Fußball-Rock gegen Titelfluch Klopp und Liverpool sind reif für CL-Triumph
01.06.2019, 12:07 Uhr
Seit 2013 stand Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund und dem FC Liverpool in sechs Endspielen - erfolglos. Im Finale der Champions League soll nun der erste Titel her. Gegen Tottenham Hotspur geht der Trainer mit seinen "Reds" als Favorit ins Duell.
Es ist schon eine Leistung für sich, dass Jürgen Klopp heute Abend mit dem FC Liverpool gegen Tottenham Hotspur im Finale der Champions League (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) steht - es ist das achte Endspiel seiner Karriere als Fußballtrainer. In fast jeder Saison erreichte der 51-Jährige wenigstens in einem Wettbewerb das Endspiel. Aber eine Trophäe durfte er nie mit nach Hause nehmen. Entweder er scheiterte mit seinen Teams an der individuellen Überlegenheit des Gegners oder stolperte wie im Duell mit Real Madrid im vergangenen Jahr über eigene Aussetzer. Damals hatte sich Torhüter Loris Karius - nach einem Ellbogencheck von Sergio Ramos - zwei grobe Patzer erlaubt und war damit maßgeblich an der 1:3-Niederlage beteiligt.
Zudem wirkten Klopps Teams nicht immer erwachsen genug, um diese entscheidenden Partien, die stets eine ganz besondere Dynamik entwickeln, für sich zu entscheiden. Der für Klopp klassische Heavy-Metal-Fußball brachte den BVB oder Liverpool zwar Erfolg in den K.o.-Runden, aber eben nicht, wenn es um den Pokal ging. Dann ging seinen Spielern zuweilen der Sprit aus und sie wurden bitter abgestraft.
Weniger Heavy Metal
In dieser Saison aber scheint eine neue Klopp-Mannschaft auf dem Rasen zu stehen. Der wilde, anarchische Heavy Metal muss reiferem Rock weichen. Anstatt sich mit Pressing und vielen Umschaltsituationen auf einen kräftezehrenden Schlagabtausch mit dem Gegner einzulassen, kontrolliert Liverpool immer häufiger das Geschehen mit viel Ballbesitz und durchdachten Passstafetten.
Genau diese Weiterentwicklung kann in einem Endspiel wie dem anstehenden entscheidend sein. Liverpool muss nicht mit aller Macht versuchen, Tottenham in Fehler zu zwingen. Die "Reds" gehen als Favoriten in dieses Duell und können auf die eigene Überlegenheit vertrauen. Diese Konstellation sollte Klopps Spielern ein ganz anderes Selbstbewusstsein geben.
Stärkstes Team in Europa
Mit seinem herausragenden Sturm, der taktischen Reife und den Ergebnissen der letzten Jahre kann Liverpool mit Fug und Recht als stärkstes Team in Europa eingestuft werden. Die "Reds" stehen in ihrem dritten internationalen Finale in vier Jahren. In der Premier League lieferten sie sich mit Manchester City ein enges Titelrennen und scheiterten nur hauchdünn.
Genau dieses hauchdünne Scheitern soll sich nun im Endspiel gegen Tottenham nicht wiederholen. In der Liga trennten beide Teams 26 Punkte. Die zwei direkten Duelle entschied Liverpool jeweils mit 2:1 für sich. Anders als in den Vorjahren ist Klopps Team eben kein Außenseiter. Und wenn die letzten Wochen und Monate Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der "Reds" geben, dann erwartet Tottenham ein Gegner, der mit Ruhe und einem Plan den Ball durch die eigenen Reihen spielen wird, der auf seine Chance und die Lücken in der Verteidigung lauert und der nicht überhastet Fehler begeht.
Das alles ist nicht vergleichbar mit anderen Klopp-Teams, die mit viel Krawall und Angriffslust, aber nicht immer mit der notwendigen Präzision und Sorgfalt in den Endspielen auftraten. "Das ist die beste Mannschaft, mit der ich bisher im Finale war", sagte Klopp kürzlich im Interview mit "DAZN" über das diesjährige Liverpool. Alles spricht für den ersten Titelgewinn in der Champions League.
Quelle: ntv.de