Fußball

Sechs Dinge, die wir beim Bundesligastart gelernt haben Klopp stapelt, Guardiola okay, Hertha steppt

 "Wenn wir in Augsburg nicht gewinnen, spielen wir nicht mehr weiter mit": Jürgen Klopp.

"Wenn wir in Augsburg nicht gewinnen, spielen wir nicht mehr weiter mit": Jürgen Klopp.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der FC Bayern versucht so zu spielen, wie Josep Guardiola es will. Der BVB rennt mit seiner Tiefstapelei vor die Wand, in Berlin träumen sie vom Titel. Überhaupt bietet der erste Spieltag der Fußball-Bundesliga viel Spektakel.

1. Der BVB ist eine Spitzenmannschaft

Alle Koketterie, alle Hinweise auf die angebliche Übermacht der Bayern, der BVB könnte sie sich sparen: Niemand unterschätzt noch die Borussia. Die Dortmunder sind eine Spitzenmannschaft, ein natürlicher Titelkandidat. Auch, weil jetzt ein Mann aus Gabun namens Pierre-Emerick Aubameyang mitspielt.  Jürgen Klopp hat trotzdem versucht, alle Ansprüche vor dem Saisonstart wegzulächeln: "Wenn wir in Augsburg nicht gewinnen, spielen wir nicht mehr weiter mit", hatte der BVB-Trainer gesagt. Aber in dieser Aussage steckt wenig Humor, sondern das Leitmotiv dieser Saison: bloß keine unnötigen Punkteverluste mehr. In Augsburg überstanden die Dortmunder ein schwieriges Spiel am Ende bravourös. "4:0 gewinnen hier nicht viele", sagte Jürgen Klopp. Nur, wer die nötige Ruhe aufbringt, auch wenn offensiv lange nichts klappen will. Nur, wer keine Gegentore kassiert. Nur, wer seine Chancen nutzt. Nur, wer personell eine Klasse besser besetzt ist. Eine Spitzenmannschaft eben.

2. Guardiolas Bayern sortieren sich

Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel hatte vollkommen recht. Zumal es ihm gar nicht darum ging, die Bayern zu diskreditieren. Nur sollten nicht alle schon aufgeben, bevor sie gegen die scheinbar übermächtigen Münchner gespielt haben. "Jetzt wird es dann irgendwann mal auch Zeit, dass wir sie wieder nicht mehr mögen und daraus einen Anreiz schaffen, das Besondere zu schaffen und die Bayern zu ärgern. Das ist ein Aufruf an die Liga, das nicht herzuschenken", hatte er gesagt. Die Gladbacher haben es versucht. Und obwohl sie verloren, haben sie gezeigt: Es lohnt sich, etwas zu riskieren. Übungsleiter Lucien Favre drückte das hinterher so aus: "Hier kannst du nur etwas erreichen, wenn du mitspielst." Gegen einen sehr offensiven FC Bayern, der noch zu verstehen versucht, was genau Josep Guardiola will, ist das die einzige Chance. Der neue Trainer bilanzierte:  "Für unser erstes Spiel ich bin ... ist okay." Teams, die nach der Balleroberung fix und einfallsreich kontern, können den Münchnern durchaus gefährlich werden. Die scheinen in der Abwehr nicht mehr so gefestigt wie in der Vorsaison. Was daran liegen könnte, dass sie mit Bastian Schweinsteiger nur noch einen Aufräumer vor der Viererkette haben. Ein Hoffnungsschimmer für den Rest der Liga. Immerhin.

3. Die Hertha berauscht sich an sich selbst

Aber was reden wir über die Bayern und den BVB? Der erste Spitzenreiter dieser Saison heißt Hertha BSC. Der Blick auf die Tabelle ist zwar im Moment so aussagekräftig wie das Versprechen eines Politikers vor der Wahl. Aber im Falle der Berliner ist es immerhin ein Versprechen, das die Fans in der Hauptstadt hoffen lässt. Die sind nach dem Kantersieg gegen die Eintracht aus Frankfurt nahezu euphorisiert. Und selbst der sonst eher reservierte Trainer Jos Luhukay sagte: "Das ist ein wunderschöner Tag für Berlin! Es ist ein unglaubliches Ergebnis, davon konnten wir vorher nur träumen." In der Tat hatte der Aufsteiger nicht nur mit 6:1 gewonnen und damit im 51. Jahr der Liga einen Einstandsrekord aufgestellt, sondern auch wunderschönen Fußball gespielt. Änis Ben-Hatira brachte es auf den Punkt: Das sei "eine krasse Ansage an die Konkurrenz". In Berlin steppt der Bär. Mehr Sorgen machen wir uns um den zweiten Aufsteiger. Das Schönste an der Wiederkehr von Eintracht Braunschweig in die Eliteklasse nach 28 Jahren Abstinenz war die Vorfreude und die tolle Stimmung im ausverkauften Stadion. Ansonsten könnte die Saison für das Team von Torsten Lieberknecht im schlechtesten Fall so verlaufen wie die Partie bei der Niederlage gegen Werder Bremen: Sie haben gut mitgehalten und wurden viel gelobt. Gereicht hat es am Ende aber nicht.

4. Tradition hat ganz praktische Vorteile

Neulich in Augsburg: "Wo geht es denn bitte zur … ähhh … zum … Stadion?" Natürlich könnte man von einem Sportjournalisten erwarten, dass er den Namen eines Bundesliga-Stadions kennt. Aber hier werben wir um Nachsicht. Man kommt einfach nicht hinterher. Im Fall des HDGDL-Stadions, pardon, der SGL-Arena, ist es ja nicht einmal der erste Sponsorenname. Früher hieß die Spielstätte des FCA Impuls Arena, schon damals wusste so gut wie niemand, für wen oder was dieser Name eigentlich steht. Wie schön also, dass mit Braunschweig und Hertha zwei Klubs aufgestiegen sind, deren Stadiennamen sich noch erschließen. Eintracht-Stadion und Olympiastadion, das passt und gefällt lernunwilligen Journalisten. Ganz praktisch hält es übrigens auch der Augsburger Verkehrsverbund. Die Haltestelle an der SGL-Arena heißt "Haltestelle Fußball-Arena". Dieser Name hat wenigstens Bestand.

5. Früher war das Doping gesünder

Seinen 50. Geburtstag feierte das Aktuelle Sportstudio im ZDF, da lag es nahe, mit Franz Beckenbauer wandelnde Sportgeschichte einzuladen. Wie von einer Lichtgestalt nicht anders zu erwarten, gab es denn auch viel Erhellendes zu hören, besonders zum Thema Doping in der aktiven Zeit Beckenbauers. "Ich wurde nie dazu genötigt, etwas zu nehmen, von dem ich nicht wusste, was das ist", sagte Beckenbauer. "Natürlich haben wir auch unsere Vitaminspritzen bekommen, also keine Ahnung, der Doktor hat gesagt, es wären Vitaminspritzen." Das Publikum lachte, Moderator Michael Steinbrecher hakte nicht nach, und Rudi Völler durfte von der Zeit Ende der 80er berichten, in der dann sogar Dopingkontrollen eingeführt wurden. Alles toll also im Fußball? Ein paar Vitaminspritzen, fürs gute Befinden, das kann doch nicht schaden, oder? Franz Beckenbauer war sich plötzlich sowieso nicht mehr sicher, worüber er da eigentlich redete: "Ist eine Vitaminspritze leistungssteigernd oder Doping? Was ist Doping?" Ja, Franz Beckenbauer, was ist eigentlich dieses Doping, von dem alle immer reden? Wir wissen es ja auch nicht, aber schön, dass sie uns was erzählt haben, von gesunden Vitaminspritzen, die doch nur ein bisschen die Leistung steigern.

6. Die Bundesliga kommt schneller auf Touren als Usain Bolt

Der dritttorreichste erste Spieltag der Bundesliga-Geschichte mit 37 Toren, die meisten seit 20 Jahren, ein Aufsteiger an der Tabellenspitze, im Schnitt mehr als 40.000 Zuschauer in den Stadien, zwei Elfmeter innerhalb von 83 Sekunden in München, ein Phantomtor in Sinsheim: Mehr Spektakel passt fast nicht in ein Wochenende. "Am meisten habe ich mich gefreut, dass es wieder losgeht", hatte Arjen Robben nach dem munteren Auftaktspiel in München gegen Borussia Mönchengladbach gesagt. "Vorbereitung ist halt nicht das Schönste." Ja, das wissen wir. Und auch, dass die Bayern jetzt seit 26 Spielen ungeschlagen sind. In der kommenden Woche geht es nach Frankfurt. Wir freuen uns auf den zweiten Spieltag.

Quelle: ntv.de

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