Doch gegen die zähen Bayern genügt das nicht. Juve verabschiedet sich von der Champions League, kann aber stolz auf sich sein. Deswegen schmerzt die Niederlage noch mehr."
"Ein ruiniertes Meisterwerk!", klagt der Corriere della Sera. Dort ist man fassungslos ob des gedrehten Spiels: "Eine Nacht, die absolut glorreich hätte werden können, geht schlimm zu Ende. Juve verabschiedet sich von der Champions League, nachdem die Mannschaft die Allianz Arena verhext und Guardiola versenkt hatte. Man konnte es fast nicht glauben. Nach 70 perfekten Minuten wurde die rote Welle der Bayern zum Tsunami und versenkt die Turiner. Der FC Bayern hat Glück gehabt."
Bei der Süddeutschen Zeitung erinnert man sich verhalten einen Abend, "an dem viel mehr schiefgelaufen war, als es die Bayern selbst je für möglich gehalten hätten. An dem hier und da das Glück mithalf. Und an dem sich diese Mannschaft mit einer großen Energieleistung und viel Konzentration aus dem Schlamassel gezogen hatte. Der FC Bayern erreichte schließlich mit einem 4:2 nach Verlängerung gegen Juventus Turin das Viertelfinale der Champions League. So viel Drama aber ist man in München gar nicht mehr gewohnt."
Wesentlich euphorischer gibt man sich bei der 11 Freunde. Dort ist unter dem Titel "Supersuper²" zu lesen: "Woran Wissenschaftler lange zweifelten, ist nun doch bewiesen: Der FC Bayern hat Gefühle! In einem Irrsinnsspiel ringt er Juve mit 4:2 nieder. … Wo lange die Rede von Dusel war, müssen wir heute von einem Wunder sprechen, einem Wunder, das mit aller Macht erzwungen worden ist, ein, ja: irgendwie Kloppo-haftes Wunder. … Vielleicht war dies die Ablösung der Mannschaft von ihrem Trainer, vielleicht trainiert sie sich von nun an selbst, führt sich selbst zum Triple und wirft sich dann selbst in den Nachthimmel von Mailand. Ein Bild, das wir kaum erwarten können."
"Am Mittwochabend um 22.33 Uhr war die Ära Guardiola beim FC Bayern praktisch vorbei - seine dreijährige Zeit in München, die am Ende in diesem Mai vor allem an seinem Erfolg in der Champions League gemessen wird", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Das Blatt sieht in dem letztendlichen 4:2-Sieg "die Krönung einer unglaublichen Wende durch den deutschen Meister, der siebzig Minuten lang wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte - am Ende ein Triumph des schieren Willens."
Auch bei der Münchener tz gibt man sich äußerst euphorisch: "Magnifico! Arrivederci Juve, fantastico Bayern! Was für ein Comeback! Bayern München hat nach einer irren Aufholjagd das Viertelfinale der Champions League erreicht und den Traum vom Triple mit Ach und Krach am Leben erhalten."
Quelle: ntv.de, cri mit sid