Fußball

"Menschen in Gefahr gebracht" Klopps Europa-Abschied sorgt für Ärger

Atlético-Fans konnten in England  noch Mitte März Stadionluft schnuppern. Daheim war es ihnen da schon verboten.

Atlético-Fans konnten in England noch Mitte März Stadionluft schnuppern. Daheim war es ihnen da schon verboten.

(Foto: imago images/Action Plus)

Als 3000 Fans von Atlético Madrid zum Champions-League-Spiel nach Liverpool reisen, sind daheim Massenveranstaltungen verboten und Schulen geschlossen. Hochrangige Politiker kritisieren, dass das Spiel überhaupt stattfand. Eine Regierungsberaterin äußert sich ungewöhnlich offen.

Das Champions-League-Spiel zwischen Premier-League-Spitzenreiter FC Liverpool und dem spanischen Fußball-Topklub Atlético Madrid steht im Fokus neuer Untersuchungen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus in Liverpool. Das berichtet die BBC. Die Partie fand am 11. März vor 52.000 Zuschauern statt, davon kamen 3000 aus Madrid. In Spanien waren zu diesem Zeitpunkt bereits erste Ausgangssperren in Kraft getreten.

Bislang gibt es zwar noch keine konkreten Infektionsfälle, die mit dem Spiel in Verbindung gebracht werden können. Die wissenschaftliche Hauptberaterin der Regierung, Angela McLean, sagte der BBC aber, es bräuchte weitere Untersuchungen: "Wenn alles untersucht ist, wird es sehr interessant sein, zu sehen, in welcher Beziehung das Virus in Liverpool zu dem in Spanien steht."

Auch der Bürgermeister von Madrid, Jose Luis Martinez-Almeida, sagte am Wochenende beim Radiosender Onda Cero, dass es ein "Fehler" gewesen sei, Atlético-Fans zu dem Spiel fahren zu lassen. "Es hat keinen Sinn gemacht, dass zu diesem Zeitpunkt 3000 Atlético-Fans nach Anfield reisen konnten."

"So weit ist ein hochrangiger Regierungsberater noch nicht gegangen und hat zugegeben, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen dem Spiel Liverpool gegen Atlético Madrid und dem Coronavirus-Ausbruch gibt, den die Stadt seither erlitten hat", kommentierte die BBC die Aussagen McLeans. "McLeans Bemerkungen könnten den Druck auf die Regierung, die damaligen beratenden Minister und die Uefa noch erhöhen."

"In dieser Nacht wurden Menschen in Gefahr gebracht"

Ian Byrne, Labour-Abgeordneter aus Liverpool, hatte darauf hingewiesen, dass "wenn wir in Madrid gespielt hätten, hätten sie nicht kommen dürfen". In der spanischen Hauptstadt waren zum Zeitpunkt des Spiels Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen untersagt, auch Schulen waren bereits geschlossen.

Zwei Tage nach dem Spiel in Anfield beschloss die Premier League eigenhändig, ihre Saison vorerst auszusetzen. Es dauerte weitere drei Tage und die Erklärung der Weltgesundheitsorganisation, die Menschheit befinde sich im Griff einer Pandemie, bis Englands Premierminister Boris Johnson endlich von Großveranstaltungen abriet.

Professor John Ashton, der ehemalige Regionaldirektor für öffentliche Gesundheit in Nordwestengland, sagte schon Anfang April dem "Guardian": "3.000 Anhänger aus einem Gebiet mit sehr hoher Inzidenz zu bringen, war im Grunde genommen einfach falsch, und die Ansicht, dass Freiluftveranstaltungen keine Bedrohung darstellen, ist wirklich vereinfachend. Ich hoffe, dass ich mich irre, aber ich glaube, dass in dieser Nacht Menschen in Gefahr gebracht wurden".

In Liverpool sind bereits 246 Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben. Madrid ist eine der am schlimmsten betroffenen Städte in ganz Europa.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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