Fußball

Er beging Suizid Julian Nagelsmann emotional: Der Vater war Geheimagent

Nagelsmann verlor früh seinen Vater.

Nagelsmann verlor früh seinen Vater.

(Foto: dpa)

Gerade einmal 20 Jahre ist Julian Nagelsmann alt, als sein Vater sich das Leben nimmt. Er hinterlässt keinen Abschiedsbrief, was sich für die Familie "richtig scheiße" anfühlt, wie der Bundestrainer sagt. Zudem enthüllt er: Sein Vater war beim BND - und nicht einmal sein Opa wusste davon.

Früh übernimmt Julian Nagelsmann große Verantwortung in seinem Job, er ist der jüngste Bundesliga-Trainer, den es je gab. Mit 36 Jahren ist er nun als Bundestrainer im höchsten deutschen Traineramt angelangt. Es ist auch ein Schicksalsschlag, der ihn früh prägt, ihm im Privaten Verantwortung aufbürdet: Sein Vater nimmt sich das Leben, als Nagelsmann gerade einmal 20 Jahre alt ist.

Was er nun erstmals erzählt: Sein Vater arbeitete beim Bundesnachrichtendienst. "Ich darf darüber nicht mehr sagen. Und ich weiß auch gar nicht genau, was er gemacht hat. Er war jedenfalls nicht in der Verwaltung", sagt er dem "Spiegel". Erst mit 15 oder 16 Jahren habe er davon erfahren. Zuvor habe er geglaubt, sein Vater sei Berufssoldat. "Selbst mein Opa glaubte, sein Sohn sei Soldat."

Von seinem Beruf habe sein Vater nie viel erzählt, aber "oft gesagt, ihm sei das alles zu viel. Das Teilen von Sorgen fand in seinem Beruf nicht statt. Ihn hat das dann am Ende sehr stark belastet."

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Der Suizid beschäftigt Nagelsmann bis heute. "Ich denke oft an diesen Tag zurück", sagt der 36-Jährige und erzählt, wie er von der Nachricht erfahren hat. "Ich war damals auf einem Trainerlehrgang in Oberhaching bei München und habe dort die C-Lizenz gemacht. Und auf einmal hat der Lehrgangsleiter gesagt, ich solle bitte mal hinausgehen." Im nächsten Moment habe er vor seinem damaligen Schwiegervater gestanden, "der mir eröffnete, dass sich mein Papa umgebracht hat".

Das hat die Familie belastet: "Mein Papa hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, es gab keine Erklärung. Für die Familie fühlt sich das richtig scheiße an, aber mir hat es geholfen zu wissen, dass er unbedingt sterben wollte und es nicht um einen Hilfeschrei oder ein Signal ging. Ich finde, ich muss eine solche Entscheidung dann respektieren."

"Das Schlimmste im Leben ..."

Sein Vater sei "mutig" gewesen, "er musste im Beruf immer wieder Entscheidungen treffen in dem Bewusstsein, dass der ganze Plan auch in die Hose gehen konnte", sagte Nagelsmann, der einige Eigenschaften bei sich selbst wiederfindet: "Ich glaube, ich habe vieles von ihm übernommen." Daraus habe er gelernt: "Das Schlimmste im Leben ist, wenn man keine Entscheidungen trifft." Das vermittle er auch seinen Spielern. "Ich glaube, dass ich in solchen Momenten authentisch auftreten kann, weil ich in meinem Leben einiges erlebt habe."

Die Zeit nach dem Verlust habe ihn geprägt. "Ich war Anfang zwanzig, musste mich auf einmal um die Familie kümmern, die ganzen Versicherungen regeln. Alltagsdinge eben, an die man in dem Alter eigentlich keinen Gedanken verschwendet", sagte Nagelsmann. "Ich musste schwerwiegende Entscheidungen treffen, auch um meine Mutter zu entlasten, die auf einmal in einem großen Haus ohne ihren Partner wohnte. Mit all ihren Erinnerungen." Solche Entscheidungen hätten eine andere Dimension als Fragen danach, "ob nun der eine oder der andere Stürmer von Beginn an spielt". Er sei schneller erwachsen geworden.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

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