"Aubas" exzentrischer Jubel Maskenball als Egotrip
02.04.2017, 09:01 Uhr
Jubel mit Maske: Pierre-Emerick Aubameyang nach seinem Treffer zum 0:1.
(Foto: imago/DeFodi)
Dortmunds Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang brüskiert seinen Arbeitgeber. Nach dem Führungstreffer gegen Schalke posiert er im Outfit seines privaten Sponsors.
Als im 150. Revierderby die 53. Minute lief, musste es bei Massimo Mariotti ganz schnell gehen. Eigentlich ist der 55-jährige Schweizer bei Borussia Dortmund ja als Dolmetscher angestellt, doch nun war er mal wieder in seinem Zweitjob als Requisiten-Lieferant gefragt. Also sprintete Mariotti in der Schalker Arena an der Seitenlinie entlang und bediente Pierre-Emerick Aubameyang mit einem präzisen Wurf. Der Torjäger des BVB hatte soeben zur Führung eingeschoben, nun streifte er sich eine Maske über.
Das ist neben ultraschnellen und vorwiegend gold lackierten Sportwagen sein zweites Hobby. Den Spiderman hat Aubameyang schon gegeben, Batman auch, wobei ihm sein Kumpel Marco Reus als Robin assistierte. Nun also eine neue Maske, die Rätsel aufgab. Die Experten wälzten sämtliche Comik-Enzyklopädien, wurden jedoch nicht fündig. Wie auch, denn die neueste Verkleidung war bis dato nahezu unbekannt.
Der Mann mit der Maske, der seine exzentrische Ader so gern auf dem Fußballplatz auslebt, war dieses Mal über das Ziel hinausgeschossen. Der Auftritt geriet eher peinlich, weil der Maskenball ein Egotrip war. Es handelte sich um eine Aktion seines Privatausrüsters Nike, der Aubameyang im Netz in Werbespots als "maskierten Vollstrecker" auftreten lässt.
Nun droht dem Gabuner ein Nachspiel. Sein Arbeitgeber, der Aubameyang monatlich ein üppiges Salär überweist, läuft nämlich in Trikots des Konkurrenten Puma auf. Als Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über den Hintergrund von Aubameyangs Aktion aufgeklärt wurde, reagierte er mit säuerlicher Mine: "Wenn das so sein sollte, werden wir darüber sicherlich nochmal reden", sagte der Geschäftsmann: "Das wird dann auch möglicherweise ein bisschen schwieriger für ihn."
Fehlt der Killer-Instinkt?
Oder teuer. Wie auch immer, Aubameyang, der gern verrückte Frisuren zur Schau trägt oder sich unerlaubt mit dem Privatjet zu einem Kurztrip nach Mailand absetzt, stand mal wieder im Mittelpunkt. Nicht nur in dieser Szene, sondern auch danach, als er sich freistehend zu einem Querpass entschied, anstatt das vorentscheidende 2:0 zu erzielen. Am Ende mussten sich die Dortmunder glücklich schätzen, die kurze Heimreise mit einem 1:1 anzutreten, weil sie es versäumt hatten, aus besten Möglichkeiten Kapital zu schlagen.
Nicht zum ersten Mal. Anstatt um den Titel mitzuspielen, rangiert dieses Ensemble aus Hochbegabten acht Spieltage vor Saisonende auf Rang vier und muss um die direkte Teilnahme an der Champions League fürchten. Fehlt der Mannschaft der Killer-Instinkt, um die spielerische Überlegenheit gegen Widersacher wie weitgehend biedere Schalker im Ergebnis zu manifestieren? So weit mochte Trainer Thomas Tuchel nicht gehen, der das anhand der beiden Schlüsselszenen darlegte: Bei Aubameyangs Großchance konstatierte der 43-Jährige, es zeichne seinen Goalgetter "in erster Linie aus, dass er den Kopf hochnimmt und nicht nur auf das eigene Torkonto spielt". Und bei Dembélés Pfostentreffer kurz darauf, "da geht es um Zentimeter, das hat er sehr präzise und konzentriert abgeschlossen".
Kein Vorwurf also, und dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack: "Es gibt schon Situationen, da hast du das Gefühl, es fehlt der absolute Wille, auch mal ein dreckiges Tor zu machen." Noch ein Schlenker, eine weitere Pirouette. Doch solange die B-Note im Fußball nicht eingeführt ist, bleibt fehlende Zielstrebigkeit ein Manko. Tuchel weiß das und spricht davon, der Mangel an Kaltschnäuzigkeit sei auch der Jugend geschuldet: "Das sind talentierte und neugierige Spieler, dieser Lernprozess gehört dazu."
Zumindest in der Öffentlich kann der ehrgeizige Trainer damit leben. Auch seinen Torjäger nahm Tuchel in Schutz, als er mit dem Vorwurf konfrontiert wurde, Aubameyang erhebe sich mit seinem Torjubel über den Gegner. Er finde es "heuchlerisch, daraus eine arrogante Szene zu machen", betonte der Schwabe: "Das sind doch die Bilder, die auch in zehn Jahren noch gezeigt werden. Das ist sein Spiel, das gehört bei ihm nun mal dazu. Das geht doch nicht gegen Schalke 04 – da geht es nur um 'Auba' und unsere Fans."
Quelle: ntv.de