Rauswurf als Bulgariens Nationalcoach Matthäus ist wieder zu haben
19.09.2011, 19:00 Uhr
Freigestellt: Die Fußball-Ehe zwischen Lothar Matthäus und Bulgarien wurde geschieden.
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Schon der Start von Lothar Matthäus als bulgarischer Fußball-Nationalcoach stand unter keinem guten Stern. "Das Maximale, was er rausholen kann, ist noch mal zu heiraten", spottete Bulgariens Premier 2010. Matthäus gab unverdrossen das Ziel EM-Qualifikation aus, scheiterte und wurde jetzt gefeuert - ohne neue Gattin.
Lothar Matthäus hat auch sein siebter Job als Trainer im Ausland nicht viel Glück gebracht, jetzt schielt der Rekordnationalspieler wieder einmal auf eine Anstellung in Deutschland: Der Weltmeister von 1990 ist am Montag nach nur einem Jahr als Bulgariens Fußball-Nationaltrainer entlassen worden - quasi zur selben Stunde wie Michael Oenning beim Bundesliga-Schlusslicht Hamburger SV.
"Natürlich würde ich gerne in Deutschland mal zeigen, was ich leisten kann", hatte Matthäus am Wochenende via "Bild"-Zeitung verkündet, wohl ahnend, dass es mit seiner Anstellung in Bulgarien schnell zu Ende gehen würde. Wenige Stunden nach seiner Entlassung versicherte er, dass er sich mit "guten Gefühlen" aus Bulgarien verabschiedet habe. "Ich habe viele Freunde in Bulgarien zurückgelassen und werde mit Sicherheit zurückkommen", sagte Deutschlands Rekordnationalspieler dem Internetmagazin "sportal.bg".
"Nur ärmliche Resultate"

Warme Worte gab ihm Verbandschef Borislaw Michailow nicht mit, er findet nämlich: "Bulgarien hat unter ihm nur ärmliche Resultate erreicht."
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Die Trennung, teilte Verbandschef Borislaw Michailow in Sofia mit, sei einvernehmlich erfolgt. "Bulgarien hat unter ihm nur ärmliche Resultate erreicht, und es gibt Spannungen zwischen ihm und den Spielern", erklärte Michailow. Unter Matthäus hatten die Bulgaren die angestrebte Qualifikation für die Europameisterschaft 2012 in der Ukraine und Polen klar verpasst. Nachfolger des 50-Jährigen ist der Bulgare Michail Madanski.
Matthäus hatte schon gemutmaßt: "Ich muss nach den letzten beiden Niederlagen damit rechnen, dass im November Schluss ist." Die Bulgaren hatten zuletzt ein 0:3 gegen England und ein 1:3 gegen die Schweiz kassiert. Sein bisheriger Vertrag läuft am Ende der EM-Qualifikation aus. Der Weltmeister von 1990 betonte aber mehrfach, er habe sich mit dem Verband per Handschlag eigentlich auf eine Verlängerung des Kontrakts bis 2013 geeinigt.
Michailow erklärte, dass Matthäus keine Abfindung erhält. "Ich glaube nicht, dass die Einstellung von Matthäus ein Fehler war", meinte Michailow nach Angaben der Nachrichtenagentur BTA. "Es ging einfach nicht." Die Entscheidung, ihn abzulösen, sei nach einer Analyse der drei jüngsten Niederlagen getroffen worden. Dazu kämen "Skandale um die Mannschaft sowie das schlechte Klima im Team". Matthäus "kann damit nicht fertig werden", kritisierte der Verbandschef. Er bemängelte auch, dass der Coach mehr im Ausland lebt: "Wir sind damit nicht zufrieden."
"Einige sehr hübsche Cheerleader"

Ganz ohne lästige Trainerverpflichtungen kann Matthäus mit Freundin Joanna Tuczynska das Oktoberfest genießen.
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Zuletzt hatte sich Bulgariens Ministerpräsident Bojko Borissow wieder einmal abfällig über den Ex-Profi von Borussia Mönchengladbach und des FC Bayern München geäußert. Sogar seine Mannschaft Vitosha Bistritsa aus der 3. Liga "verteidigt besser als unsere Nationalelf", sagte Borissow und ließ eine Anspielung auf das Privatleben des deutschen Rekordnationalspielers folgen: "Er würde sich hier nicht langweilen. Es gibt einige sehr hübsche Cheerleader." Schon bei Matthäus' Amtsantritt im September 2010 hatte er gespottet: "Ich weiß nicht, was er in Bulgarien machen wird. Das Maximum, was er rausholen kann, ist noch mal zu heiraten."
Matthäus hatte seine Trainerkarriere 2001 bei SK Rapid Wien gestartet. Über Partizan Belgrad, die Nationalmannschaft Ungarns, Atlético Paranaense (Brasilien), Red Bull Salzburg und Maccabi Netanya (Israel) landete der Weltenbummler im vergangenen Oktober in Sofia. In Deutschland hat dem früheren "Weltfußballer des Jahres" und 150-fachen Nationalspieler noch kein Club die Verantwortung als Chefcoach zugetraut. In den Schlagzeilen stand "Loddar", die Blitzlichtgestalt des deutschen Fußballs, in den vergangenen Jahren dennoch regelmäßig - mit seinen Frauengeschichten.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa