Fußball

Nicht ohne meinen Bierhoff Löw gibt den Klinsmann

Im Vertragsstreit um Fußball-Bundestrainer Joachim Löw kann niemand den Beteiligten absprechen, dass sie sich nach außen hin bemühen, den Schaden zu begrenzen. Für Löw gibt es jetzt nur noch das Projekt Weltmeisterschaft. Sagt er. Was danach ist, lässt er offen. Wie Jürgen Klinsmann vor der WM 2006. Der danach nicht weitermachen wollte.

Ein Team: Joachim Löw und Oliver Bierhoff.

Ein Team: Joachim Löw und Oliver Bierhoff.

(Foto: AP)

Bundestrainer Joachim Löw ist ein Profi. Und so sagt er das, was ein Profi eben sagen muss: " Wir haben jetzt den Auftrag, uns ganz auf die WM zu konzentrieren und sie mit aller Kraft und Dynamik vorzubereiten". Daher werde es vorher auf keinen Fall neue Gespräche über eine Vertragsverlängerung geben. Für ihn gibt es jetzt nur noch das Projekt Weltmeisterschaft. Was danach kommt, ist offen. Wie bei Jürgen Klinsmann, der beim Turnier 2006 immerhin Platz drei erreichte – und danach partout nicht weitermachen wollte..

Dabei ist Löw nach den geplatzten Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen Fußball-Bund immer noch sauer. Und zwar so sauer, dass die Auslosung der Qualifikationsgruppen zur Europameisterschaft 2012 am Sonntag zur Nebensache geriet. Es ist ja auch etwas seltsam, einen Mann zu den Gegnern in Spielen zu befragen, die im September beginnen. Und dieser Mann nicht weiß, ob er dann überhaupt noch für die Nationalmannschaft verantwortlich ist.

"Ich bin über den ganzen Ablauf stark verärgert"

Und so sagte Löw in Warschau: "Ich bin über den ganzen Ablauf stark verärgert." Und meinte damit nicht die Auslosung – sondern das Gebaren seines Arbeitgebers. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass mir der DFB mit dem Vertragsangebot in der vergangenen Woche ein Ultimatum gesetzt hat. Ich bin seit sechs Jahren leitender Angestellter, und wir haben mit unserem Team alles für den Erfolg der Nationalmannschaft und die Reputation des deutschen Fußballs getan. Da kann es nicht sein, dass ich ein Angebot innerhalb von 48 Stunden annehmen soll."

Zudem stellte Löw noch einmal klar: "Wer uns kennt, der weiß, dass wir keine Macht- oder Geldgier haben. Es geht uns um andere Dinge wie die Entwicklung der Mannschaft." Das klingt nicht nach Versöhnung, zumal Löw eines unterstrich: Wenn er weitermacht, dann nur mit Teammanager Oliver Bierhoff. "Wir sind und bleiben ein Team, das in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet hat und das auch in Zukunft tun wird."

Bierhoff bleibt der Buhmann

Genau das ist das Problem. DFB-Chef Theo Zwanziger hatte zwar am Samstag im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" betont, Löw als Nationaltrainer halten zu wollen. Zwanziger sagte aber auch, dass das Problem bei den Vertragsverhandlungen die Forderungen des Nationalmannschaftsmanagers Oliver Bierhoff gewesen seien. Dessen "Forderung nach mehr Kompetenz war nicht machbar".

"So sollte man nicht mit dem Bundestrainer und seinem Team umgehen": Oliver Bierhoff.

"So sollte man nicht mit dem Bundestrainer und seinem Team umgehen": Oliver Bierhoff.

(Foto: AP)

Bierhoff hatte bei der Präsidiumssitzung des DFB am vergangenen Donnerstag die Interessen der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft vertreten, sprach also für Löw, dessen Assistenten Hansi Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke. Dennoch konzentriert sich Zwanzigers Kritik auf Bierhoff. Während es in den Gesprächen mit Löw nur um Details gegangen sei, habe Bierhoff Mitte Januar "neue Fakten geschaffen, indem er uns Entwürfe für neue Verträge präsentiert hat – da ist eine ganz andere Dimension entstanden". Der sieht das anders und sagte am Sonntag in Warschau der ARD: "So sollte man nicht mit dem Bundestrainer und seinem Team umgehen. Da geht es auch um die Form."

Und was ist bei einer Niederlage gegen Argentinien?

Eines ist klar: Der Verband wollte Bierhof in die Schranken weisen – und hat den Bundestrainer geschwächt hat. Da hilft es wenig, dass alle Beteiligten betonen, sich nun voll auf die WM konzentrieren zu wollen. Löw fährt nun - ungeachtet seiner Verdienste und dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft 2008 - nicht mit voller Rückendeckung des Verbandes zur WM nach Südafrika.

Womit wir wieder bei Jürgen Klinsmann sind – und der Zeit vor der Weltmeisterschaft 2006. Als der DFB Matthias Sammer gegen Klinsmanns Willen als Sportdirektor installierte, Fußball-Deutschland über den Wohnsitz des Bundestrainers diskutierte – und dann auch noch die Nationalmannschaft mit 1:4 in Italien verlor. Damals herrschte Eiszeit zwischen der sportlichen Leitung und dem DFB – und der Boulevard wollte Klinsmann in die Wüste schicken. Noch ist es nicht so weit. Aber am 3. März spielt Löw mit seinem Team gegen Argentinien – und steht mehr unter Druck, als es ihm lieb sein dürfte.

Den besten Tipp hat aber immer noch Berti Vogts parat. Der trainiert in Aserbaidschan, kennt sich aber als ehemaliger Bundestrainer bestens aus. Berti Vogts sagte: "Man muss es verdrängen". Gute Idee. Aber das wird nicht klappen.

Quelle: ntv.de

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