Fußball

Nationaler Notstand bei DFB-Elf? Löw-Team liefert unschlagbare Argumente

"Wir haben ein Stück weit Bedarf", sagt Bundestrainer Löw. Aber Notstand? Davon kann keine Rede sein.

"Wir haben ein Stück weit Bedarf", sagt Bundestrainer Löw. Aber Notstand? Davon kann keine Rede sein.

(Foto: REUTERS)

Auf dem Weg zur EM stören einige Baustellen die DFB-Elf. Ein Sieg heute gegen Irland wäre hilfreich, aber noch keine Lösung. Kein Grund für Bundestrainer Joachim Löw, unruhig zu werden. Er hat ja zwei Jahre Zeit.

Läuft da irgendetwas schief bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft? Immerhin hat sie als Weltmeister zwei von drei Spielen verloren, dem 2:4 im Freundschaftsspiel gegen Argentinien folgten in der Qualifikation zur Europameisterschaft ein 2:1 gegen Schottland und am Samstag das 0:2 in Warschau gegen Polen. Heute gegen Irland (ab 20.45 Uhr bei RTL und im Liveticker bei n-tv.de) muss gegen Irland ein Sieg her. Klingt doch verdächtig nach nationalem Notstand, oder? Per Mertesacker würde die Frage so beantworten: "Wat woll'n se?!" Und der Mann läge damit nicht so ganz falsch.

Deutschland - Irland, 20.45 Uhr

Deutschland: Neuer (FC Bayern/28 Jahre/55 Länderspiele) - Rüdiger (VfB Stuttgart/21/3 Tore), Boateng (FC Bayern/26/48), Hummels (Borussia Dortmund/25/37), Durm (Borussia Dortmund/22/4) - Rudy (1899Hoffenheim/24/3), Kroos (Real Madrid/24/54) - Müller (FC Bayern/25/59), Draxler (Schalke 04/21/14), Bellarabi (Bayer Leverkusen/24/1) - Götze (FC Bayern/22/38).
Irland: Forde (FC Millwall/34/21) - Meyler (Hull City/25/11), O'Shea (FC Sunderland/33/99), Wilson (Stoke City/27/19), Ward (FC Burnley/29/27) - McGready (FC Everton/28/71), Whelan (Stoke City/30/60), Quinn (Hull City/28/9), McClean (Wigan Athletic/25/24) - Walters (Stoke City/31/28) - Keane (Los Angeles Galaxy/34/136)
Schiedsrichter: Skomina (Slowenien).

Was nicht heißen soll, dass alles rund läuft. Es gibt sie, die Baustellen im DFB-Team. Aber worüber reden wir, wenn wir über Baustellen reden? Baustellen sind etwas Provisorisches, etwas Vorübergehendes, nur beim Berliner Flughafen ist das etwas anderes. Aber die deutsche Nationalelf ist kein von Dilettanten geplantes Großprojekt in der Warteschleife, sie ist in vollem Betrieb. Und das recht erfolgreich, wie jüngst bei der WM in Brasilien, als keine Mannschaft besser war.

Nun haben der Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft noch knapp zwei Jahre Zeit, sich um die kleinen Baustellen zu kümmern: Was ist mit den vielen Verletzten? Wer ersetzt die Zurückgetretenen? Wer soll außen verteidigen? Wer die Tore schießen? Leidet die Stimmung, wenn die Weltmeister sich als schlagbar erweisen?

Den laufenden Betrieb stören die Baustellen nicht wesentlich. Am 10. Juni 2016 beginnt in Frankreich die EM. Die Qualifikation für dieses Turnier, darin sind sich alle einig, darf getrost als Testlauf betrachtet werden. Die deutsche Elf spielt mit Polen, Schottland, Irland, Georgien und Gibraltar in der Gruppe D, die beiden Erstplatzierten fahren auf jeden Fall, der Gruppendritte erhält eine Zusatzsatzchance in zwei Playoffpartien. Das ist nicht das Thema.

Der Weltmeister ist schlagbar

Der Bundestrainer ist sich sicher, die Probleme bis zur EM in den Griff zu bekommen. Oder besser: Er weigert sich einfach, die Probleme als solche zu bezeichnen. "Große Problematiken sehe ich nicht. Wir haben ein Stück weit Bedarf." Er argumentiert mit der Kraft des Weltmeisters. Vor Brasilien habe es geheißen: "Wir haben keine Stürmer mehr - und vergessen, dass wir die meisten Tore bei dem Turnier geschossen haben. Oder die Innenverteidigung funktioniert nicht - dann stellen wir fest, dass wir die wenigsten Gegentore bekommen." Das sind durchaus solide, um nicht zu sagen unschlagbare Argumente. Kurzum: Solche Probleme könne man auch kurzfristig lösen.

Darf Draxler gegen Irland von Beginn an ran?

Darf Draxler gegen Irland von Beginn an ran?

(Foto: REUTERS)

Klar, Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Mario Gomez, Marco Reus, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und jetzt auch Christoph Kramer fehlen verletzt oder krank. Für Löw kein Grund, das als Entschuldigung zu nutzen. Per Mertesacker, Miroslav Klose und Philipp Lahm sind gar nicht mehr dabei. Das ist halt so. Eine Fußballmannschaft ist nichts Statistisches, keine Maschine, die, einmal justiert, auf absehbare Zeit reibungslos läuft. Auch wenn es sich bei Lahm um einen Verlust handelt, der sich nicht aufwiegen lässt. Der Kapitän des FC Bayern fehlt im Grunde am rechten und am linken Ende der Viererabwehrkette.

Eine Überraschung ist das aber nicht. "Es war klar, dass es nicht möglich sein wird, nach dem Rücktritt von Philipp Lahm jahrelange Weltklasse in ein paar Wochen zu ersetzten. Diese Träume müssen wir uns abschminken." Genau deshalb halte er am jungen Dortmunder Erik Durm und am noch jüngeren Stuttgarter Antonio Rüdiger fest. "Den Außenverteidigern gebe ich viel Zeit", sagt Löw.

Und die Stimmung? "Die Mannschaft wirkt auf mich nicht tief enttäuscht", gab der Bundestrainer zu Protokoll. Zu dem Thema hatte Julian Draxler  etwas zu sagen. Der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 ist heute mit der berechtigten Hoffnung aufgewacht, am Abend gegen Irland in der Startelf zu stehen. "Weltmeister zu sein", sagte er gestern, "heißt ja nicht, dass wir unschlagbar sind. Aber wir arbeiten daran, an den Status der Unschlagbarkeit wieder nahe heranzukommen."

Klingt doch ganz optimistisch. Erst einmal aber dürfte ein Sieg gegen die Iren genügen. Nicht, dass noch jemand den nationalen Notstand ausruft. Oder um mit dem Mann aus der Eistonne zu sprechen: "Wat woll'n se?!"

Quelle: ntv.de

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