Fußball

Bundestrainerin auf Abruf Jones kämpft nach EM-Debakel um ihren Job

Ihr erstes Turnier als Fußball-Bundestrainerin endete für Steffi Jones und die DFB-Frauen in einer historischen Schmach.

Ihr erstes Turnier als Fußball-Bundestrainerin endete für Steffi Jones und die DFB-Frauen in einer historischen Schmach.

(Foto: dpa)

Nach einer kläglichen Vorstellung scheitern die erfolgsverwöhnten DFB-Frauen schon im Viertelfinale der Fußball-EM. Die Zukunft von Steffi Jones ist nach dem K.-o.-Schock völlig offen. Von ihren Spielerinnen bekommt Jones Rückendeckung - vom DFB-Boss nicht.

Die Stimme war brüchig, der leere Blick schweifte immer wieder aus dem Fenster. Als Steffi Jones die krachend gescheiterte Mission Titelverteidigung erklären musste, schien die Bundestrainerin das EM-Aus der deutschen Fußballerinnen immer noch nicht richtig realisiert zu haben. Verstanden hatte die 44-Jährige dagegen, dass es nach der erschreckend schwachen Vorstellung beim 1:2 (1:0) im Viertelfinale gegen Dänemark um ihre Zukunft geht.

Nach dem Debakel ist vor der Trümmerbeseitigung: Ob Jones mit anpacken darf, ist offen.

Nach dem Debakel ist vor der Trümmerbeseitigung: Ob Jones mit anpacken darf, ist offen.

(Foto: imago/foto2press)

Die Trainer-Novizin Jones will um ihren Job kämpfen. "Die Entscheidungsträger sitzen im DFB. Die werden in den nächsten Tagen mit mir zusammensitzen und entscheiden, wie es weitergeht", sagte Jones: "Meine Motivation ist da. Ich möchte gerne weitermachen."

Ob Jones das darf, scheint offen. Reinhard Grindel vermied jedenfalls ein Bekenntnis zur Trainerin. "Natürlich sind wir beim DFB alle sehr enttäuscht über das frühzeitige Ausscheiden unserer Frauen-Nationalmannschaft und vor allem über die spielerische Leistung, die unsere Mannschaft gegen das dänische Team gezeigt hat", postete der DFB-Präsident bei Facebook: "Wir werden nunmehr in aller Ruhe, unabhängig von der aktuellen Enttäuschung über das Ausscheiden, mit allen Beteiligten analysieren und überlegen, was zu tun ist, damit unsere Frauen-Nationalmannschaft wieder an frühere Erfolge anknüpfen kann."

K.o. aus dem Nichts

Wie unvorbereitet der DFB und die Delegation des zweimaligen Welt- und achtmaligen Europameisters vom Aus getroffen wurde, zeigte auch die fehlende Planung der Heimreise. Zunächst fuhr die Mannschaft von Rotterdam in ihr EM-Quartier im rund 100 Kilometer entfernten Sint-Michielsgestel zurück. Von dort sollen die Spielerinnen nun am Montagvormittag individuell nach Hause reisen.

Auf dem Weg ins Hotel suchte Jones immer wieder nach den Gründen für das Scheitern des Olympiasiegers. "Natürlich hinterfrage ich jetzt meine Entscheidungen. Wir werden die EM analysieren, dann werden wir sehen, ob es vom System her passte, ob wir anders entscheiden hätten müssen", gestand Jones ein: "Die Enttäuschung ist sehr groß. Man fragt sich, was schiefgelaufen ist und was wir nach den Gruppenspielen nicht verstanden haben."

Zuvor hatten die Deutschen durch die Pleite in dem mit über 15-stündiger Verspätung angepfiffenem Spiel nach zuletzt sechs EM-Triumphen in Folge zum ersten Mal seit 1987 den Einzug in eine EM-Vorschlussrunde verpasst. Dennoch stellten sich die Spielerinnen hinter Jones.

"Es tut uns leid für Steffi"

Als Spielführerin Dzsenifer Marozsan auf die Zukunft der Trainerin angesprochen wurde, begann sie sogar zu weinen. "Es tut uns leid für Steffi. Sie hat so viel in das Team investiert", äußerte die deutsche und französische Spielerin des Jahres: "Ich will unbedingt mit ihr weitermachen." Ähnlich äußerten sich auch Sara Däbritz und Babett Peter - beide sind Mitglieder des Mannschaftsrates.

In der Partie hatte die DFB-Auswahl einen Blitz-Start erwischt. Doch nach dem frühen Treffer von Isabel Kerschowski (3.), bei dem die dänische Keeperin Stina Petersen kräftig mithalf, glich erst Nadia Nadim (49.) per Kopf aus. Theresa Nielsen (83.) machte ebenfalls per Kopf das deutsche Debakel perfekt.

Jones kritisierte hinterher die mangelnden Einstellung ihrer Spielerinnen: "Der Siegeswille war das Entscheidende, der war nicht so groß wie der von Dänemark, denn die  haben die Wege gemacht. Sie haben einen großen Willen gezeigt und zurecht gewonnen."

Quelle: ntv.de, Jana Lange und Irina Gnep, sid

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