Fußball

Küsse und mehr beim Lehrgang Kempter packt gegen Amerell aus

Hat DFB-Funktionär Manfred Amerell den damals 18-jährigen Michael Kempter gegen dessen Willen geküsst und im Intimbereich berührt? Beim Prozess in Baden-Württemberg geht es erneut hoch her. Ein Urteil spricht das Gericht nicht.

Michael Kempter und Manfred Amerell: Die Schlammschlacht geht weiter.

Michael Kempter und Manfred Amerell: Die Schlammschlacht geht weiter.

(Foto: dpa)

Referee Michael Kempter hat im Schiedsrichter-Skandal neue Vorwürfe gegen den ehemaligen Schiedsrichter-Funktionär Manfred Amerell erhoben. In der zivilrechtlichen Auseinandersetzung der beiden vor dem Landgericht Hechingen sagte er aus, bereits 2001 im Alter von 18 Jahren bei einem Lehrgang in Barsinghausen von Amerell auf dessen Zimmer gebeten und sexuell belästigt worden zu sein. Beide Seiten machten völlig unterschiedliche Angaben zu den zeitlichen Abläufen und dem Ausmaß ihrer Kontakte.

Der heute 28-jährige Kempter sagte, er sei von Amerell schon als 18-Jähriger genötigt worden. Amerell habe ihn auf den Mund geküsst und im Genitalbereich berührt. "Ich war passiv, aber es war klar, dass ich das nicht wollte. Aus jetziger Sicht hätte ich energischer dagegen vorgehen müssen", sagte er zum Teil spürbar verlegen. Kempter erklärte, die "ständigen sexuellen Annäherungen von ihm" seien "nicht mehr auszuhalten gewesen". In Interviews und gegenüber der Staatsanwaltschaft hatte Kempter als Beginn der intimen Kontakte bislang stets das Jahr 2008 genannt.

Amerell: "Beziehung über Jahre gewachsen"

Sein ehemaliger Förderer Amerell wies die Vorwürfe entschieden zurück. "Die Abläufe, die er geschildert hat, sind unwahr", sagte der 63-Jährige vor Gericht. Die Beziehung sei "über Jahre von beiden Seiten gewachsen". Dazu las er immer wieder aus Kempters zahlreichen "Liebes-Mails" vor. Zudem erklärte Amerell erneut: "Ich habe das Private und mein Amt beim DFB strikt getrennt."

Der ehemalige Schiedsrichtersprecher Amerell klagt auf 150.000 Euro Schadenersatz.

Der ehemalige Schiedsrichtersprecher Amerell klagt auf 150.000 Euro Schadenersatz.

(Foto: dpa)

Amerell hat Kempter auf eine Schadensersatz-Zahlung von 150.000 Euro verklagt, weil er durch den öffentlich geäußerten Vorwurf der sexuellen Belästigung seine Persönlichkeitsrechte verletzt sieht. In dem Prozess geht es primär darum, herauszufinden, ob die intimen Kontakte zwischen beiden im Einvernehmen oder unter Druck Amerells zustande kamen.

Entscheidung vertagt

Das Gericht beriet sich nach den Aussagen und vertagte die Entscheidung zunächst auf den 18. April. Möglich ist aber durchaus, dass es dennoch zu einem Vergleich kommt. Zunächst wird der Prozess im schriftlichen Verfahren fortgesetzt, beide Parteien haben bis zum 14. März Zeit, weitere Schriftsätze einzureichen.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hält sich aus dem Zivilprozess heraus. Ob Kempter wieder auf den Platz zurückkehren wird, will die Schiedsrichterkommission um den Vorsitzenden Herbert Fandel nach dem Ende des Prozesses entscheiden. Momentan ist der 28-Jährige suspendiert.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

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