Fußball

Bierhoff als böser Bube? Löw und Zwanziger reden

Im Streit zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und Joachim Löw bleiben weiter Fragen offen – auch wenn DFB-Chef Theo Zwanziger versichert, Löw gerne als Bundestrainer behalten zu wollen. Und inzwischen mit Löw gesprochen hat.

"Ich will ihn behalten." Sagt Theo Zwanziger über Joachim Löw.

"Ich will ihn behalten." Sagt Theo Zwanziger über Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, hat vier Monate vor der Weltmeisterschaft in Südafrika versucht, im Vertragsstreit mit Bundestrainer Joachim Löw die Wogen zu glätten. "Ich will ihn behalten. Wenn wir die WM erfolgreich spielen, dann werde ich mit Löw sprechen. Und wenn wir nicht so erfolgreich spielen, dann auch. Er wird immer mein erster Ansprechpartner sein", sagte Zwanziger der "Süddeutschen Zeitung", bevor er sich am Samstag mit Löw in Frankfurt traf.

"Ich habe gespürt, dass dem Präsidenten daran liegt, die WM-Vorbereitung in dem engen Vertrauensverhältnis fortzuführen, das uns seit Jahren verbindet, auch wenn es jetzt nicht zu der beabsichtigten Vertragsverlängerung über die WM 2010 hinaus gekommen ist", erklärte Löw nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes vor dem Abflug zur EM-Qualifikationsauslosung nach Warschau. Zwanziger hatte seinen Flug vorverlegt, um mit Löw nach Warschau zu reisen. Das klingt nach Versöhnung, geklärt ist aber nichts.

Oliver Bierhoff bleibt ein Problem

Denn das Problem bei den Vertragsverhandlungen seien die Forderungen des Nationalmannschaftsmanagers Oliver Bierhoff gewesen, hatte Zwanziger der "Süddeutschen Zeitung" gesagt. Dessen "Forderung nach mehr Kompetenz war nicht machbar". Bierhoff hatte bei der Präsidiumssitzung des DFB am Donnerstag die Interessen der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft vertreten, sprach also für Löw, dessen Assistenten Hansi Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke. Dennoch konzentriert sich Zwanzigers Kritik auf Bierhoff. Während es in den Gesprächen mit Löw nur um Details gegangen sei, habe Bierhoff Mitte Januar "neue Fakten geschaffen, indem er uns Entwürfe für neue Verträge präsentiert hat – da ist eine ganz andere Dimension entstanden".

"Bundestrainer ist doch ein Traumjob": Franz Beckenbauer.

"Bundestrainer ist doch ein Traumjob": Franz Beckenbauer.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Teammanager Oliver Bierhoff verteidigte sich am Samstag nach der Ankunft in Warschau: "Viele Zahlen, die genannt wurden, sind überhaupt nicht richtig und viele Dinge sind dadurch durcheinandergeworfen worden." Die Unruhe wundere ihn ein wenig. "Ich verstehe es nicht, denn wir haben einen verhandelbaren Vertrag vorgelegt"

Beckenbauer: "Der Übernahmeversuch ist gescheitert"

Franz Beckenbauer, der als Mitglied des Exekutivkomitees des Weltverbandes Fifa dem DFB-Präsidium angehört, unterstützt Zwanziger. "Es war absolut richtig, die Forderungen von Oliver Bierhoff nicht zu akzeptieren. Auch in Zukunft darf nur das DFB-Präsidium über den Bundestrainer entscheiden und nicht ein Nationalelf-Manager. Ein Vetorecht war nicht akzeptabel. Meine Meinung: Der Übernahmeversuch ist gescheitert", sagte Beckenbauer der "Bild"-Zeitung.

Sollten die beiden Parteien keinen gemeinsamen Kurs finden und sollte Löw nach der WM aufhören, wäre das für den ehemaligen DFB-Teamchef kein großes Problem: "Keiner ist unentbehrlich. Es gibt auch noch andere, die es können. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht die Forderungen. Bundestrainer ist doch ein Traumjob, der ordentlich bezahlt wird."

Zwanziger: "Nicht die Schicksalsfrage der Nation"

Währenddessen bemühte sich DFB-Präsident Zwanziger in der "Süddeutschen Zeitung", die Brisanz der Auseinandersetzung herunterzuspielen: "Es ist nicht die Schicksalsfrage der Nation, ob ein Bundestrainer mit einem auslaufenden oder laufenden Vertrag in ein Turnier geht. Jetzt gehen wir halt in die WM in der angedachten Konstellation."

Will nicht irritieren: Joachim Löw.

Will nicht irritieren: Joachim Löw.

(Foto: dpa)

Aber genau das könnte zum Problem werden. Auch wenn alles, was in der Welt des Fußballs passiert, herzlich wenig mit Schicksal zu tun hat. Alles deutet darauf hin, dass der Verband den Nationalmannschaftsmanager Bierhof in die Schranken weisen wollte – und den Bundestrainer geschwächt hat. Löw fährt nun ungeachtet seiner Verdienste und dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft 2008 zur WM nicht mit voller Rückendeckung des Verbandes nach Südafrika.

Löw rudert zurück - ein wenig

Löw selbst hatte am Freitag mit einer öffentlichen Erklärung für weiteren Zündstoff gesorgt. "Von unserer Seite wurde ein verhandelbarer Vorschlag vorgelegt, uns dagegen wurde ein nicht-verhandelbares Angebot zugestellt", über das in 48 hätte entschieden werden müssen, sagte der Bundestrainer. Zudem bestritt der 50-Jährige, dass es bereits eine Einigung zwischen ihm und Zwanziger gegeben habe, wie es der Präsident im Dezember verkündet hatte. "Einen Handschlag-Vertrag hat es nicht gegeben."

Nun ruderte Löw ein wenig zurück. Er habe gespürt, "dass meine Stellungnahme vom Freitag bei Dr. Zwanziger große Irritationen ausgelöst hat, weil dadurch in der Öffentlichkeit die Diskussion aufgekommen ist, er habe Unwahrheiten verbreitet oder sei daran beteiligt gewesen. Dies war von mir zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt."

Quelle: ntv.de

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