Titelgewinn als Aufsteiger Kaiserslautern erinnert an Meisterwunder von 1998
02.05.2023, 07:52 Uhr
Otto Rehhagel feiert mit der Meisterschale.
(Foto: imago sportfotodienst)
In dieser Saison mischt der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger die 2. Bundesliga auf - und weckt damit ganz leise Erinnerungen an die Saison 1997/98. Damals wurden die Roten Teufel als erster Aufsteiger Deutscher Meister.
Die ganz große Sause gibt es zum 25. Meister-Jubiläum zwar nicht, gemeinsam anstoßen auf ihr Fußballmärchen wollen die Helden vom Betzenberg im Sommer aber schon. Schließlich leuchten ihre Augen noch immer beim Gedanken an jenen 2. Mai 1998. "We are the Champions", dröhnte es damals nach dem 4:0 gegen den VfL Wolfsburg aus den Stadionboxen, Spieler und Fans lagen sich unter Tränen in den Armen.
"Da gab es kein Halten mehr. Das sind Erlebnisse, die vergisst du nicht mehr in deinem Leben. Kein Mensch hat an uns geglaubt. Wir haben die ganze Nacht gefeiert", schwärmt der damalige Klubboss Jürgen Friedrich noch heute. Tatsächlich gelang dem 1. FC Kaiserslautern vor 25 Jahren am vorletzten Bundesliga-Spieltag der bis heute größte Coup im deutschen Profifußball - der Traditionsklub feierte als Aufsteiger die Meisterschaft.
"Es war eine Sensation, die es nie mehr geben wird. Wir haben Sportgeschichte geschrieben", frohlockte Trainer Otto Rehhagel. Den tagelangen Feierlichkeiten folgten allerdings Jahre der Tristesse - die Roten Teufel wurden vom Größenwahn befallen. Eine Klubführung nach der anderen leistete sich eklatante Fehler, die den viermaligen Meister und zweimaligen Pokalsieger lange in seiner Existenz bedrohten.
In gewisser Weise rettete dann die Corona-Krise das Bundesliga-Gründungsmitglied. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzte den üblichen Punktabzug aus, sodass der hoch verschuldete FCK ohne sportliche Konsequenzen in die Planinsolvenz gehen konnte. Andernfalls hätte in der Saison 2020/21 gar der Viertliga-Abstieg gedroht. Stattdessen ging es erlöst von den tief roten Zahlen 2022 zurück in die Zweitklassigkeit - und dort direkt ins gesicherte Mittelfeld.
"Da sage selbst ich als Leidtragender: Chapeau"
"Der Betze bebt wieder", schwärmt Ciriaco Sforza im SWR wegen des Zuschauerschnitts von fast 40.000. Diese Wiedergeburt war lange nicht abzusehen. Der Ausgangspunkt des zwischenzeitlichen Niedergangs liegt bereits im Jahr 1996: Damals stieg der Klub der fünf Weltmeister von 1954 um Kapitän Fritz Walter zum ersten Mal aus der Eliteklasse ab. Die Tränen von Andreas Brehme im Arm von Rudi Völler sind unvergessen.
Die Mannschaft blieb nach dem Abstieg weitgehend zusammen, um den "Betriebsunfall" wiedergutzumachen. Der zuvor bei Bayern München geschasste Rehhagel wurde als Coach verpflichtet und führte das Team souverän durch die 2. Liga. Dann geschah, was den Lauf bis zum Titel auslöste: Der Aufsteiger gewann am 1. Spieltag durch einen Treffer von Michael Schjönberg in der 80. Minute 1:0 bei den Bayern.
Die von einem außerordentlichen Teamgeist getragene Mannschaft um Kapitän Sforza, Goalgetter Olaf Marschall oder Publikumsliebling Ratinho zog aus diesem Sieg so viel Selbstvertrauen, dass sie nicht mehr aufzuhalten war. Auch das Rückspiel gewannen die Pfälzer mit 2:0. Natürlich an einem Freitagabend unter Flutlicht auf dem Betzenberg, wo in der Zeit meist so lange gespielt wurde, bis der FCK gewonnen hatte.
"Aufzusteigen und so durchzuziehen, war grandios. Da sage selbst ich als Leidtragender: Chapeau", sagte der damalige Bayern-Spieler Markus Babbel im "Kicker". Kann das die neue Betze-Generation wiederholen? "Kirche im Dorf lassen", mahnte Sforza energisch. Erstmal gilt es ohnehin, mit den Helden von 1998 in schönen Erinnerungen zu schwelgen.
Quelle: ntv.de, tsi/sid